Tiefenbach (Braunfels)

Tiefenbach
Stadt Braunfels
Wappen von Tiefenbach
Koordinaten:50° 32′ N, 8° 20′ O
Höhe: 151 m ü. NHN
Fläche:7,2 km²[1]
Einwohner:1120 (30. Jun. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte:156 Einwohner/km²
Eingemeindung:31. Dezember 1971
Postleitzahl:35619
Vorwahl:06473
Karte
Lage von Tiefenbach in Braunfels

Tiefenbach ist ein Stadtteil von Braunfels im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis.

Geografische Lage

Der Ort liegt in den nördlichen Ausläufern des Taunus, nordwestlich der Kernstadt von Braunfels und unweit der Lahn. Tiefenbach liegt in einem Tal, das teilweise von Wald umgeben ist. In der Tiefenbacher Gemarkung entspringt der Lindelbach, der das Dorf verrohrt durchfließt und nordwestlich, unweit der Siedlungsgrenze in die Lahn mündet. Die nächste größere Stadt ist Wetzlar, die etwa 14 Kilometer entfernt liegt.

Geschichte

Ansichtskarte der 1920er Jahre

Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen

Tiefenbach wurde erstmals im Jahr 1245 als Difenbach[2] urkundlich erwähnt, als Graf Heinrich I. von Solms von dem Adligen Volpert von Gemünden dessen Güter im Ort kauft. Diese Ersterwähnung ist gleichzeitig die der Stadt Braunfels, da in der Verhandlung auch erstmals der Name Brunenvelß genannt wird.

Während des Dreißigjährigen Krieges wird der Ort sowohl von spanischen (1621) und kaiserlichen (1622), als auch (1634) von schwedischen Truppen überfallen, die Bewohner werden ausgeraubt. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges war die Ortschaft schließlich nicht mehr bewohnt, da die Einwohner nach Braunfels geflohen waren.

Gebietsreform

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten zum 31. Dezember 1971 die bis dahin selbstständige Gemeinden Tiefenbach, Bonbaden, Neukirchen und die Stadt Braunfels auf freiwilliger Basis zur erweiterten Stadt Braunfels.[3] Alle eingegliederten Gemeinden wurden Stadtteile. Für diese wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[4]

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Tiefenbach lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[5][6]

Einwohnerentwicklung

Einwohnerzahlen

Tiefenbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2021
Jahr  Einwohner
1834
  
426
1840
  
503
1846
  
567
1852
  
579
1858
  
560
1864
  
609
1871
  
616
1875
  
625
1885
  
639
1895
  
695
1905
  
703
1910
  
724
1925
  
805
1939
  
837
1946
  
1.099
1950
  
1.041
1956
  
1.006
1961
  
977
1967
  
1.033
1970
  
1.039
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
1.068
2021
  
1.120
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[5]; Gemeinde Braunfels[8]; Zensus 2011[9]

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Tiefenbach 1068 Einwohner. Darunter waren 39 (3,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 174 Einwohner unter 18 Jahren, 444 zwischen 18 und 49, 228 zwischen 50 und 64 und 222 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 477 Haushalten. Davon waren 147 Singlehaushalte, 141 Paare ohne Kinder und 135 Paare mit Kindern, sowie 42 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 99 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 321 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]

Religionszugehörigkeit

• 1834:409 evangelische (= 96,0 %), 17 jüdische (= 4,1 %) Einwohner[5]
• 1961:899 evangelische (= 92,02 %), 65 katholische (= 6,65 %) Einwohner[5]

Politik

Für Tiefenbach gibt es einen Ortsbeirat mit einem Ortsvorsteher. Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern, wovon seit der Kommunalwahlen in Hessen 2021 zwei Mitglieder von der SPD und zwei Mitglied von der CDU gestellt werden. Die Ortsvorsteherin ist Ute Dietrich (parteilos).[10]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Weinbau

Seit 1994 wird in Tiefenbach wieder Wein angebaut. Der Weinberg befindet sich in Südhanglage am Ortsrand und gehört zur Großlage Lahntal im Weinbaugebiet Mittelrhein.

Bauwerke

Verkehr

Der Ort liegt nahe der Bundesstraße 49 und besitzt eine eigene Ausfahrt. Sie ist über die K 380 zu erreichen, welche gleichzeitig die Hauptstraße von Tiefenbach ist und dort als Neue Kreisstraße und Am Hühnerberg geführt wird. Sie verläuft weiter Richtung Südosten und führt nach etwa 5 Kilometern auf die L 3451 am westlichen Rand der Kernstadt von Braunfels. Der nächstgelegene Bahnhof befindet sich im benachbarten Leun-Stockhausen.

Persönlichkeiten

  • Gerhard Bökel (* 1946), wohnte als hessischer Innenminister und hessischer SPD-Fraktions- und Landesvorsitzender in Tiefenbach
  • Manuel Möglich (* 1979), Journalist und Dokumentarfilmer, wuchs in Tiefenbach auf

Weblinks

Commons: Tiefenbach – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Statistische Daten Tiefenbach. In: Internetauftritt. Stadt Braunfels, abgerufen am 8. Mai 2020.
  2. Kop. XV. Jh. Lich, Rotes Buch fol. 202 v, vgl. hierzu Solmser Urkunden 1 S. XII. Abbildung in: Tiefenbacher Chronik S. 13
  3. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 284.
  4. Hauptsatzung. (PDF; 284 kB) §; 5. In: Webauftritt. Gemeinde Linsengericht, abgerufen im November 2021.
  5. a b c d Tiefenbach, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. August 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 250 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Statistische Daten Tiefenbach. In: Webauftritt. Stadt Braunfels, archiviert vom Original; abgerufen im Dezember 2021.
  9. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 10 und 50, archiviert vom Original am 27. Oktober 2020;.
  10. Ortsbeirat Tiefenbach In: Webauftritt der Stadt Braunfels, abgerufen im Dezember 2021.

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Tiefenbach 5 8 2012 001.JPG
Autor/Urheber: -- LeoDavid (talk) 07:22, 26 August 2012 (UTC), Lizenz: CC BY 3.0
Kirche in Tiefenbach bei Braunfels mit mittelalterlichem (gotischem) Wehrturm (um 1300, Chorturm mit Schießscharten, Spitzhelm und vier Gauben) im alten Ortskern, umgeben von der alten Kirchhofmauer, die im Süden zu Gunsten des Straßenbaus versetzt wurde. Am Zugang von der Mittelstraße eine Kaiser-Wilhelm-Linde von 1913 (ist auf diesem Foto zu sehen - weiter links, am Rand dieses Fotos, von der Linde teilweise verdeckt, das älteste erhaltene Schulgebäude des Ortes, der Fachwerkbau wurde von 1684 bis 1847 als Schule genutzt, in den 1980/90er Jahren befand sich darin die Bäckerei Rudolf Kahl, wovon die gusseiserne Relieftafel und die goldfarbene Brezel an der Giebelseite zur Straße herrühren), an der Westwand der Kirche Kriegerdenkmal von 1924. Die Westhalle wurde 1559 ergänzt. Als der Bau 1713 bis 1714 um einen Nordflügel (Langhaus) zur Winkelhakenkirche erweitert wurde, erhielt das alte Schiff ein neues Portal, dessen aufwändiger Schmuck mit Inschrift und Wappen an den Bauherrn Graf Wilhelm Moritz zu Solms-Braunfels-Greifenstein und seine Frau Magdalena Sophie, geb. Prinzessin und Landgräfin zu Hessen-Homburg-Bingenheim erinnert. Im Okulusfenster über dem Portal die Initialen des damals betreuenden Kirchenbaumeisters Major Johann Georg Simon. Der winkelförmige Bau mit großen Fenstern und Walmdach wurde im Innern unter Aufgabe des alten Chores in Nordsüdrichtung umorientiert und neu ausgestattet: Kanzel datiert 1716, aber angeblich von 1687. Altar: einfacher Holztisch mit gedrechselten Beinen. Kirchenstuhl der Familie Simon mit Inschrift unter der L-förmigen Empore. Schönes Orgelprospekt mit reichen Schnitzereien, um 1715. Rankenmalereien an den Wänden aus der Umbauzeit (1713/14). (1980 wurden bei der Innenraumrenovierung die alten Ausschmückungen gefunden und freigelegt.) Glocke von 1601 durch Bernhard 1822 neu geschmiedet. Turmhahn von 1933.
Braunfels-Tiefenbach Mittelstrasse 2.jpg
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Fachwerkhäuserzeile in Braunfels-Tiefenbach, Mittelstraße
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Ehemalige Schule Braunfels-Tiefenbach.jpg
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Fachwerkhaus in Braunfels-Tiefenbach, Mittelstraße 16
Tiefenbach (Braunfels) Ansichtskarte.png
Ansichtskarte der Gemeinde Tiefenbach bei Braunfels: (von links) Colonialwarenhandlung von Adam Pauly (= Im Espchen 3), Eigentum der Familie Pauly bis 2019, Ortsansicht aus der Vogelschau, Kirche
Braunfels Stadtteile.svg
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Karte von Stadtteile von Braunfels
Tiefenbacher Kirche Allianzwappen Solms Hessen.JPG
Autor/Urheber: -- LeoDavid (talk) 07:55, 26 August 2012 (UTC), Lizenz: CC BY 3.0
Barocker Portalschmuck an der Kirche in Tiefenbach (Typ mittelalterliche Wehrkirche) im alten Ortskern (angebracht anlässlich der Renovierung durch Graf Wilhelm Moritz zu Solms-Braunfels (1651-1724) im Jahre 1714; darstellend das Ehe-Allianzwappen des Grafen und seiner Gemahlin Magdalene Sophie, einer geborenen Landgräfin zu Hessen-Homburg (1660-1720), darüber eine mit Purpur gefütterte Reichsgrafenkrone mit darauf ruhendem Reichsapfel). Die Inschrift unter dem Wappen: "Als diesse kirche wurd de novo Repariert * hat * herr Graff Wilhelm Moritz * damals Löbl* Regirt * / Die weilen Ist Bekant * Das Er gantz voller gnad * In dem Er Solche auch Daran Erwiesen hat / So hat man das dahier * In diesen Stein gegraben * Damit die posten [gemeint ist: "die Nachwelt; die Nachkommen"] * mogen nachricht davon ha[ben] / * ANNO * 1714 * /". Die Buchstaben auf den purpurroten Bändern beidseitig des grünen Rankenwerks sind Abkürzungen, nämlich bezeichnen sie als Initialen Namen und Titel der zu dem Ehe-Allianzwappen gehörenden Eheleute: vorne "W * M * G * Z * S * B * G * H" für Wilhelm Moritz Graf zu Solms-Braunfels-Greifenstein-Hungen, hinten "M * S * L * Z * H * B */ G * Z * S * B" für Magdalene Sophie Landgräfin zu Hessen-Bingenheim, Gräfin zu Solms-Braunfels [zeitgenössisch wurde (von 1650 bis 1681) die hessische Linie, der sie entstammte, statt "Hessen-Homburg" auch "Hessen-Bingenheim" oder "Hessen-Homburg-Bingenheim" genannt, da der zweite Landgraf von Hessen-Homburg, Wilhelm Christoph (ihr Vater), ab 1650 bevorzugt in der zum Schloss ausgebauten Burg Bingenheim lebte und daher meist Landgraf zu Bingenheim genannt wurde, insbesondere nachdem er 1669 Stadt und Amt Homburg an seinen Bruder Georg Christian verkauft hatte. In der Geschichtsschreibung wird die 1660 geborene Magdalene Sophie heute aber (zumeist) einheitlich als geborene "Hessen-Homburg" bezeichnet. Vgl. hier -> [1]. Ähnlich ist die Namensproblematik bei ihrem Gatten, Graf Wilhelm-Moritz, der, als geborener Graf zu Solms-Greifenstein, die Erbnachfolge in (dem bedeutenderen) Braunfels angetreten hatte, seine Residenz dorthin verlegte und sich fortan zumeist "Solms-Braunfels" (oder ggf. "Solms-Braunfels-Greifenstein[-Hungen]") nannte].