Tiergartenviertel

Das Tiergartenviertel ist ein Gebiet im Berliner Ortsteil Tiergarten. Wegen der prägenden Bebauung mit vielen diplomatischen Einrichtungen wird der westliche Teil des Tiergartenviertels auch Diplomatenviertel[1] oder Botschaftsviertel genannt. In den Gründerjahren wurde es als Wohnort vieler hoher Beamter Geheimratsviertel genannt.

Lage

Das Viertel ist nach dem Großen Tiergarten benannt. Dessen Grünanlagen reichen bis zur Tiergartenstraße, die das Viertel nördlich begrenzt. Im Osten schließen sich hinter der Potsdamer Straße die Neubauten des Potsdamer Platzes an. Die Südgrenze bildet der Landwehrkanal, der im Bogen bis zu den Anlagen der Stadtbahn im Westen reicht.

Geschichte

Der Thiergarten in Berlin,
Kupferstich aus dem 19. Jahrhundert
Das Palais Staudt wurde von 1897 bis 1899 an der Tiergartenstraße 9 errichtet

Für das einstige Ausflugsgelände vor der Stadtmauer der Stadt Berlin genehmigte König Friedrich Wilhelm III. 1828 den Bebauungsplan. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand dort eine ausgedehnte Villenkolonie und es zogen Höhere Beamte, Unternehmer, Künstler und Wissenschaftler dorthin, da die zentrale Lage zwischen Alt-Berlin, Charlottenburg und Schöneberg mit den Vorzügen von Vororten verbunden wurde. Das 274 Hektar umfassende Areal des damaligen Tiergartens wurde 1881 eingemeindet. Im wilhelminischen Berlin wurde das Tiergartenviertel amtlich Untere Friedrichsvorstadt genannt.

Da das Viertel im Zentrum Berlins liegt, sahen die Pläne Albert Speers für die „Welthauptstadt Germania“ tiefgreifende Veränderungen vor. Als erste Bauwerke wurden die Botschaften der befreundeten Staaten Japan und Italien errichtet. Daneben erwarb der Staat große Teile der Liegenschaften, teilweise durch Zwangsenteignungen jüdischer Besitzer. Im östlichen Teil des Tiergartenviertels – östlich der Stauffenbergstraße (bis 1955: Bendlerstraße) – wurden die bestehenden Gebäude ab 1938 zu großen Teilen abgerissen, um Platz für die „Nord-Süd-Achse“ und den „Runden Platz“ zwischen Kuppelhalle und Südbahnhof zu schaffen. Der westliche Teil – zwischen Tiergartenstraße im Norden, Landwehrkanal im Süden, Bendlerstraße im Osten (heute: Stauffenbergstraße) und Tiergartenstraße im Westen (heute der Teil der Thomas-Dehler-Straße, der an das Erweiterungsgelände des Zoo angrenzt) – wurde zum Botschaftsviertel erklärt. Hierfür wurde beispielsweise das herrschaftliche Palais Staudt, ursprünglich Bestandteil des Villenviertels, ab 1936 zur Argentinischen Botschaft umfunktioniert.

Nachdem viele Gebäude bereits während des Zweiten Weltkriegs durch alliierte Luftangriffe beschädigt waren, wurde fast jedes Gebäude während der Schlacht um Berlin zerstört. Mit dem Wettbewerb „Hauptstadt Berlin“ im Jahr 1958 begann der planmäßige Wiederaufbau. Als Kulturforum Berlin entstand im Osten des Viertels ein Zentrum für Kultur, Bildung und Wissenschaft. Nach der deutschen Wiedervereinigung und dem Hauptstadtbeschluss wurde Berlin wieder Hauptstadt Deutschlands. Danach errichteten mehrere Staaten im Tiergartenviertel neue Botschaften oder stellten die vorhandenen Gebäude wieder her.

Gebäude

Diplomatische Vertretungen im Botschaftsviertel

Als Diplomatische Vertretungen erbaut, heute andere Nutzung

Ehemalige Bewohner und Gebäude

Literatur

  • Olav Münzberg: Vom alten Westen zum Kulturforum: Tiergartenviertel in Berlin. Wandlungen einer Stadtlandschaft. Das Arabische Buch, Berlin 1988, ISBN 3-923446-37-3.
  • Hartwig Schmidt: Das Tiergartenviertel. Baugeschichte eines Berliner Villenviertels. Mann, Berlin 1981, ISBN 3-7861-1277-0.
  • Katrin Wehry: Quer durchs Tiergartenviertel. Das historische Quartier und seine Bewohner. Nicolai, Berlin 2015, ISBN 978-3-89479-946-5.
Commons: Tiergartenviertel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Berlins Botschaften im Diplomatenviertel. 5. April 2012, abgerufen am 22. November 2018.

Koordinaten: 52° 30′ N, 13° 22′ O

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Botschaftsgebäude des Königreiches Saudi Arabien in Berlin an der Tiergartenstraße.
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Der Thiergarten in Berlin, Kupferstich aus: "Originalansichten der historisch merkwürdigsten Staedte in Deutschland", 19. Jh. Verlag und Druck Bokelmann's Kunstverlag, Frankfurt am Main
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