Tiberinus

Tiberinus findet Romulus und Remus
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Sesterz des Trajan. Auf der Rückseite setzt Tiberinus seine Knie auf das besiegte, am Boden liegende Dakien.

Tiberinus (auch Tiberinus pater[1]) ist in der römischen Mythologie der Flussgott des Tibers. Tiberinus ist eigentlich eine adjektivische Form und zu Tiberinus deus („Gott Tiber“) bzw. Tiberinus pater („Vater Tiber“) zu ergänzen. Nach Servius[2] wird entsprechend der Fluss im religiösen Zusammenhang Tiberinus, poetisch Tibris und alltäglich Tiberis genannt.

Der Kult des Tiberinus soll schon von Romulus eingeführt worden sein,[3] in Zusammenhang mit dem sehr alten, dem Tiber geltenden Fest der Volturnalia am 27. August erscheint der Name Tiberinus aber nicht.[4] Das Fest des Tiberinus am 8. Dezember ist das Stiftungsfest des auf einer Tiberinsel gelegenen Heiligtums des Gottes. Ein weiteres Heiligtum gab es in Ostia.[1] Ob das am 7. Juni gefeierte Fischerfest (ludi piscatorii) Beziehung zum Kult des Tiberinus hatte, ist unklar.

Tiberinus erscheint auch an einem zentralen Punkt im Gründungsmythos der Stadt Rom. In der Aeneis des Vergil spricht Tiberinus im Traum zu dem am Ufer des Flusses schlafenden Aeneas und verheißt ihm die Gründung der Stadt an der Stelle, an der er am Morgen eine Wildsau mit 30 Frischlingen finden wird, und er trägt ihm auf, sich mit Euandros, dem Führer einer Kolonie von Arkadiern zu verbünden, die in der Nähe die Stadt Palatium (auf dem heutigen Palatin-Hügel) gegründet hatten. Vergil beschreibt den Flussgott mit einem Grasmantel bekleidet und auf dem Kopf einen Kranz aus Schilf tragend.[5] Bei Ovid erklärt der ebenfalls schilfbekrönte Tiberinus dem Dichter den Ursprung des Rituals der Argei, bei dem an den Iden des Mai von der Pons Sublicius aus Strohmänner in den Fluss geworfen wurden.[6]

Einer jungen Überlieferung zufolge soll der Name des Flusses auf Tiberinus Silvius, König von Alba Longa, zurückgehen, der während einer Schlacht in den Fluss fiel und dabei ertrank. Zuvor solle der Fluss Albula geheißen haben.[7]

Romulus und Remus (Peter Paul Rubens, ca. 1614). Links im Schilf Tiberinus mit Ilia.

Nach einer Erzählung des Ennius wurde Ilia, von Amulius, dem König von Alba Longa, zum Ertrinken im Tiber verurteilt, da sie als Vestalin die Mutter von Romulus und Remus geworden war. Ilia wird identifiziert mit Rhea Silvia, gilt aber als Tochter von Aeneas und Lavinia. Der Flussgott rettete Ilia vor dem Ertrinken und macht die zur Göttin erhobene zu seiner Frau. Er rettete auch die am Tiber ausgesetzten Zwillinge vor dem Ertrinken.[8]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b CIL 14,376 Z. 17.
  2. Servius Commentarius in Vergilii Aeneida 8, 31.
  3. Minucius Felix Octavius 25, 7; Augustinus De civitate dei 4, 23; 6, 10.
  4. CIL 12 p. 32; Varro De lingua latina 6, 21.
  5. Vergil Aeneis 8, 31-67.
  6. Ovid Fasti 5, 637-662. Vergleiche auch Dionysios von Halikarnassos Antiquitates Romanae 1, 19, 38.
  7. Livius Ab urbe condita 1, 3, 9; Servius Commentarius in Vergilii Aeneida 8, 330; Varro De lingua latina 5, 30.
  8. Servius Commentarius in Vergilii Aeneida 1, 273; 3, 333; Horaz Carmina 1, 2.

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TRAIANUS RIC II 556-108126.jpg
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TRAJAN. 98-117 AD.
Æ Sestertius (34mm, 23.87 gm). Struck circa 104-107 AD.
IMP CAES NER TRAIANO AUG GER DAC PM TRP COS V PP, Laureate bust right, drapery on far shoulder
SPQR OPTIMO PRINCIPI, The Tiber standing left, placing knee on Dacia, whom he forces to the ground. RIC II 556; BMCRE 793 note; Cohen 526.
Altar Mars Venus Massimo.jpg
Representation of the lupercal: Romulus and Remus fed by the she-wolf, Lupa, surrounded by representations of the Tiber and the Palatine. Panel from an altar dedicated to the divine couple of Mars and Venus. Marble, Roman artwork of the end of the reign of Trajan (98-117 CE), later re-used under the Hadrianic era (117-132 CE) as a base for a statue of Silvan. From the portico of the Piazzale dei Corporazioni in Ostia Antica. Shown in museum of Palazzo Massimo alle Terme (Rome).