Theodotus von Byzanz

Theodotus von Byzanz (auch Theodotus der Gerber) (um 160 n. Chr.[1]) war ein christlicher Autor des späten 2. Jahrhunderts. Er war ein Zeitgenosse des Clemens von Alexandria, der auch Fragmente aus seinem Werk überliefert hat. Bei der Betrachtung der Auszüge (Epitomai = gekürzte Bearbeitungen) aus Theodotus Lehren in dem clementinischen Werk ist dabei schwer zu bestimmen, welche Abschnitte Theodotus selbst zugeschrieben werden können.

Leben und Wirken

Die von Theodotus vertretene Lehre besagt, dass Christus zwar ein besonderer und unter übernatürlichen Umständen geborener Mensch war, aber eben nur Mensch. Erst bei seiner Taufe im Jordan wurde Christus von Gott adoptiert. Für Theodot war aber nicht die Auferstehung von Jesus Christus bedeutend, sondern die kenotische Inkarnation[2] und das Symbol des Kreuzes. Theodot kommentierte einige Paulusbriefe. Er gilt als Valentianer, doch war er wahrscheinlich kein direkter Schüler von Valentinus.

Allen Valentianern ist gemeinsam, dass sie eine ‚himmlische Welt‘, das Pleroma, beschreiben, welches aus dreißig Äönen, Welten, bestünde. Diese Äonen sind paarweise geordnet und werden nicht als Abstrakta verwendet, sondern stellen Hypostasen oder Personifikationen einzelner Eigenschaften der ihnen zugrundegelegten Göttlichkeit dar. Vom letzten dieser Äonen, der Sophia, ginge die Erschaffung der Welt aus. Die Entstehung der Materie und der Welt wird als Folge des Irrtums, nicht des Bösen und der Sünde, bewertet.

Diese als dynamischer Monarchianismus bezeichnete Lehre wurde von der Orthodoxie als häretisch verdammt. Theodotus wurde daher von Papst Viktor I., der von 189 bis zum Jahre 199 Bischof von Rom war, exkommuniziert.

Er gilt als Schüler des Gnostikers Valentinus. Der Valentinianismus war, neben dem Marcionismus, eine der am weitesten verbreiteten (gnostisch)-christlichen Bewegungen. Er entwickelte sich in einer italischen und einer östlichen („anatolischen“) Form. Zur westlichen Schule zählt man traditionell die valentinianischen Lehrer Alexander, Florinus, Herakleon, Ptolemäus, Secundus und Theotimus, zur östlichen Axionicus (Axionikos), Markos den Magier und Theodotus von Byzanz. Möglicherweise gehörte auch Bardesanes zur östlichen Strömung des Valentinianismus.[3]

Literatur

  • Peter Lampe: From Paul to Valentinus: Christians at Rome in the First Two Centuries: Christians at Rome in the First Two Centuries. Fortress Press, 2003, ISBN 978-0-8006-2702-7
  • Theodotus The Gnostic (Encyclopædia Britannica)
  • András Handl: Viktor I. (189?–199?) von Rom und die Etablierung des “monarchischen” Episkopats in Rom. In: Sacris Erudiri: a Journal on the Inheritance of Early and Medieval Christianity, Band 55, (2016), S. 7–56.

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Markus Vinzent: Die Auferstehung Christi im frühen Christentum. Herder Verlag, Freiburg 2014, ISBN 978-3-451-31212-0, S. 159.
  2. Die Grundfrage der ‚Kenotiker‘ ist, wie der ewige präexistente Logos mit dem irdischen, endlichen Menschen Jesus von Nazareth identisches Subjekt sein kann.
  3. Christoph Markschies: Valentin/Valentinianer. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 34, Berlin/New York 2002, S. 495–500, hier: 498.