Thérèse de Dillmont
Thérèse de Dillmont (eigentlich Therese Maria Josefa Dillmann von Dillmont, * 10. Oktober 1846 in Wiener Neustadt, Kaisertum Österreich; † 22. Mai 1890 in Baden-Baden, Deutsches Reich) war eine österreichische textile Handarbeitslehrerin, Autorin der Enzyklopädie der weiblichen Handarbeiten und auch postum Namensgeberin für Produkte der elsässischen Garnfabrik Dollfus-Mieg et Compagnie in Mülhausen.
Leben
Theresa Maria Josefa Dillmann von Dillmont stammte aus der österreichischen Offiziersfamilie Dillmann von Dillmont (Dillman de Dillmont). Ihr Vater Ferdinand (1798–1857) war k.k. Major und 1834 bis 1846 Lehrer an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt. Ihr Bruder Oskar Dillmann von Dillmont (1853–1916) wurde zum Feldmarschallleutnant befördert.[1] Da ihr Vater schon früh verstarb, musste ihre Mutter am Wiener Hof um Beihilfe für die Erziehung der Kinder bitten.[1] Thérèse besuchte die 1873 von Emilie Bach gegründete Stickereischule in Wien und schlug gegen den Widerstand in der Familie den unstandesgemäßen Beruf einer Handarbeitslehrerin ein. Bei der Weltausstellung Paris 1878 lernte sie den elsässischen Textilindustriellen Jean Dollfus-Mieg kennen und wurde von ihm 1884 als Handarbeitslehrerin in der Textilfabrik Dollfus-Mieg et Compagnie (DMC) in Dornach bei Mülhausen angestellt.[1]
Ab 1886 erschienen dort in einem Verlag, der ihren Namen trug, ihre Enzyklopädie der weiblichen Handarbeiten sowie mehrere kleinere Musterbücher. Im Anhang der Enzyklopädie war das Produktionsprogramm der Strickgarne von DMC aufgeführt.[1] Das Buch wurde in mehrere Sprachen übersetzt und wiederholt nachgedruckt. Unter ihrem Namen wurden in mehreren europäischen Großstädten Handarbeitswarengeschäfte eröffnet: 1885 in Paris, 1886 in Berlin und 1887 in London. Das 1884 in Wien beim Stephansdom eröffnete Geschäft trug noch bis in die Nachkriegszeit den Namen Dillmont.
Sie heiratete 1889 in der Votivkirche in Wien den Kaufmann Josef Scheuermann, verstarb aber bereits 1890 während einer Kur in Baden-Baden. Ihre Nachfolgerin bei DMC wurde ihre Nichte, die sie aus einer Klosterschule in Brünn zu sich geholt hatte.[1]
Sie wurde 1909 von Baden-Baden nach Wiener Neustadt überführt und in der Dillmann von Dillmont’schen Familiengruft auf dem Friedhof der Theresianischen Militärakademie beigesetzt.[1]
Schriften
- Enzyklopädie der weiblichen Handarbeiten. Dornach (Elsass): Dillmont, 1893
- Album für Kreuzstichstickerei, drei Alben.[2]
- Emilie Bach: Neue Muster in altem Stil, zwei Lieferungen.[2]
- Die Stickerei auf Netzkanvas[2]
- Alphabete und Monogramme[2]
- Die Knüpfarbeit (Le Macramé)[2]
- Filet-Richelieu[2]
- Sammlung verschiedener Handarbeiten. Dreisprachig.[2]
- Vorlagen für Plattsticharbeit[2]
- Die Soutache und deren Verwendung[2]
- Alphabete für die Stickerin[2]
- Koptische Stickereien[2]
- Die Durchbrucharbeit. Mülhausen (Elsass): Dillmont, [Ser. 1].[1904], Ser. 2.1913.
Reprint
- Die Klöppelspitzen (1890). Edition Libri Rari im Verlag Schäfer, Hannover 1989, ISBN 3-88746-226-2 (nach dem Original: Dillmont, Mülhausen 1910).
Literatur
- Marianne Stradal: Therese de Dillmont. Beruf und Berufung einer tapferen Frau. 48 S. mit fotogr. Abb. Eigenverlag, ohne Jahr [ca. 1982], OCLC 254300364.
- Marianne Stradal: Therese de Dillmont. In: Textilkunst, Heft 3, 1979
- Rachel Maines: Hedonizing Technologies: Paths to Pleasure in Hobbies and Leisure. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2009
- Rebecca Houze: Textiles, fashion, and design reform in Austria-Hungary before the First World War: principles of dress. Ashgate, Farnham Surrey UK / Burlington VT 2015
Weblinks
- Foto der Grabstätte auf dem Friedhof der Theresianischen Militärakademie Wiener Neustadt
- Literatur von und über Thérèse de Dillmont im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Encyclopedia of Needlework. Project Gutenberg
- Ruth P. Hellmann: Thérèse de Dillmont and her Encyclopedia of Needlework. (PDF) cs.arizona.edu, University of Arizona (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f Marianne Stradal: Thérèse de Dillmont, ein Leben für die Handarbeit, abgedruckt bei Nadelspiel, 28. August 2009
- ↑ a b c d e f g h i j k Verlagshinweise in Enzyklopädie der weiblichen Handarbeiten
Personendaten | |
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NAME | Dillmont, Thérèse de |
ALTERNATIVNAMEN | Dillmont, Theresa von |
KURZBESCHREIBUNG | österreichische Handarbeitslehrerin und Sachbuchautorin |
GEBURTSDATUM | 10. Oktober 1846 |
GEBURTSORT | Wiener Neustadt |
STERBEDATUM | 22. Mai 1890 |
STERBEORT | Baden-Baden |
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Thérèse de Dillmont (10 October 1846 - 22 May 1890) was an Austrian needleworker and writer. Dillmont's Encyclopedia of Needlework (1886) has been translated into 17 languages.
Etablissement Dollfus-Mieg à Dornach (Charles Grad, L'Alsace, le pays et ses habitants, Hachette, 1906 (rééd.), p. 215)
Encyklopädie der weiblichen Handarbeiten 1893
Illustration for section "Plain sewing" in Encyclopedia of Needlework. Fig. 1. Knotting the thread into the needle.
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Friedhof der Theresianischen Militärakademie - Grabstätte der Familie Dillmann von Dillmont