Leopoldstädter Theater
Das Leopoldstädter Theater war im 18. und 19. Jahrhundert ein bekanntes Theater in der Leopoldstadt, einer damaligen Wiener Vorstadt. Es wurde 1838 von Carl Carl erworben und war danach als Carltheater bekannt.
Geschichte
Das Leopoldstädter Theater, das erste der Wiener Vorstadttheater, wurde von Jean-Baptiste Brequin, dem kaiserlichen Wasserbaudirektor, und dem Baumeister Peter Mollner entworfen[1] und 1781 von Karl von Marinelli eröffnet.
Der Spielplan bestand vor allem aus Lokal- und Zauberpossen, Parodien und Singspielen des Alt-Wiener Volkstheaters.
Bedeutende Schauspieler in diesem Haus aus dieser Zeit waren Anton Hasenhut, Therese Krones, Katharina Ennöckl, Johann Nepomuk Nestroy, Johann Joseph La Roche, Ferdinand Raimund und Ignaz Schuster. Große Erfolge feierte auch das Komiker-Trio Karl Blasel, Wilhelm Knaack und Josef Matras, sowie Andreas Scutta.
Erfolgreicher Bühnenschriftsteller aus dieser Zeit war Karl Friedrich Hensler. Nach dem Tod von Direktor Marinelli leitete er das Theater bis 1816, sein Nachfolger war Leopold Huber[2]. Andere damals erfolgreiche Bühnenautoren wie Franz Xaver Gewey, Josef Alois Gleich, Friedrich Kaiser, Ferdinand Kringsteiner, Carl Meisl, Johann Nepomuk Nestroy, Joachim Perinet, Ferdinand Raimund feierten dort große Erfolge. Beinahe schon zum Inventar gehörte der Hauskomponist Wenzel Müller.
Ab 1821 inszenierte Ferdinand Raimund dort auch als Regisseur, und in den Jahren 1828 bis 1830 leitete er das Theater als Direktor.
Nach längeren finanziellen Schwierigkeiten wurde das Leopoldstädter Theater 1838 an den Theaterdirektor Carl Carl verkauft. Dieser ließ das Haus von den Architekten August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll umbauen. 1847 wurde es unter dem Namen Carltheater neu eröffnet. Das Carltheater wurde im Zweiten Weltkrieg so sehr beschädigt, dass die Ruine 1951 abgerissen wurde.
An das Theater erinnern in der Leopoldstadt die Komödiengasse und die Marinelligasse.
Literatur
- Rudolph Angermüller: Wenzel Müller und „sein“ Leopoldstädter Theater. Mit besonderer Berücksichtigung der Tagebücher Wenzel Müllers (= Wiener Schriften zur Stilkunde und Aufführungspraxis, Band 5). Böhlau, Wien 2009, ISBN 978-3-205-78448-7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Franz Hadamowsky: Das Theater in der Leopoldstadt von 1781 bis 1860. Höfel, Wien 1934.
- Helene Grund: Das Leopoldstädter „Kasperltheater“ 1781 bis 1831. Wien 1921, (Dissertation an der Universität Wien).
- Beatrix Müller-Kampel: Kasperl-La Roche: seine Kunst, seine Komik und das Leopoldstädter Theater, LiTheS[3], Graz 2010, ISSN 2071-6346, OCLC 706854148 (= Sonderband 1).
- Edith Futter: Die bedeutendsten Schauspielerinnen des Leopoldstädter Theaters in der Zeit von 1800 bis 1830 (= Dissertationen der Universität Wien, Band 48). 2 Bände. Notring, Wien 1970, DNB 456689834 (zugleich Dissertation Universität Wien).
- Leopold Tatzer: Das alte Leopoldstädter Theater (1781 bis 1847). In: Die Wiener Stadtbibliothek 1956–1966. Ausgewählte Beiträge (= Wiener Schriften Heft 24; = Veröffentlichungen aus der Wiener Stadtbibliothek. Band 2). Jugend und Volk, Wien 1966, S. 208–225 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Siehe auch
Weblinks
- Theater in der Leopoldstadt im OEML-online – Österreichisches Musiklexikon
- Eintrag zu Leopoldstädter Theater im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
Einzelnachweise
- ↑ Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Verlag Kremayr & Scheriau, Wien, 1992–2004
- ↑ Leopold Huber im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- ↑ LiTheS, Zeitschrift für Literatur und Theatersoziologie, Institut für Germanistik der Universität Graz, ISSN 2071-6346, LiTheS-online.
Koordinaten: 48° 12′ 54″ N, 16° 23′ 4″ O
Auf dieser Seite verwendete Medien
Das Theater in der Leopoldstadt in Wien
Die Jägerzeile (heute Praterstraße) in Wien. Öl auf Leinwand. Sammlung: Wien Museum. Einmündung der Weintraubengasse in die Jägerzeile mit links dem Leopoldstädter Theater (1847 als Carltheater neu errichtet) und rechts dem Gasthof Zur Weintraube oder Zur blauen Weintraube im Haus Zu den drei Allierten (1895 im Hinblick auf den Bau des neuen Alliiertenhofes geschlossen), dahinter Turm der alten Johann-Nepomuk-Kirche.