Thomas Drozda

Thomas Drozda, 2016

Thomas Drozda (geboren am 24. Juli 1965 in Kematen an der Krems, Oberösterreich) ist ein österreichischer Manager, der lange im Kulturbereich gearbeitet hat. Von Mai 2016 bis März 2021 war er als Politiker (SPÖ) tätig, zuerst als Kanzleramtsminister in der Bundesregierung Kern, dann als Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat.

Nach seinem Ausscheiden aus der Politik ging er in die Privatwirtschaft und ist seit April 2021 einer von zwei gleichberechtigten Vorständen der mehrheitlich der Wien Holding gehörenden Wohnbaugesellschaft ARWAG Holding.

Leben

Drozda studierte Betriebs- und Volkswirtschaft an der Johannes-Kepler-Universität Linz. Nach seinem Studium arbeitete er 1991 als Geschäftsführer beim „Trotzdem-Verlag“ der Sozialistischen Jugend in Wien und wechselte kurze Zeit später in die Abteilung für volkswirtschaftliche Studien der Oesterreichischen Nationalbank. 1993 wurde er von Bundeskanzler Franz Vranitzky in der von ihm geführten Regierung Vranitzky II zum wirtschaftspolitischen Berater berufen, 1996 um den Bereich Kunst und Kultur erweitert. In derselben Funktion arbeitete er auch unter Bundeskanzler Viktor Klima bis 1998.

Ende 1998 wurde Drozda als kaufmännischer Geschäftsführer an das Wiener Burgtheater berufen, wo er Restrukturierungs- und Neupositionierungsmaßnahmen setzte. 2008 wurde er zum Generaldirektor der Vereinigten Bühnen Wien ernannt. Von 2007 bis 2014[1] war Drozda Mitglied des Stiftungsrats des Österreichischen Rundfunks.

Am 18. Mai 2016 wurde er von Bundespräsident Heinz Fischer auf Vorschlag von Christian Kern zum Regierungsmitglied ernannt.[2] Als Bundesminister im Bundeskanzleramt war er vom 25. Mai 2016 bis zum 18. Dezember 2017, als die Bundesregierung Kern aufgelöst wurde, für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien zuständig.[1] Als Kulturminister beauftragte er zwei unabhängige Expertengruppen mit der Erstellung eines Reformkonzepts für die Bundesmuseen. Das Weißbuch Bundesmuseen wurde Ende April 2017 der Öffentlichkeit vorgestellt.[3] Er unterstützte die Realisierung der Albertina modern, einer Zusammenarbeit von Hans Peter Haselsteiner, Klaus Albrecht Schröder, Sammlung Essl und Künstlerhaus. Das Projekt Haus der Geschichte wurde unter seiner Federführung zwar redimensionert, aber auch allen Widerständen zum Trotz realisiert.[4] Weiters traf er eine Reihe von Personalentscheidungen. Er bestellte Stella Rollig und Wolfgang Bergmann als Doppelspitze im Schloß Belvedere[5] und den damaligen Direktor der Uffizien, Eike Schmidt, als neuen Direktor des Kunsthistorischen Museums.[6] Es war dies die einzige Personalie Drozdas, die letztlich nicht realisiert wurde, weil Eike Schmidt kurz vor Vertragsantritt absagte und in Florenz verlängerte – dies alles bereits nach dem Ausscheiden Drozdas.[7] Er berief Felicitas Thun-Hohenstein als Kuratorin des Österreich-Pavillons bei der 58. Biennale di Venezia,[8] was zur ersten weiblichen Venedig-Solo-Personale mit Renate Bertlmann führte.[9] Nach dem Wechsel von Andrea Mayer in die Präsidentschaftskanzlei berief er Jürgen Meindl als Sektionschef der Kunst- und Kultursektion.[10] Weiters konnte er in seiner kurzen Amtszeit neue Direktoren im Burgtheater und an der Staatsoper bestellen. Er setzte auf radikale Erneuerung und berief Martin Kušej und Bogdan Roščić.[11][12] Drei seiner zentralen Projekte wurden vom Koalitionspartner ÖVP blockiert, erstens die Valorisierung der Subventionen im Kulturbetrieb,[13] zweitens der Umbau der Presseförderung nach dänischem Modell[14] und drittens das Informationsfreiheits-Gesetz, welches die Abschaffung des sogenannten Amtsgeheimnisses beinhaltet hätte.[15]

Nach der Nationalratswahl 2017 zog Drozda, der als Quereinsteiger Minister geworden war, erstmals in den Nationalrat ein. Im September 2018 wurde er von der SPÖ-Vorsitzenden Pamela Rendi-Wagner zum Bundesgeschäftsführer bestellt.[16] Diese Funktion legte er zurück, nachdem die SPÖ bei der Nationalratswahl 2019 mit rund 22 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis hinnehmen hatte müssen. Ende März 2021 schied er aus dem Nationalrat aus, sein Mandat übernahm Mario Lindner.[17]

Im November 2020 bewarb sich Drozda auf einen der zwei ausgeschriebenen Vorstandsposten[18] der ARWAG Holding, die im Jahr 2022 von der Wien Holding teilprivatisiert wurde.[19] Mit 1. April 2021 wurde Drozda neben Christian Raab (seit Anfang 2020[20]) zum gleichberechtigten Vorstand berufen.[21][22]

Zitat

Als ihn die Kleine Zeitung im Juli 2017 zu Projekten der damals bereits gescheiterten Regierung Kern befragte, lautete seine Antwort:

„Es gibt keine laufende Regierung − die wurde von einem Dreißigjährigen [gemeint Sebastian Kurz; Anm.] vor laufender Kamera gekündigt. Das ist das Reiten eines toten Pferdes.“

Thomas Drozda: Interview in der Kleinen Zeitung, 24. Juli 2017[23]

Weblinks

Commons: Thomas Drozda – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien. (Memento vom 17. August 2016 im Internet Archive) Kurzbiografie über Thomas Drozda auf der Website des Bundeskanzleramts, abgerufen am 18. August 2016.
  2. Thomas Drozda neuer Kulturminister. In: ooe.ORF.at, 17. Mai 2016, abgerufen am 18. August 2016.
  3. Stefan Weiss: Weißbuch Bundesmuseen: Nur ja nicht in die Schublade! Kommentar. In: Der Standard, 1. Mai 2017.
  4. Haus der Geschichte: Drozda erwägt Neubau. In: Die Presse, 20. Oktober 2016.
  5. Belvedere: Die österreichische Lösung. In: Die Presse, 18. Oktober 2016.
  6. Eike Schmidt übernimmt KHM. In: wien.ORF.at, 1. September 2017.
  7. Eike Schmidt sieht Sabine Haag auch als Grund für KHM-Absage. In: Der Standard, 4. Oktober 2019.
  8. Kunstminister Thomas Drozda bestellt Felicitas Thun-Hohenstein als Kuratorin der 58. Kunstbiennale in Venedig. In: artmagazin, 22. November 2017.
  9. Michael Huber: Renate Bertlmann bei der Biennale: Im Garten der bewaffneten Blumen. In: Kurier, 8. Mai 2019.
  10. Kurier, Wien: Die Kunst- und Kultursektion als parteipolitisches Spielfeld, 15. August 2023
  11. Martin Kusej übernimmt das Burgtheater. In: Wiener Zeitung, 30. Juni 2017.
  12. Roscic-Kür: Von „Skandal“ bis „großartig“. In: wien.ORF.at, 21. Dezember 2016.
  13. Stefan Weiss: Drozda: „Manchmal gibt es im Leben nur Schwarz-Weiß“. Interview. In: Der Standard, 5. August 2016.
  14. Wie die neue Medienförderung im Detail aussehen wird. In: Neue Zürcher Zeitung, 8. April 2017.
  15. Amtsgeheimnis: keine Einigung zur Abschaffung. In: Horizont, 26. Juni 2017.
  16. Drozda wird neuer SPÖ-Bundesgeschäftsführer. In: ORF.at. 25. September 2018, abgerufen am 25. September 2018.
  17. SPÖ-Parlamentsklub: Mario Lindner als neuer SPÖ-Abgeordneter angelobt. In: APA-OTS-Aussendung. 9. April 2021, abgerufen am 24. März 2023.
  18. Andrea Hodoschek: Drozda steigt aus Politik aus und geht in den Wohnbau. In: Kurier.at. 5. Februar 2021, abgerufen am 24. März 2023.
  19. Renate Graber: Arwag Holding: Stadt Wien privatisiert Teil von „leistbarem“ Wohnen. In: Der Standard. 14. Dezember 2021, abgerufen am 24. März 2023: „Die Wien Holding verkauft 26 Prozent der Arwag, die sich der Schaffung leistbaren Wohnraums widmet. Dieses Paket und das der Erste Bank sollen an Klemens Hallmann gehen.“
  20. ARWAG Holding-Aktiengesellschaft, FN 038724y: Vorstand Christian Raab, vertritt seit 1. Jänner 2020. Eingetragen am Handelsgericht Wien am 1. Februar 2020 (Firmendetail aus dem Firmenbuch im firmenmonitor.at der Wiener Zeitung, abgerufen am 24. März 2023).
  21. SPÖ-Politiker Thomas Drozda wechselt in die Wirtschaft. In: DerStandard.at. 5. Februar 2021, abgerufen am 24. März 2023.
  22. ARWAG Holding-Aktiengesellschaft, FN 038724y: Vorstand Thomas Drozda, vertritt seit 1. April 2021. Eingetragen am Handelsgericht Wien am 12. Mai 2021 (Firmendetail aus dem Firmenbuch im firmenmonitor.at der Wiener Zeitung, abgerufen am 24. März 2023).
  23. Kulturminister Drozda: „Bittstellertum ist mir zuwider“. Interview. In: Kleine Zeitung, 24. Juli 2017.

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Wappen der Republik Österreich: Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist:

Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone […]. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“

Mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 geändert wird, BGBl. Nr. 350/1981, wurden die Wappengesetze von 1919 und 1945 außer Kraft gesetzt und dem Text des Bundes-Verfassungsgesetzes mit Artikel 8a B-VG eine Verfassungsbestimmung über die Farben, die Flagge und das Wappen der Republik Österreich hinzugefügt. Mit der Neuverlautbarung des Wappengesetzes mit BGBl. Nr. 159/1984 in § 1 in der grafischen Umsetzung der Anlage 1 wurde das Bundeswappen in seiner aktuellen Version eingeführt.