Tinghir
Tinghir تنغير ⵜⵉⵏⵖⵉⵔ | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | Marokko | |||
Region: | Drâa-Tafilalet | |||
Provinz: | Tinghir | |||
Koordinaten | 31° 31′ N, 5° 32′ W | |||
Einwohner: | 36.391 (2004[1]) | |||
Höhe: | 1340 m | |||
Tinghir – mehrgeschossige hohe Lehmbauten bilden die Grenze zwischen der Neustadt und den Feldern der Palmenoase |
Tinghir, auch Tinerhir (Taschelhit ⵜⵉⵏⵖⵉⵔ, arabisch تنغير, DMG Tinġīr) ist eine Oasenstadt in Zentralmarokko in der Region Drâa-Tafilalet. Die Hauptstadt der Provinz Tinghir hat etwa 45.000 Einwohner – die meisten davon sind in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zugewanderte Angehörige verschiedener Berberstämme.
Lage
Tinghir liegt an der südlich des Hohen Atlas verlaufenden N10 etwa 165 Kilometer nordöstlich von Ouarzazate bzw. ca. 150 Kilometer westlich von Erfoud in einer Höhe von etwa 1340 Metern ü. d. M.
Wirtschaft
In früheren Zeiten dominierte ganz eindeutig die Oasenwirtschaft, die sich in den beiden großflächigen Dattelpalmenoasen südlich und östlich der Stadt ausbreitet und eine ganzjährige Selbstversorgung der Bewohner gewährleistete. Viehzucht spielte in allen Oasen nur eine untergeordnete Rolle.
Tinghir ist in regional bedeutsamer Verwaltungs- und Marktort. In der Stadt gibt es viele kleinere Handwerksbetriebe, Transportunternehmen, Ärzte und Apotheken sowie Groß- und Einzelhändler, die weite Teile der Umgebung mit ihren Produkten oder Dienstleistungen versorgen. Manch eine Familie lebt jedoch ganz wesentlich von den Geldüberweisungen der in die Städte des Nordens abgewanderten Männer.
Stadtbild
Das sehr lebendige Stadtzentrum von Tinghir wird durch das großteils gut erhaltene und noch bewohnte Ksar geprägt. Zwischen dem Ksar und der Nationalstraße N10 bilden rechtwinkelig angelegte Straßen das Verwaltungs- und Geschäftszentrum. Hier befinden sich auch der teilweise überdachte Markt, der zentrale Taxi-Standplatz und mehrere Hotels.
Die das Ksar umgebenden Stadtteile bestehen meist aus neuen, meist zwei- bis viergeschossigen Häusern mit Wänden aus Hohlblocksteinen, Decken und Treppenaufgängen aus Beton und einer Satellitenschüssel auf der Dachterrasse. Nach Fertigstellung des Rohbaus werden die Häuser – wie in Marokko üblich – verputzt und in gelblichen, hellroten bzw. rosa Farbtönen angestrichen.
An den Rändern der Dattelpalmenoasen finden sich noch zahlreiche, zumeist in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erbaute und teilweise noch zu Wohnzwecken genutzte, mehrgeschossige Bauten aus Stampflehm.
Kasbahs
Thami El Glaoui ließ – um seinen Machtanspruch zu dokumentieren – in den Jahren 1919 und 1930 gleich zwei Gebäudekomplexe mit politisch-strategischer und repräsentativer Bedeutung (Kasbahs) in Tinghir errichten. Beide monumental wirkenden Bauten wurden von den Bewohnern der Stadt jedoch schon immer als Fremdkörper angesehen und sind in argem Verfall begriffen – sie sind deshalb für Besucher nicht zugänglich.
Im Jahr 1944 wurde von Cheikh Bassou, dem Oberhaupt eines mit El Glaoui rivalisierenden Berberclans, ein Tighremt errichtet. Der Gebäudekomplex wurde sorgsam restauriert und wird heute als Hotel Tomboctou genutzt.[2]
Oasen
Eigentlich sind es zwei große Palmenoasen, die Tinghirs Reiz ausmachen und zu Erkundungsgängen auffordern – eine verläuft eher in ost-westlicher und die andere eher in nord-südlicher Richtung. Beide bilden grüne Uferlandschaften entlang des Oued Todgha und dort, wo die fruchtbaren Böden enden, beginnt die Bebauung. Früher waren dies – zum Teil sogar mehrgeschossige – Lehmbauten mit Ecktürmen in der Art der Tighremts, doch von ihnen hat sich nichts erhalten. Die noch existierenden – turm- und schmucklosen – Lehmbauten stammen allesamt aus der 2. Hälfte des 19. und der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Viele werden von den Eigentümern nicht mehr instand gehalten, denn in den lichtlosen, staubigen und mittlerweile auch einsturzgefährdeten Lehmhäusern will in der heutigen Zeit niemand mehr wohnen. Nur landflüchtige Kleinbauern, die zu den Ärmsten in Marokko gehören und sich in Tinerhir als Tagelöhner verdingen, haben keine andere Wahl und sind mit dem billigsten Wohnraum zufrieden.
Angebaut bzw. angepflanzt werden Getreide (Gerste), Gemüse (Bohnen, Kichererbsen, Möhren etc.) und Baumfrüchte (Datteln, Feigen, Granatäpfel, Oliven etc.). Die Bäume spenden überdies den für die Oasenwirtschaft notwendigen Schatten. Die Wasserversorgung erfolgt über das aus den Bergen ablaufende Schmelzwasser des Todgha-Flusses, welches mit Hilfe von – nur zeitweise betriebenen – Dieselpumpen, die die Handarbeit früherer Zeiten ersetzt hat, in kleine, höhergelegene Kanäle befördert wird und von dort auf die Felder gelangt.
Umgebung
Etwa zwölf Kilometer nördlich von Tinghir liegt die touristisch interessante Todra-Schlucht mit ihren spektakulären, etwa 300 Meter hohen und beinahe senkrecht abfallenden Felswänden.
Siehe auch
Weitere wichtige Städte an der sogenannten 'Straße der Kasbahs’ zwischen Ouarzazate und Erfoud sind:
Literatur
- Arnold Betten: Marokko. Antike, Berbertraditionen und Islam – Geschichte, Kunst und Kultur im Maghreb. DuMont, Ostfildern 2009 S. 304f ISBN 978-3-7701-3935-4
Weblinks
- Tinghir – Fotos + Text (engl.)
- Tinghir und Todgha-Schlucht – Fotos + Text
- Tinghir und Umgebung – Fotos + Text (franz.)
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerungsstatistik Marokko ( vom 1. Juli 2016 im Internet Archive)
- ↑ Die ins Hotel Tomboctou umgebaute Kasbah, abgerufen am 23. August 2015
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