Tierpark Arche Warder

Tierpark Arche Warder
Vollständiger NameTierpark Arche Warder
Zentrum für alte Haus- und Nutztierrassen
MottoMehr als ein Tierpark
OrtLangwedeler Weg 11
24646 Warder
Fläche40 Hektar
Eröffnung2004
Tierarten86 alte Rassen sowie 7 Wildtierarten (Stammformen) (2022)
Individuenca. 1200 Tiere (2022)
ArtenschwerpunkteSeltene und vom Aussterben bedrohte Haus- und Nutztierrassen
Besucherzahlen114.760 (2021)
Organisation
LeitungKai Frölich
Mitglied beiVdZ, DTG, DWV, GEH
Matthias Suessen Kiel-6367.jpg

Bentheimer Landschafe vor der Steinzeitsiedlung

arche-warder.de
Positionskarte

Koordinaten: 54° 13′ 1,8″ N, 9° 54′ 12,4″ O

Der Tierpark Arche Warder ist ein Zoo und Landschaftspark an der Autobahn 7 in der Gemeinde Warder bei Kiel in Schleswig-Holstein. Die Arche Warder ist Europas größter Tierpark für seltene und vom Aussterben bedrohte Haus- und Nutztierrassen.[1] Auf 40 ha Parkfläche sowie 70 ha landwirtschaftlichen Pachtlandes leben etwa 1200 Tiere aus 86 Rassen[2] sowie sieben Wildtierarten (Stammformen).[3] Warder ist ein anerkannter Naturerlebnisraum in Schleswig-Holstein.[4] 2018 und 2020 wurde der Park als offizielles Projekt der UN-Dekade für biologische Vielfalt ausgezeichnet.[5]

Träger ist der 2003 gegründete Verein Arche Warder – Zentrum für alte Haus- und Nutztierrassen,[6] der das Ziel hat, mit Hilfe eines Parks bedrohte Haus- und Nutztierrassen zu erhalten und zu schützen. Der Park wurde im selben Jahr mit Hilfe der Umweltschutzorganisation Greenpeace übernommen (nach Insolvenz des Gründers) und im Mai 2004 wiedereröffnet. In einem Hofladen werden Wurst-Delikatessen aus dem Tierpark angeboten. In rustikalen Holzhütten kann über Nacht die Tierwelt erlebt werden. Zudem bieten zwei Ferienwohnungen sowie ein naturnahes Zelt die Möglichkeit im Tierpark zu Übernachten.[7]

Geschichte

Jürgen Güntherschulze, Zoologe, begann sich 1988 in privater Initiative um seltene Rassen von Haustieren zu kümmern. In der holsteinischen Gemeinde Warder hatte er zu dem Zweck eine ehemalige Kiesabbaufläche erworben, 40 ha groß. Am 1. Mai 1991 eröffnet er offiziell den „Tierpark Warder für seltene und gefährdete Haustierrassen“, der Ende 1993 etwa 1000 Tiere aus 130 Rassen versorgte. Das war die größte derartiger Institution in Europa.[8] Güntherschulze erhielt 1997 den neugeschaffenen Preis der Akademie für die Ländlichen Räume, dotiert mit 5000 DM. Begründung: Die alten Rassen bewahren wertvolles Erbgut als züchterische Reserve.[9] In diesem Jahr beschäftigte er zehn Mitarbeiter und zählte 70.000 Besucher; doch erst ab 100.000 zahlenden Gästen hätte der Zoo das Defizit verlassen.

Das Jahr 1999 brachte 65.000 Besucher zu 1500 Tieren aus 150 Rassen: Der private Zoo bestand zehn Jahre. Im Februar 2002 sollte die Einrichtung in die HausTierPark Warder GmbH umgewandelt werden, musste aber im Mai Insolvenzantrag stellen. Im November übernahm sie der neue Trägerverein Tierpark Warder; die Leitung ging an Dieter Kettenburg über. Den Park wollte man eventuell von 40 auf 25 ha schrumpfen; ein Viertel des Tierbestandes sollte verkauft werden.[10] Diesem Verein trat Greenpeace im Juli 2003 als Kooperationspartner bei und erwarb den Zoo schließlich für etwa 500.000 Euro. Aus Mitteln der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung sollten 250.000 Euro investiert werden. Der neue Trägerverein unter der damaligen Leitung von Heinz Laing nannte sich nun „Arche Warder“. Nach umfangreichen Baumaßnahmen öffnete das Zentrum für alte Haus- und Nutztierrassen erneuert am 1. Mai 2004.[8]

2007 wurde ein neues Konzept unter dem neuen Direktor Kai Frölich erarbeitet. Seitdem wurde der Tierpark kontinuierlich umstrukturiert und ausgebaut. Für die artgemäße Tierhaltung wurden die Gehege renoviert. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Archäologie der Universität Hamburg wurde eine jungsteinzeitliche Siedlung mit mehreren Häusern und Tierpferchen sowie einem Vorratsspeicher und einem Aussichtsturm errichtet. Regelmäßig werden Veranstaltungen wie die Steinzeittage, das Mittelalterfest oder Halloween angeboten. Zudem gibt es Bildungsangebote, Ferienprogramme und Führungen für Schulklassen und andere Gruppen sowie die Möglichkeit Kindergeburtstage im Park zu feiern.[11] Die Arche Warder ist zertifizierter Partner für norddeutsch und nachhaltig(nun)-Bildung gestaltet Zukunft.[12] Im Jahr 2021 wurde erstmalig die „100.000 Besucher pro Jahr“-Marke im Tierpark Arche Warder erreicht.[13]

2023 soll ein interaktives Museum zur Geschichte der Domestizierung eröffnet werden. Zentrales und strategisches Ziel des neuen Besucherzentrums ist es, an diesem Ort ein umfassendes Bewusstsein über den Verlust der Biodiversität zu stärken und die Unterstützung zum Erhalt alter Nutztierrassen auszubauen.[14][15]

Ziele

Schutz durch Zucht

Durch gezielte Zuchtprogramme sollen die wertvollen alten Rassen erhalten werden, die Bestände vergrößert und damit ein Beitrag sowohl für die ökologische als auch für die konventionelle Landwirtschaft geleistet werden.

Schutz durch Etablierung von Satellitenstationen

Auf diese Weise gewährleistet die Arche Warder den Schutz vor Seuchenzügen sowie die Möglichkeit, den Genpool zu vergrößern und die Tiere in die landwirtschaftliche Nutzung einzugliedern.

Schutz durch anspruchsvolle Bildungsangebote

Der Park ist ein „lebendiges Museum“, das die Rolle der Nutztiere für die kulturelle Entwicklungsgeschichte des Menschen anschaulich vermittelt. Das Tierparkkonzept stellt die direkte Mensch-Tier-Begegnung in den Mittelpunkt.

Schutz durch Vernetzung mit nationalen und internationalen Institutionen

Zum Austausch von Informationen und Erfahrungen pflegt die Arche unter anderem Kontakte zu Naturschutzstiftungen, Zoos, Herdbuchzüchtern, anderen Archehöfen sowie Institutionen wie der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen oder der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.

Schutz durch Forschung

In Zusammenarbeit mit Universitäten und verschiedenen Forschungseinrichtungen werden deutschlandweit in einer Reihe von wissenschaftlichen Projekten die physiologischen Besonderheiten alter Haustierrassen untersucht. 55 Publikationen sind so im Zeitraum von 2007 bis 2021 entstanden.

Schutz durch Erhalt der einheimischen Biodiversität (Biotopschutz)

Im Park finden sich z. B. ein Bachlauf, mehrere Teiche, Feuchtwiesen, Knicks, Bauminseln, Nisthilfen für Insekten und Wildvögel sowie ein naturgeschützter, etwa 8 ha großer Trockenrasen, die zahlreichen Tier- und Pflanzenarten einen nachhaltigen Lebensraum bieten. Auch außerhalb das Tierparks ist die Arche Warder an verschiedenen Naturschutzprojekten beteiligt, wie z. B. der Wiedervernässung der Bülker Salzwiesen (Gemeinde Strande).

Der Tierpark wurde 2018 sowie 2020 als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet.[16][17]

Bestand

Turopolje-Schweine bei der Fütterung

Zum Bestand zählen fast 1200 Tiere, deren Rassen oft gefährdet oder akut vom Aussterben bedroht sind wie z. B. (Auszug der Bestandsliste):[3]

Anerkennung als Arche-Park

Die Arche Warder ist von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen als Arche-Park anerkannt.[18]

Literatur

  • Harald und Gaby Schwammer: Im Einsatz für gefährdete Arten – Vom Tiergarten Schönbrunn um die ganze Welt. Stocker, Graz 2018, ISBN 978-3-7020-1712-5.
  • Hans Hinrich Sambraus: Farbatlas Nutztierrassen – 263 Rassen in Wort und Bild. Ulmer, Stuttgart 2016, ISBN 3-8001-7613-0.
  • Martin Haller: Alte Haus- und Nutztierrassen neu entdeckt. Stocker, Graz 2015, ISBN 3-7020-1512-4.
  • Kai Frölich: Alte Nutztierrassen – selten und schützenswert. Cadmos, München 2014, ISBN 3-8404-3023-2.
  • Anne Webert: Tiere und Nutzpflanzen aus alter Zeit – Von Heidschnucke bis Puffbohne. BLV, München 2013, ISBN 3-8354-1130-6.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Tierpark Arche Warder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Halb Zoo, halb Bauernhof. In: taz. Nr. 7666. taz Verlags u. Vertriebs GmbH, Berlin 18. Mai 2005, S. 23 (taz.de [abgerufen am 10. Oktober 2022]).
  2. Tierpark Arche Warder. In: nwoe.de. Naturpark Westensee Obere Eider e. V., 1. April 2020, abgerufen am 10. Oktober 2022.
  3. a b Unsere Tiere. In: arche-warder.de. Abgerufen am 10. Oktober 2022.
  4. Anerkennung des Naturerlebnisraumes „Warder“ in der Gemeinde Warder, Kreis Rendsburg-Eckernförde. (PDF) In: gesetze-rechtsprechung.sh.juris.de. 26. April 1995, abgerufen am 10. Oktober 2022.
  5. mtk: Uno zeichnet Arche Warder aus. In: SHZ. 27. März 2018, abgerufen am 10. Oktober 2022.
  6. Vereinsaufbau. In: arche-warder.de. Abgerufen am 10. Oktober 2022.
  7. Übernacht in der Arche Warder. In: arche-warder.de. Abgerufen am 10. Oktober 2022.
  8. a b Sven Detlefsen: Zeitlicher Überblick. In: Kieler Nachrichten. 8. April 2004, Seite 5.
  9. Achim Dröge: Plastik für Güntherschulze. In: Kieler Nachrichten. 8. November 1997.
  10. Cornelia Müller: Ein Verein rettet den Haustierpark. In: Kieler Nachrichten. 8. November 2002.
  11. Angebote buchen. In: arche-warder.de. Abgerufen am 10. Oktober 2022.
  12. nun-Zertifizierte in Schleswig-Holstein. In: nun-zertifizierung.de. Abgerufen am 10. Oktober 2022.
  13. Beate König: 100 000 Besucher: Der Rekord ist geknackt. In: Kieler Nachrichten. 8. Oktober 2021, abgerufen am 10. Oktober 2022.
  14. Kai Eckhardt: 2,4 Millionen Euro-Projekt: Besucherzentrum soll im Frühjahr 2023 fertig sein. In: SHZ. 3. März 2022, abgerufen am 10. Oktober 2022.
  15. Stiftung Besucherzentrum Arche Warder. In: arche-warder.de. Abgerufen am 10. Oktober 2022.
  16. Arche Warder erhält Auszeichnung als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt. In: arche-warder.de. 6. März 2018, abgerufen am 10. Oktober 2022.
  17. Arche Warder erhält Wiederauszeichnung als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt. In: arche-warder.de. 30. Juni 2020, abgerufen am 10. Oktober 2022.
  18. Arche-Projektliste 2022. Arche-Parks. In: g-e-h.de. Abgerufen am 10. Oktober 2022.

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Warder Turopolje-Schwein.jpg
Autor/Urheber: Siegbert Brey, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Turopolje-Schweine stammen aus den Save-Auen in Kroatien. Diese Tiere werden im schleswig-holsteinischen Tierpark Arche Warder gehalten.
Matthias Suessen Kiel-6367.jpg
Autor/Urheber: User:Matthias Süßen, Lizenz: CC BY-SA 4.0
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