Thermometersiedlung

Die Thermometersiedlung (umgangssprachlich: Thermosiedlung) ist eine Plattenbau-Großsiedlung[1][2] im Berliner Ortsteil Lichterfelde des Bezirks Steglitz-Zehlendorf. Sie wurde von 1968 bis 1974 als typisches Beispiel für die Stadtrandbebauung im West-Berlin der 1970er Jahre errichtet. In den rund 60 Gebäuden, darunter mehrere Hochhäuser mit bis zu 22 Geschossen, lebten 2018 4644 Menschen. Der Ausländeranteil lag im gleichen Jahr sechs Prozentpunkte über dem Berliner Durchschnitt (25,1 gegenüber 19,1 %); der Anteil der Deutschen mit Migrations­hintergrund war knapp elf Prozentpunkte höher (24,4 gegenüber 13,5 %).[3]

Die Bevölkerungsstruktur und die soziale Lage der Bewohner unterscheiden sich von den übrigen Wohnlagen des Bezirks Steglitz-Zehlendorf; das Viertel weist im Vergleich sozial schwächere Strukturen und deutlich geringere Einkommen auf.[4] Das Monitoring Soziale Stadtentwicklung des Jahres 2017 der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen weist die Thermometersiedlung als „Gebiet mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf“ aus.[5]

Karte der Thermometersiedlung (rosafarben hervorgehoben)

Herkunft des Namens

Thermometersiedlung in der Nacht: Mercator-Grundschule mit Mercatorweg, Hochhäuser

Von den vier Straßen der Thermometersiedlung tragen drei die Namen der Physiker Anders Celsius, Daniel Gabriel Fahrenheit und René-Antoine Ferchault de Réaumur, denen die physikalischen Größeneinheiten der Temperatur ihren Namen verdanken: Celsius-, Fahrenheit- und Réaumurstraße. Der Mercatorweg ist nach dem Kartografen Gerhard Mercator benannt.

Lage und Verkehrsanbindung

Die Siedlung liegt zwischen der Osdorfer Straße und der Bahnstrecke Berlin–Halle, auf der die S-Bahn-Linien S25 und S26 sowie Regional- und Fernverkehrszüge verkehren. An den Bahnhöfen Lichterfelde-Süd und Osdorfer Straße hält nur die Berliner S-Bahn. Es verkehren mehrere Buslinien.

Der Berliner Ring und der Zubringer zur Berliner Stadtautobahn sind beide jeweils in rund 15 Fahrminuten zu erreichen.

Schulen und Betreuungseinrichtungen

Die Thermometersiedlung gehört zum Schuleinzugsbereich 0630. In der Thermometersiedlung selbst gibt es nur die Mercator-Grundschule im Mercatorweg 8–10.[6][7] In unmittelbarer Umgebung befinden sich eine Kindertagesstätte in der Réaumurstraße und zwei in der Scheelestraße.

Wohnumfeldverbesserung

Das Land Berlin und die GSW Immobilien als Eigentümerin versuchen mit einer Reihe von Maßnahmen, das schlechte Image der Siedlung zu verbessern: Unter anderem wurden Polizeisprechstunden für die Bewohner eingerichtet. Die Fassaden der Gebäude wurden seit Beginn der 1990er Jahre kontinuierlich renoviert und es wurde viel Geld in Spielplätze und Grünanlagen investiert, so zum Beispiel in die Renaturierung des Stangenpfuhl und des Stangenpfuhlgrabens.

Ehemaliger Truppenübungsplatz

Südlich der Thermometersiedlung plant die Groth-Gruppe auf dem Areal des ehemaligen US-amerikanischen Truppenübungsplatzes Parks Range auf einer Fläche von 39 Hektar den Bau von Doppel- und Reihenhäusern für Familien sowie bis zu achtgeschossigen Wohnhäusern. Dort sollen in 2500 Wohnungen bis zu 10.000 Menschen eine Unterkunft finden.

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Panoramaansicht der Thermometersiedlung aus Nordosten

Carl-Schuhmann-Sportanlage

Fußballplatz der Carl-Schuhmann-Sportanlage, Berlin, mit Thermometersiedlung im Hintergrund

In unmittelbarer Nachbarschaft zur Siedlung befindet sich eine Sportanlage mit Sporthalle und Sportplatz, die nach dem Turner und Ringer Carl Schuhmann benannt ist.[8] Der Sportplatz wird von Mannschaften des Fußball-Regionalligisten FC Viktoria 1889 Berlin genutzt.

Kulturelle Rezeption

Die Deutschrapper Fler, Jalil und Samra sind in der Thermometersiedlung aufgewachsen.[9][10] In ihren Songs verarbeiten sie die Kindheit und Jugend sowie den Alltag in diesem Viertel.[11] Zahlreiche Musikvideos dieser Künstler wurden in der Siedlung gedreht.[12][13]

Weblinks

Commons: Thermometersiedlung – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Bauforschungsprojekte – Bauforschung – Fraunhofer IRB. In: irb.fraunhofer.de. Abgerufen am 1. August 2019.
  2. Ingrid Hentschel – Prof. Axel Oestreich Architekten BDA: Wohnumfeldverbesserung Thermometersiedlung. In: hentschel-oestreich.de. Abgerufen am 1. August 2019.
  3. Die Thermometersiedlung LOR-Seite. Abgerufen am 30. Mai 2020.
  4. Sehr niedriger Sozialstatus: Thermometersiedlung drückt gute Werte des Bezirks. Abgerufen am 30. Mai 2020.
  5. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen: Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2017. Berlin 2017, S. 13.
  6. Schulen und Kitas in der Nähe. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Suchformular
  7. Schulporträt der Mercator-Grundschule.
  8. Landessportbund Berlin e. V.: Sportstätten Details. 7. November 2016, abgerufen am 5. Juni 2020.
  9. Oliver Marquart: 12207: Fler & Jalils gemeinsames Album hat einen Titel. In: rap.de. 26. November 2016, abgerufen am 29. November 2020 (deutsch).
  10. Lukas Breit: Jalil & Samra – 45 (prod. Fewtile). In: rap.de. 15. Mai 2020, abgerufen am 29. November 2020 (deutsch).
  11. Jalil & Samra – 45. Abgerufen am 29. November 2020 (englisch).
  12. Jalil & Samra: 45. 15. Mai 2020, abgerufen am 29. November 2020.
  13. Bozza & Samra: Unbekannt. 3. Juli 2020, abgerufen am 29. November 2020.

Koordinaten: 52° 24′ 47″ N, 13° 18′ 54″ O

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Panorama der Thermometersiedling in Berlin-Lichterfelde.Süd von Nordosten
Carl-Schuhmann-Sportanlage.jpg
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Das Bild zeigt den Fußballplatz der Carl-Schuhmann-Sportanlage in Lichterfelde-Süd (Berlin). Im Hintergrund ist die Thermometersiedlung zu sehen.
Berlin-Thermometersiedlung-Duhanic.png
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Karte der Thermometersiedlung (hervorgehoben) in Berlin-Lichterfelde. Die Abzweigung der Celsiusstraße gehört ebenfalls zur Celsiusstraße. Die Mercator-Grundschule, der „Ententeich“ (Löschwasserteich) und das Stadion sind als markante Orte eingetragen. Im Bild eingebettet ist eine Übersichtskarte von Berlin mit der Lage der Thermometersiedlung.
Thermometersiedlung 0829 Duhanic.jpg
Autor/Urheber: Mario Duhanic, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Thermometersiedlung in der Nacht. Zu sehen ist ein Teil des Mercatorwegs rechts, hinter den Hochhäusern befindet sich die Osdorfer Straße. Die niedrigeren Gebäude in der Mitte gehören zur Mercator-Grundschule.