Tilburg

Gemeinde Tilburg
Flagge der Gemeinde Tilburg
Flagge
Wappen der Gemeinde Tilburg
Wappen
Provinz Noord-Brabant
BürgermeisterTheo Weterings (VVD)
Sitz der GemeindeTilburg
Fläche
 – Land
 – Wasser
128,46 km2
125,89 km2
2,57 km2
CBS-Code0855
Einwohner229.797 (1. Jan. 2024[1])
Bevölkerungsdichte1789 Einwohner/km2
Koordinaten51° 33′ N, 5° 5′ O
Höhe14 m NAP
Bedeutender VerkehrswegA58 E312 A65 N65 N260 N261 N269 N630 N632
Vorwahl013
Postleitzahlen5011–5049
Websitetilburg.nl
Vorlage:Infobox Ort in den Niederlanden/Wartung/Karte

Tilburg (Ndl.: [ˈtɪlbʏr(ə)x] anhören) ist eine Gemeinde in den Niederlanden, Provinz Noord-Brabant. Die Gemeinde umfasst die Stadt Tilburg und die Dörfer Udenhout, Berkel-Enschot und Biezenmortel. Die Gesamtfläche der Gemeinde beträgt etwa 128 km². Die Einwohnerzahl des schnell wachsenden Orts lag am 1. Januar 2024 bei 229.797.

Lage und Kultur

Tilburg liegt in der Mitte der Provinz, zwischen Breda im Westen und ’s-Hertogenbosch und Eindhoven im Osten. Von diesen Städten führen Auto- und Eisenbahnen sowie Kanäle für die Binnenschifffahrt nach Tilburg.

Tilburg hat eine vielseitige Industrie, unter anderem Chemie, Foto- und Bürobedarf (Fuji), Druckereien und einen großen Schlachthof. Im Dienstleistungsbereich sind der Hauptsitz einer Bank und zweier großer Versicherungsgesellschaften (Interpolis, CZ Groep) zu nennen. Dazu gibt es noch viele kleinere Unternehmen aller Art.

Tilburg hat eine Universität, eine wichtige Musik- und mehrere andere Fachhochschulen.

Geschichte

Tilburg entstand spätestens im 11. Jahrhundert aus etwa acht kleinen Dörfern, im Brabanter Dialekt „herdgangen“ genannt. Die alten Dorfkerne sind noch in den Namen von Stadtvierteln wiederzuerkennen, wie de Heuvel, ‘t Heike, Korvel, Veldhoven, Broekhoven, Oerle, Hasselt und ‘t Goirke. Erst 1809 erhielt Tilburg durch königlichen Beschluss Stadtrechte. Im Jahr 1997 erweiterte sich das Gemeindegebiet der Stadt um die vormalig selbständigen Gemeinden Berkel-Enschot und Udenhout. Seit dem 1. Januar 2021 ist das Dorf Biezenmortel ebenso Teil der Gemeinde Tilburg.

Um 1600 fing man an, die Wolle der vielen Schafe in der weiten Umgebung zentral in Manufakturen, nach 1850 in Fabriken zu verarbeiten. Im frühen 20. Jahrhundert gab es in Tilburg zahlreiche Wolle- und Textilfabriken, neben Enschede und Hengelo war die Stadt einer der bedeutendsten Standorte in den Niederlanden. Für den Produktionsvorgang in der Textilindustrie wurde von etwa 1600 bis 1840 menschlicher Urin benötigt. Die Tilburger Arbeiter mussten den Harn dazu in Tonkrügen aufbewahren und mit zur Arbeit nehmen. Das brachte den Tilburgern den Spottnamen „Kruikenzeikers“ (Krugpisser) ein.

Der niederländische König Wilhelm II. schätzte Tilburg sehr. Er machte es sogar vorübergehend zur Residenz, indem er 1847 hier einen Palast erbauen ließ. Das weiße Gebäude ist heute Teil des Rathauskomplexes. Ihm zu Ehren wurde der lokale Fußballverein 1897 in Willem II umbenannt; seine Spielstätte heißt seit 2009 Koning Willem II Stadion.

Im 20. Jahrhundert ersetzten andere Industriebetriebe die Zigarren- und Textilindustrie. In den 1980er Jahren überstieg die Arbeitslosigkeit sogar 20 %. Der Strukturwandel führte dann aber zum jetzt immer noch dauernden Wachstum der Stadt. Dies ging einher mit einer Veränderung in der Stadtverwaltung, als „Tilburger Modell“ in Fachkreisen bekannt: eine Verwaltung wie einen Betrieb zu führen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Seit 1993 hat Tilburg drei Hochhäuser entlang der Bahnlinie westlich und östlich des Hauptbahnhofes gebaut, die im niederländischen Maßstab als Wolkenkratzer angesehen werden: zum einen die Hauptverwaltung der Versicherung Interpolis und der „Westpoint“-Wohnturm (143 m hoch, kurzzeitig war er das höchste Hochhaus der Niederlande), zum anderen ergänzte 2006 der Wohnturm „De Stadsheer“ das Stadtbild.

Seit den 1960er Jahren profilierte sich die Stadt als „Herz von Brabant“. Mit den Reformen in der Verwaltung änderte sich der Slogan zu „Tilburg, moderne Industriestadt“. Inzwischen besteht der Slogan schlicht aus einem unifarbenen Quadrat mit einem weißen „T“ in der Mitte.

Tesla Motors – der weltgrößte Automobilkonzern, der ausschließlich Elektroautos baut – hat in Tilburg ein Werk für den europäischen Markt errichtet, in dem die in den USA vorproduzierten Teile montiert werden.[2]

Ein beliebter Kräuterlikör ist der in Tilburg hergestellte Schrobbelèr.

Sport

Die Tilburg Trappers sind ein Eishockey-Verein, der seit der Saison 2015/16 in der deutschen Oberliga-Nord spielt. Der Fußballverein Willem II trägt seine Heimspiele im 14.750 Zuschauer fassenden König-Wilhelm-II.-Stadion aus. Der langjährige Erstligist spielt in der Saison 2023/24 zweitklassig.

Sehenswürdigkeiten

  • Niederländisches Textilmuseum (Nederlands Textielmuseum) mit vielen erhaltenen Maschinen, ein Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH)
  • Museum für Schreibwaren, Schreibmaschinen und Büroeinrichtung Scryption
  • De Pont Museum voor Hedendaagse Kunst
  • Safaripark Beekse Bergen wenige Kilometer südöstlich in der Nachbargemeinde Hilvarenbeek
  • Freizeitpark Efteling nördlich der Stadt
  • 013, benannt nach der Telefonvorwahl von Tilburg, ein in den ganzen Niederlanden bekanntes Zentrum für Musik.[3] Viele bekannte Bands und Artisten treten hier gerne auf.
  • Trappistenabtei Unsere Liebe Frau von Koningshoeven, deren Mönche u. a. eine Brauerei (La Trappe) betreiben.
  • Ehemaliges Wohnhaus der Familie Weil. Die von dem Architekten Ad Grimmon gebaute Villa wird in Tilburg auch „t Witte Huis“ genannt und gilt als „das reinste Beispiel für neue Sachlichkeit“ in der Stadt. Seit 2002 ist die Villa ein Nationaldenkmal.[4] Max Weil, der Eigentümer der Villa, leitete die niederländische Niederlassung der Firma Adler & Oppenheimer. Im Mai 1940 besetzten Wehrmacht-Truppen die Niederlande. Ab dem 14. Juli 1941 deportierten sie systematisch Juden via Durchgangslager Westerbork nach Osten – vorgeblich für den Arbeitseinsatz in Lagern in Deutschland, tatsächlich aber in Vernichtungslager. Max Weil und seine Frau Jeanne flohen 1941 in die USA.[4]

Galerie

Veranstaltungen

  • Das internationale Festival Incubate (vor 2009 ZXZW) findet jedes Jahr im September statt.
  • Jedes Jahr im Juli findet in Tilburg etwa zehn Tage lang die größte Kirmes der Niederlande statt.
  • Im September finden im Stadtzentrum die Tilburg Ten Miles statt, ein Straßenlauf mit internationaler Beteiligung über zehn englische Meilen.
  • Im April findet im o. g. „013“ sowie im benachbarten „Het Patronaat“ jährlich das Roadburn Festival statt.
  • Seit 2019 findet am jeweils letzten August-Wochenende bzw. ersten Wochenende des Septembers der zuvor in Breda beheimatete Tag der Rothaarigen statt.

Politik

Die grüne Partei GroenLinks gewann die letzte Kommunalwahl im Jahr 2022 mit einem Fünftel der abgegebenen Stimmen und konnte damit die rechte Lokalpartei Lijst Smolders Tilburg als Wahlsieger beerben.

Gemeinderat

Kommunalwahl am 16. März 2022[5]
Wahlbeteiligung: 40,08 %
 %
30
20
10
0
20,85
14,14
12,56
11,14
5,99
5,89
5,64
5,59
4,96
13,23
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2018
 %p
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
  −8
−10
+8,32
−3,17
−8,31
−1,36
+1,90
+1,15
−3,60
+5,59
−3,41
+2,89
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
c Lijst Smolders Tilburg
j Lokaal Tilburg 4,41 % (+0,93 %), ONS Tilburg 3,83 % (+3,83 %), Voor Tilburg 2,15 % (–0,28 %), FvD 2,1 % (+2,1 %), Hart voor Vrijheid 0,74 % (+0,74 %), VSP 0 % (–1,4 %), Ouderen Politiek Actief 0 % (–1,2 %), Burgerinitiatief Tilburg 0 % (–1,03 %), Links Offensief 0 % (–0,8 %)

Seit 1982 setzt sich der Gemeinderat von Tilburg wie folgt zusammen:

ParteiSitze[5]a
19821986199019941996b1999200220062010201420182022
GroenLinks44454344610
D66213532115997
Lijst Smolders
Tilburg
55106
VVD743458747565
50PLUS23
PvdA713865771111523
SP112343354642
PvdD2
CDA15141510109976542
Lokaal Tilburg12
ONS Tilburg1
Voor Tilburgc1111
FvD1
VSPd110
Ouderen
Politiek Actief
10
Tilburgse
Volkspartij
132
TROTS31
Algemeen
Belang
4341
Tilburgse
Ouderen-
partijde
11344241
Centrum
Democraten
020
Sport &
Welzijn ’86
111
Partij Midden-
Brabant
110
PSP33
PPR1
CPN1
Gesamt393939393939393945454545
Anmerkungen
a 
Parteien, die zwar an der Wahl teilgenommen hatten, aber keinen Ratssitz erlangen konnten, werden nicht berücksichtigt.
b 
Aufgrund der Eingemeindung von Berkel-Enschot und Udenhout zum 1. Januar 1997 fand eine außerplanmäßige Kommunalwahl im Jahre 1996 statt.
c 
Bis einschließlich 2010 kandidierte Voor Tilburg als Partij voor Tilburg.
d 
Die Tilburgse Ouderenpartij ging zur Kommunalwahl 2010 in die örtliche VSP-Fraktion über.
e 
Bis einschließlich 1999 nahm die Tilburgse Ouderenpartij als Algemene Bejaardenpartij Tilburg an den Wahlen teil.

Städtepartnerschaften

Tilburg listet sieben Partnerstädte auf:[6]

StadtLandArt
ChangzhouChina Volksrepublik Volksrepublik Chinawirtschaftlich
EmfuleniSudafrika Südafrikapolitisch
LublinPolen Polenpolitisch, seit 1996
MatagalpaNicaragua Nicaraguapolitisch, seit 1988[7]
MinamiashigaraJapan Japanwirtschaftlich, seit 1989[8]
SameTansania Tansaniapolitisch
SuboticaSerbien Serbienunbelegt

Söhne und Töchter der Stadt

  • Gerard van Spaendonck (1746–1822), Maler und Graveur
  • Adriaan de Lelie (1755–1820), Maler und Zeichner
  • Henriëtte Geertruida Knip (1783–1842), Malerin und Zeichnerin
  • George Willem Vreede (1809–1880), Rechtswissenschaftler und Rechtshistoriker
  • Franciscus Cornelis Donders (1818–1889), Physiologe und Wegbereiter auf dem Gebiet der Augenheilkunde
  • Jacobus Cornelis Bloem (1822–1902), Politiker
  • Francis Janssens (1843–1897), Erzbischof von New Orleans
  • Franziskus Albert Janssens (1881–1950), Theologe, Generalabt des Zisterzienserordens
  • Jan Pijnenburg (1906–1979), Radrennfahrer
  • Tarsicius Jan van Bavel (1923–2007), katholischer Theologe
  • Jan van Roessel (1925–2011), Fußballnationalspieler
  • Frits Louer (1931–2021), Fußballspieler
  • Maria Csollány (1932–2018), Übersetzerin in Deutschland
  • Leo Coehorst (* 1938), Radrennfahrer
  • Amelia Louer (1942–2021), Leichtathletin
  • Cas Janssens (1944–2024), Fußballspieler
  • Cees Zoontjens (1944–2011), Radrennfahrer
  • Marianne Penz-van Stappershoef (* 1945), österreichische Kulturmanagerin
  • Suzie (Martina Carina Peereboom) (1946–2008), Sängerin
  • Gerard Willems (* 1946), Pianist
  • Theo van de Sande (* 1947), Kameramann
  • Bart Taminiau (* 1947), Hockeyspieler
  • Henk Krol (* 1950), Politiker und Journalist
  • Maggie MacNeal (* 1950), Sängerin
  • Martin Venix (* 1950), Bahnradsportler
  • Wil van Helvoirt (* 1952), Radrennfahrer
  • Marijke Amado (* 1954), Moderatorin
  • Lex Bos (* 1957), Hockeyspieler
  • Marijn Dekkers (* 1957), Manager, Vorstandsvorsitzender der Bayer AG
  • Chris Abelen (* 1959), Jazzposaunist
  • Leonard Retel Helmrich (1959–2023), niederländisch-indonesischer Regisseur und Dokumentarfilmer
  • Ruud Janssen (* 1959), Maler
  • Jacques Palinckx (* 1959), Jazz- und Fusionmusiker
  • Jean-Paul van Poppel (* 1962), Radrennfahrer
  • Hans Leijtens (* 1963), Polizeioffizier und Verwaltungsbeamter, Chef der EU-Grenzschutzagentur Frontex
  • Ron van den Hout (* 1964), römisch-katholischer Geistlicher, Bischof von Roermond
  • Richard Rijnvos (* 1964), Komponist
  • Bas Rutten (* 1965), Kampfsportler
  • Ageeth Boomgaardt (* 1972), Hockeyspielerin
  • Sjoerd Potters (* 1974), Politiker
  • Gerben de Knegt (* 1975), Radrennfahrer
  • Stef Clement (* 1982), Radrennfahrer
  • Floortje Engels (* 1982), Hockeyspielerin
  • Peter van Biezen (* 1983), Eishockeyspieler
  • Floris Evers (* 1983), Hockeyspieler
  • Marieke Westenenk (* 1987), Schauspielerin und Sängerin
  • Levi van Huijgevoort (* 1987), Künstler
  • Bram Stadhouders (* 1987), Jazz- und Improvisationsmusiker
  • Willem Jan Thijssen (* 1986), Fußballspieler
  • Margot van Geffen (* 1989), Hockeyspielerin
  • Jasper Stadhouders (* 1989), Jazz- und Improvisationsmusiker
  • Lars Hutten (* 1990), Fußballspieler
  • Benito van de Pas (* 1993), Dartspieler
  • Timo Roosen (* 1993), Radrennfahrer
  • Jeffrey Sparidaans (* 1993), Dartspieler
  • Jackie Groenen (* 1994), Fußballspielerin
  • Reno de Hondt (* 1995), Eishockeyspieler
  • Sam Oomen (* 1995), Radrennfahrer
  • Joep de Mol (* 1995), Hockeyspieler
  • Sam Lammers (* 1997), Fußballspieler
  • Bram Welten (* 1997), Radrennfahrer
  • Jonne de Bonth (* 1998), Eishockeyspieler
  • Roshon van Eijma (* 1998), Fußballspieler
  • Joris van Gool (* 1998), Leichtathlet
  • Thomas Kok (* 1998), Fußballspieler
  • Wouter Sars (* 2000), Eishockeyspieler
  • Arjan Versteijnen (* 2000), Handballspieler
  • Björn Hardley (* 2002), Fußballspieler

Aus Tilburg stammen auch die Bands Krezip, Textures und VOF de Kunst.

Literatur

  • Rob van Putten, Petra Robben, Pieter Siebers: Historische atlas van Tilburg. De transformatie van een textielstad. Vantilt, Nijmegen 2019, ISBN 978-94-6004-422-9.
Commons: Tilburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevolkingsontwikkeling; regio per maand. In: StatLine. Centraal Bureau voor de Statistiek, 29. Februar 2024 (niederländisch).
  2. Tesla Motors: About Tesla. Abgerufen am 22. September 2016.
  3. www.013.nl/over-013
  4. a b Die Villa Weil in Tilburg
  5. a b Ergebnisse der Kommunalwahlen: 1982–2002 2006 2010 2014 2018 2022, abgerufen am 6. Juni 2022 (niederländisch)
  6. Raadsvoorstel – Gemeente Tilburg. (PDF) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. März 2019; abgerufen am 22. Oktober 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tilburg.nl
  7. Tilburg-Matagalpa (niederländisch). Abgerufen am 4. März 2015.
  8. 平成24年10月〜12月 – 南足柄市. Abgerufen am 22. November 2015.

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