Theodor Piffl-Perčević

V. l. n. r.: Piffl-Perčević, Katalin Bregant, Josef Krainer und Begleiter, um 1965
Gedenktafel an der Villa Isenburg in Meran

Theodor Piffl-Perčević (* 17. September 1911 in Meran, Österreich-Ungarn; † 22. Dezember 1994 in Graz) war ein österreichischer Jurist und Politiker (ÖVP).

Leben

Seine Familie ist mit dem Wiener Erzbischof 1913–1932, Kardinal Friedrich Gustav Piffl, verwandt.[1]

Theodor Piffl-Perčević besuchte das Kollegium Kalksburg, anschließend studierte er Rechtswissenschaft und Geschichte an der Universität Graz (Promotion 1937). Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde er 1939 in Wien von der Gestapo verhaftet, da er die Außenpolitik des NS-Regimes, insbesondere die Option in Südtirol, öffentlich als „Menschenhandel“ kritisiert hatte.[2] Nach neunmonatiger Haft wurde er zum Kriegsdienst einberufen, den er bis 1945 in einem Strafbataillon zubrachte.[3]

Ab 1945 war er für die Kammer für Land- und Forstwirtschaft der Steiermark mit Sitz in Graz tätig, 1950 wurde er Kammeramtsdirektor-Stellvertreter.

Von 1960 bis 1969 war er Abgeordneter zum Nationalrat. Vom 2. April 1964 bis 2. Juni 1969 war er außerdem Unterrichtsminister, bis 1966 in der großkoalitionären Bundesregierung Klaus I und dann in der monocoloren Bundesregierung Klaus II. Als Unterrichtsminister trat er zurück, da er das 13. Schuljahr an höheren Schulen nicht durchsetzen konnte. In seine Amtszeit als Minister fiel die Affäre um den nationalsozialistischen Historiker Taras Borodajkewycz, gegen dessen Zwangspensionierung (bei vollen Bezügen) er lange Widerstand leistete.

Piffl-Percevic war nach seinem Ausscheiden aus der Politik bis 1989 Präsident der Stiftung Pro Oriente.

Sein Sohn Peter Piffl-Perčević folgte ihm ebenfalls in die Politik und ist seit November 2000 ÖVP-Gemeinderat in Graz.

Konflikt mit Thomas Bernhard

Am 4. März 1968 erhielt Thomas Bernhard den ihm ohne sein Zutun (sein Bruder hatte, wie er schrieb, seinen Roman Frost am letzten Tag der Einreichfrist nominiert) verliehenen Förderungspreis (von Bernhard als Kleiner Staatspreis bezeichnet) im Rahmen des Staatspreises für Literatur 1967 (diesen erhielt 1967 Elias Canetti). Er hielt sich längst nicht mehr für einen der jungen Nachwuchsliteraten, die diesen Preis seinen Angaben zufolge sonst erhalten haben, nahm ihn aber, wie er später schrieb, entgegen, da sein Großvater den gleichen Preis dreißig Jahre vorher, 1937, erhalten hatte.

In seiner Ansprache sagte Bernhard in Anwesenheit von Piffl-Perčević unter anderem: Der Staat ist ein Gebilde, das fortwährend zum Scheitern, das Volk ein solches, das ununterbrochen zur Infamie und zur Geistesschwäche verurteilt ist.[4] Der Minister interpretierte dies als „Beleidigung Österreichs“ und verließ die Veranstaltung in großer Erregung. Die wenig später in Anwesenheit des Ministers vorgesehene Verleihung des Anton-Wildgans-Preises der Industriellenvereinigung an den Dichter wurde daraufhin abgesagt, Bernhard der Preis formlos zugestellt bzw. überwiesen.[4] Thomas Bernhard verarbeitete dieses Ereignis in der Erzählung Wittgensteins Neffe und im 5. Kapitel von Meine Preise.

Auszeichnungen (Auszug)

Quellen

  1. Erhard Busek: Lebensbilder, Kremayr & Scheriau, Wien 2014, ISBN 978-3-218-00931-7, S. 94
  2. Claus Gatterer: Im Kampf gegen Rom: Bürger, Minderheiten und Autonomien in Italien. Europa Verlag, Wien u. a. 1968 978-3-203-50056-0 S. 604
  3. Eduard Widmoser: Südtirol-Brevier von A-Z. Südtirol-Verlag, Innsbruck 1966 S. 64
  4. a b Thomas Bernhard: Meine Preise. Mit einer editorischen Notiz von Raimund Fellinger. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009, ISBN 3-518-42055-0, S. 66 f. und S. 121 f.

Weblinks

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Wappen der Republik Österreich: Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist:

Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone […]. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“

Mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 geändert wird, BGBl. Nr. 350/1981, wurden die Wappengesetze von 1919 und 1945 außer Kraft gesetzt und dem Text des Bundes-Verfassungsgesetzes mit Artikel 8a B-VG eine Verfassungsbestimmung über die Farben, die Flagge und das Wappen der Republik Österreich hinzugefügt. Mit der Neuverlautbarung des Wappengesetzes mit BGBl. Nr. 159/1984 in § 1 in der grafischen Umsetzung der Anlage 1 wurde das Bundeswappen in seiner aktuellen Version eingeführt.
Theodor Piffl-Perčević Plaque Isenburg Meran.jpg
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Diese Datei zeigt das Baudenkmal mit der Nummer 15931 in Südtirol.
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Katharina Bregant mit LH Josef Krainer von Steiermark und Unterrichtsminister Dr. Piffl-Percevic