Tierbekleidung

Schimpanse in Menschenkleidung

Die Bekleidung von Haustieren nach menschlichem Vorbild ist ein gesellschaftlich umstrittenes Phänomen. Bei einigen Haustieren – Hunde- oder Katzenrassen – kann eine Bekleidung, die vor Kälte oder Nässe schützt, notwendig sein, da den Tieren die natürlichen Schutzmechanismen im Namen einer falsch verstandenen Ästhetik oder Zuchtstandards gezielt weggezüchtet wurden oder da sie deutlich kleiner sind als die Wildform und dadurch schneller ihre Körperwärme verlieren.

Hundebekleidung

Als Hundepullover wird ein Textil bezeichnet, welches dem Schutz des Rumpfes von Haushunden vor Umwelteinflüssen dient. Prinzipiell unterscheidet man zwischen vier Anwendungsbereichen:

  • Witterungsschutz: Bei einigen Hunderassen, insbesondere bei Nackthunden, ist infolge angezüchteter genetischer Defekte die Schutzfunktion des natürlichen Haarkleides nicht mehr gewährleistet. Die Aufgaben des Fells werden somit durch ein entsprechendes Kleidungsstück übernommen, welches sowohl vor Kälte schützt als auch die Schädigung der Haut durch UV-Strahlung verhindert. Hunde, die zu den Zwergrassen gehören, geben wegen ihres geringen Körpervolumens ihre Körperwärme schneller ab und profitieren von Hundepullovern zum Warmhalten. Such- und Rettungshunde, die in kaltem Wasser gesucht haben oder die in Hochgebirgsregionen nach Lawinen oder nach Erdbeben in kalten Gebieten Vermisste oder Verschüttete suchen, bekommen warmhaltende Schutzkleidung angezogen, die gleichzeitig die Funktion von Signalwesten hat.
  • Medizinische Anwendung: Nach operativen Eingriffen im Bereich des Rumpfes kann ein Hundepullover (OP-Body) die Verwendung eines Halskragens zur Verhinderung des Leckens oder Nagens an der Wunde überflüssig machen. Diese Alternative steigert die Lebensqualität der Tiere im Zeitraum der Anwendung erheblich, da die allgemein üblichen Halskragen einen Schalltrichtereffekt hervorrufen und den Hund in seiner Bewegungsfähigkeit stark einschränken. Hygienisch ist diese Verwendung jedoch nicht unkompliziert, da besonders bei Rüden häufig eine Verschmutzung durch Urin erfolgt. Weiterhin werden Hundepullover bei mit Haarausfall verbundenen Endokrinopathien (Cushing-Syndrom, Hypothyreose, Hyperöstrogenismus) eingesetzt, um die Funktion des Fells vorübergehend zu ersetzen.[1]
  • Verwendung als modisches Accessoire: Im Zuge der Vermenschlichung von Hunden und zum Demonstrieren des sozialen Status der Besitzer dient der Hundepullover dem Unterstreichen dieser Funktion.
  • Hundeschutzwesten für Arbeitshunde bei verschiedenen Formen des Einsatzes mit entsprechender Funktion

Tierschutzgedanke

Vom Standpunkt des Tierschutzes ist Hundebekleidung zum Warmhalten bei Zwergrassen zweckmäßig, wenn sie die natürlichen Bewegungsabläufe nicht einschränkt. Ein Body ist als medizinisches Hilfsmittel nach Operationen oder wenn eine Verletzung genäht wurde, manchmal erforderlich und ebenfalls unbedenklich.[1] Gezüchtete Haarlosigkeit bei Nackthunden und Nacktkatzen ist ein Merkmal von Qualzuchten.[2][3][4] Bei kurzhaarigen Hunden aus dem Mittelmeerraum und anderen Rassen, die keine Unterwolle bilden, sowie bei kurz geschorenem Fell oder entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparates schützt ein Mantel oder Pullover, bei empfindlichen Atemwegen ein Halstuch oder Wollschal vor Leid durch Auskühlen und Folgeerkrankungen bzw. Verschlimmerung der Beschwerden. Allerdings kann ein durchfeuchteter Pullover die Wirkung ins Gegenteil verkehren.[5][6][7]

Pferdedecke

Pferde, die nach einem Geländeritt oder nach dem Springen über Hindernisse schwitzen, werden nach dem Abreiten am Zügel herumgeführt, damit die Produktion von Körperwärme nachlässt. Sie werden mit Tüchern oder mit Stroh trockengerieben und bekommen manchmal eine Pferdedecke umgehängt, damit sie sich nicht erkälten, wenn sie mit der Restfeuchte im Fell ruhig stehen. Auch manche Zugpferde, die bei Minusgraden im Freien stehen, bekommen nach der Arbeit nach dem Abreiben eine Pferdedecke umgehängt. Da die Pferde sich – anders als in freier Wildbahn – innerhalb des Zauns weniger bewegen und weniger Eigenwärme produzieren können, sind Pferdedecken eine übliche Tierbekleidung zum Schutz vor Erkältungen.[8] Eine leichte Sommerdecke schützt den Rumpf des Pferdes vor Bremsenstichen.

Einzelnachweise

  1. a b Tierbekleidung – Sinn oder Unsinn? (Memento vom 26. Mai 2016 im Internet Archive) bei tierarztfibel.de, abgerufen am 2. Mai 2016.
  2. Sachverständigengruppe Tierzucht und Heimtierzucht: Gutachten zur Auslegung von § 11b des Tierschutzgesetzes (Verbot von Qualzüchtungen). S. 11–12, 22.
  3. Deutscher Tierschutzbund: Qualzucht bei Heimtieren. Zuletzt abgerufen am 7. Mai 2023.
  4. Bundestierärztekammer: Wenn "Schönheit" weh tut.... Zuletzt abgerufen am 7. Mai 2023.
  5. Annette Schmidt: Schnickschnack oder Notwendigkeit. In: Schweizer Hundemagazin. September 2013.
  6. Hundinfo: Hundemäntel: Sinn oder Unsinn.
  7. Bundesministerium der Justiz: § 17 Tierschutzgesetz.
  8. Pro Pferd.at: Wintertipps

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