Till Brönner

Till Brönner (2016)

Till Brönner (* 6. Mai 1971 in Viersen) ist ein deutscher Trompeter, Flügelhornist, Komponist, Professor für Jazztrompete und Fotograf.

Werdegang

Die Familie ging einige Jahre nach Tills Geburt für fünf Jahre nach Rom, wo Brönners Eltern als Lehrer an der deutschen Schule unterrichteten und Brönner den Kindergarten besuchte.[1] Er fiel durch sein Talent bei verschiedenen Schulorchestern auf. Er machte 1990 sein Abitur auf der Jesuitenschule Aloisiuskolleg in Bonn-Bad Godesberg und studierte dann Jazztrompete an der Hochschule für Musik Köln. Zu seinen wichtigsten Lehrern gehören Malte Burba und der amerikanische Jazz-Trompeter Bobby Shew. Im Jahre 1991 wurde Brönner Mitglied der RIAS Big Band (damals noch RIAS Tanzorchester) unter Horst Jankowski. 1993 erschien sein erstes eigenes Album Generations of Jazz (mit Ray Brown, Jeff Hamilton, Frank Chastenier und Grégoire Peters). Er erhielt den Preis der Deutschen Schallplattenkritik und den Preis der Deutschen Plattenindustrie. In Folge spielte er mit internationalen Jazzgrößen wie Dave Brubeck, Tony Bennett, Mark Murphy, James Moody, Monty Alexander, Nils Landgren sowie Klaus Doldinger und Joe Sample und ging 2003 mit der Soulsängerin Joy Denalane auf Tour. Er produzierte und komponierte für Hildegard Knef das Album 17 Millimeter (1999) und schrieb Soundtracks für Jazz Seen (2001) sowie Höllentour (2004) von Pepe Danquart.

Im April 2006 erschien sein in Los Angeles aufgenommenes Studioalbum Oceana. Auf der von Larry Klein produzierten CD sind unter anderem Madeleine Peyroux und Sängerin Carla Bruni als Gaststars beteiligt.

2006 produzierte er für den Bariton Thomas Quasthoff das Jazzalbum Watch What Happens, bei dem er auch als Trompeter mitwirkte. Das Album gewann den europäischen Musikpreis Echo.

Von 2004 bis März 2010 spielte und moderierte er in der Reihe Talkin’ Jazz der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn mit seiner Band und ausgewählten Gästen, darunter Paul Kuhn, Mousse T., Stefan Raab, Anke Engelke, Thomas Quasthoff, Nana Mouskouri und vielen mehr. Am 5. März 2010 war Peter Kraus sein letzter Gast der Reihe. 2009 spielte er als einer der Gastmusiker die Flügelhornparts auf dem Album Touch des Schweizer Electronicmusic-Duos Yello.

Till Brönner (2008)

2009 wurde Brönner zum Professor an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden berufen. Seit dem Wintersemester 2009/2010 lehrt er dort zusammen mit Malte Burba in der Fachrichtung Jazz, Rock und Pop.[2]

Von August bis November 2010 war Brönner gemeinsam mit Sarah Connor und George Glueck Jurymitglied und Mentor in der Castingshow X Factor, die auf RTL und VOX ausgestrahlt wurde. Er bekam die Kategorie der ab 25-Jährigen zugeteilt und gewann den Wettbewerb mit seiner Kandidatin Edita Abdieski. In der zweiten Staffel, die am 30. August 2011 startete, war er erneut Jurymitglied und Mentor und bekam erneut die Kategorie der ab 25-Jährigen. Am 6. Dezember 2011 gewann Brönner die Show wieder mit seinem Kandidaten David Pfeffer. Seinen Ausstieg aus der VOX-Talentshow begründete er mit seinem Hauptberuf als Jazzmusiker, der wieder seine ungeteilte Aufmerksamkeit verdiene.

2010 begann Brönner, auch als Fotograf zu arbeiten. Seine Porträts, meist mit einer Leica „M“ Kamera fotografiert, erschienen Ende 2014 in dem Bildband Faces of Talent (teNeues Verlag). Es folgten diverse Galerie- und Museums-Ausstellungen. Besondere Aufmerksamkeit erlangte 2019 eine Auftragsarbeit der Essener Brost-Stiftung, für die Brönner ein Jahr lang das Ruhrgebiet porträtierte. Die Ausstellung fand im Duisburger Museum Küppersmühle für Moderne Kunst unter dem Titel „Melting Pott“ statt.[3]

Im April 2016 wurde Till Brönner als einziger Jazzkünstler aus dem deutschsprachigen Raum von US-Präsident Barack Obama ins Weiße Haus eingeladen, um mit 45 internationalen Kollegen den International Jazz Day der UNESCO (30. April) mit einem Konzert zu feiern.[4] Im All-Star-Ensemble waren unter anderem Aretha Franklin, Morgan Freeman, Herbie Hancock, Sting, Pat Metheny, Diana Krall, Marcus Miller, Wayne Shorter, Chick Corea, John McLaughlin, Al Jarreau und Dianne Reeves.

Im Mai 2016 unterzeichnete Brönner nach über 15 Jahren beim Plattenlabel Universal einen internationalen Vertrag beim Label Sony Masterworks.

2020 wurden Fotos von Brönner in der Potsdamer Villa Schöningen unter dem Titel Heimweh ausgestellt. Die Ausstellung wurde kuratiert von Harald Falckenberg und Bernd Dinter, die neben Fotografien von Brönner auch Werke von Klaus Staeck und der Open Memory Box präsentierten.[5]

Angesichts der drohenden erneuten Schließung aller Kultureinrichtungen im Zuge der Lockdownmaßnahmen aus Anlass der Corona-Pandemie wandte sich Brönner Ende Oktober 2020 per Video mit einem eindringlichen Appell an die Öffentlichkeit, die Kulturbranche nicht sterben zu lassen. „Unser erfolgreiches pluralistisches System“ sei „in Gefahr, wenn Kultur nicht mehr frei arbeiten und frei wirtschaften kann“.[6] Insbesondere kritisierte er, dass die Kultur als Teil der „Freizeitwirtschaft“ verstanden werde.[7] Ein halbes Jahr später erneuerte er seinen Appell.[8]

Brönner lebt in Potsdam[9] und hat seit 2013 einen Zweitwohnsitz in Los Angeles.[10] Er ist Vater eines Sohnes und einer Tochter.[11][12]

Diskografie

Studioalben

JahrTitel
Musiklabel
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungenTemplate:Charttabelle/Wartung/ohne Quellen
(Jahr, Titel, Musiklabel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE AT CH
1994Generations of Jazz
Minor Records (BMG Ariola)
Erstveröffentlichung: 7. Februar 1994
1995My Secret Love
Minor Records (BMG Ariola)
Erstveröffentlichung: 14. August 1995
1996German Songs
Minor Records (BMG Ariola)
Erstveröffentlichung: 16. September 1996
mit Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
1997Midnight
Jazz Edition (BMG Ariola)
Erstveröffentlichung: 20. Mai 1997
1998Love
Verve Records (UMG)
DE
Gold (Jazz)
Gold (Jazz)
DE
Erstveröffentlichung: 14. September 1998
Verkäufe: + 10.000
2000Chattin with Chet
Verve Records (UMG)
DE
Gold (Jazz)
Gold (Jazz)
DE
Erstveröffentlichung: 3. April 2000
Verkäufe: + 10.000
2002Blue Eyed Soul
Verve Records (UMG)
DE34
Fünffachgold (Jazz)
×5
Fünffachgold (Jazz)

(10 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 4. März 2002
Verkäufe: + 50.000
2004That Summer
Boutique Records (UMG)
DE17
Dreifachplatin (Jazz)
×3
Dreifachplatin (Jazz)

(14 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 7. Juni 2004
Verkäufe: + 60.000
2006Oceana
Verve Records (UMG)
DE13
Gold
Gold

(19 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 28. April 2006
Verkäufe: + 100.000
2008Rio
Verve Records (UMG)
DE8
(16 Wo.)DE
AT64
(1 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: 19. September 2008
2010At the End of the Day
Island Records (UMG)
DE9
Gold
Gold

(12 Wo.)DE
AT17
(7 Wo.)AT
CH61
(2 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 15. Oktober 2010
Verkäufe: + 100.000
2012Till Brönner
Verve Records (UMG)
DE21
(7 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 30. November 2012
2014The Movie Album
We Love Music (UMG)
DE24
(8 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 26. September 2014
2016The Good Life
Masterworks Records (Sony)
DE6
Doppelplatin (Jazz)
×2
Doppelplatin (Jazz)

(12 Wo.)DE
AT34
(3 Wo.)AT
CH50
(1 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 2. September 2016
Verkäufe: + 40.000

Weitere Alben:

Filmmusik

Auszeichnungen

Literatur

  • Walter Smerling, Eva Müller-Remmert (Hrsg.): Till Brönner. Melting Pott. Wienand, Köln 2019, ISBN 978-3-86832-538-6 (Katalog zur gleichnamigen Ausstellung der Stiftung für Kunst und Kultur e. V., Bonn, und der Brost-Stiftung im Museum Küppersmühle für Moderne Kunst MKM, Duisburg).
  • Jens Rümmler: Weihnachten ist die einzige Zeit ohne Anrufe. Sonntagsfrühstück: Deutschlands erfolgreichster Jazztrompeter Till Brönner lädt am 7. Dezember zur "The Christmas Show" nach Berlin. (Portrait über Leben, künstlerische Entwicklung und Pläne) In: Märkischer Sonntag, 18. November 2023, S. 24.
  • Till Brönner: Faces of Talent. teNeues Verlag, Kempen 2014, ISBN 978-3-8327-9865-9.
  • Till Brönner, Claudius Seidl: Talking Jazz. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2010, ISBN 978-3-462-04167-5.
  • „Till Brönner: Musiker, Produzent, Fotograf“, in: Paul Eßer/Torsten Eßer: Viersener Köpfe. Bekannte Bürger(innen) unserer Stadt und ihre Geschichte(n), Kater Verlag, Viersen 2023, S. 37–47.
  • Gastsprecher beim Hörbuch But Beautiful: ein Buch über Jazz von Geoff Dyer.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sabrina Pfeiffer: Till Brönner – Ein Portrait. 3Sat, 2018, archiviert vom Original am 30. Juni 2018; abgerufen am 30. Juni 2018.
  2. DPA: Musik: Till Brönner wird Professor in Dresden. In: Focus Online. 26. März 2009, abgerufen am 14. Oktober 2018.
  3. Till Brönner: Melting Pott (Katalog zur Ausstellung im Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg, 2019), ISBN 978-3-86832-538-6.
  4. Peter Kümmel: Das Fest. In: Die Zeit. Nr. 20/2016 (zeit.de [4. Mai 2016, abgerufen am 18. November 2019]).
  5. (dpa): Ausstellung „Heimweh“. In: broststiftung.ruhr. Abgerufen am 26. November 2020.
  6. Till Brönner: Zur Lage. 27. Oktober 2020, abgerufen am 5. Mai 2021.
  7. Ulrich Habersetzer: Till Brönner zum Kultur-Lockdown:"Ich bin stinksauer". In: BR-Klassik. 2. November 2020, abgerufen am 5. Mai 2021.
  8. Till Brönner: Kritik an #allesdichtmachen hat erschreckendes Ausmaß angenommen. In: Berliner Zeitung. 5. Mai 2021, abgerufen am 5. Mai 2021.
  9. Potsdamer Neue Nachrichten: „Musik ist ein Werkzeug, um sich zu besinnen“: Interview Till Brönner. Abgerufen am 9. April 2022.
  10. (dpa): „As Time Goes By“: Till Brönner spielt Filmmusik. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Berliner Zeitung. 29. September 2014, archiviert vom Original am 14. Dezember 2014; abgerufen am 18. November 2019.
  11. freundin.de: Brönner Bossa Nova. (Interview).
  12. Till Brönner wird zum zweiten Mal Papa auf www.promiflash.de, abgerufen am 30. Juni 2021
  13. Asmita Khullar: TILL BRÖNNER. Abgerufen am 4. Juli 2022 (amerikanisches Englisch).
  14. Villa Massimo | Till Brönner. In: villamassimo.de. Abgerufen am 21. August 2019.
  15. Mr. M’s Jazz Award 2014 (Memento vom 16. September 2014 im Internet Archive). In: mister-ms.de, abgerufen am 18. November 2019.
  16. Verleihung des Landesverdienstordens. Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, 14. Mai 2019, abgerufen am 15. Mai 2019.

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