Textblockgesetz

Das Textblockgesetz (auch Frumkina-Gesetz, Gesetz von Zwirner, Zwirner & Frumkina) ist eines der Sprachgesetze, die die Quantitative Linguistik vorschlägt. Es steuert die Häufigkeit, mit der bestimmte sprachliche Einheiten in Textblöcken vorkommen. Textblöcke erhält man, wenn man einen Text in viele gleich lange Abschnitte einteilt. Wenn man dann untersucht, in wie vielen Textblöcken eine bestimmte sprachliche Einheit keinmal, einmal, zweimal und so weiter vorkommt, so erhält man Verteilungen, die sich theoretisch begründen und empirisch überprüfen lassen.[1]

Einheiten, die dem Textblockgesetz folgen

Sehr verschiedenartige sprachliche Einheiten wie Laute, Wörter und syntaktische Konstruktionen folgen dem Textblockgesetz. Je nach der Art der untersuchten Einheit kann man die Textblöcke unterschiedlich bilden. Für die Untersuchung von Lauten bieten sich Textblöcke zu 50 oder 100 Lauten (oder auch größere) an, bei Wörtern Textblöcke mit entsprechend 50 oder 100 Wörtern Länge, und so weiter. Mit diesem Vorgehen wurde eine Reihe unterschiedlicher sprachlicher Einheiten erfolgreich bearbeitet. So konnte gezeigt werden, dass die Konjunktion „und“ und vier weitere Wörter („nicht“, „er“, „ich“ und „Franz“) in der Erzählung Dazugehören von Otto Jägersberg entsprechend der negativen hypergeometrischen Verteilung erscheinen.[2] Als Beispiel diene die Verteilung der Konjunktion „und“ in den Textblöcken der Erzählung Dazugehören:

xn(x)NP(x)
032.42
178.63
21415.74
32519.05
41616.66
5910.74
634.97
711.51
820.28

(Dabei ist x: Anzahl der Vorkommen der Konjunktion „und“, n(x) die in diesem Text beobachtete Zahl der Textblöcke mit x Vorkommen von „und“; NP(x) die Zahl der Textblöcke mit x Vorkommen von „und“, die berechnet wird, wenn man die negative hypergeometrische Verteilung an die beobachteten Daten anpasst. Ergebnis: die negative hypergeometrische Verteilung ist für diesen Text ein gutes Modell mit dem Testkriterium P = 0.34, wobei P als gut erachtet wird, wenn es größer/ gleich 0.05 ist. Für ausführlichere Erläuterungen sei auf die angegebene Literatur verwiesen.)

Entdeckung des Textblockgesetzes

Die Idee, die Häufigkeit sprachlicher Einheiten in Textblöcken zu untersuchen, scheint erstmals in den 1930er Jahren von Zwirner & Zwirner (1935, 1938) anhand von Lauten entwickelt worden zu sein. Es wurde später von Frumkina (1962), vermutlich ohne Kenntnis der früheren Arbeiten, anhand von Wörtern noch einmal entdeckt. Es ist daher in der Linguistik auch als Frumkina-Gesetz[3] und gelegentlich als Gesetz von Zwirner, Zwirner & Frumkina bekannt[4] und hat sich in einer ganzen Reihe von Überprüfungen bewährt.

Literatur

  • Eberhard Zwirner, Kurt Zwirner: Lauthäufigkeit und Sprachvergleichung. In: Monatsschrift für höhere Schulen. 37, 1938, S. 246–253. (Auch in: Zwirner & Ezawa (Hrsg.), Dritter Teil, S. 68–74.)
  • Gabriel Altmann, V. Burdinski: Towards a Law of Word Repetitions in Text Blocks. In: Werner Lehfeldt, Udo Strauss (Hrsg.): Glottometrika 4. Brockmeier, Bochum 1982, ISBN 3-88339-250-2, S. 147–167.
  • R.M. Frumkina: O zakonach raspredelenija slov i klassov slov. In: T. T. Mološnaja (Hrsg.): Strukturno-tipologičeskie issledovanija. AN SSSR, Moskva 1962, S. 124–133.
  • Karl-Heinz Best: Quantitative Linguistik. Eine Annäherung. 3., stark überarb. u. ergänzte Auflage, Peust & Gutschmidt, Göttingen 2006, ISBN 3-933043-17-4.
  • Gabriel Altmann: Wiederholungen in Texten. Brockmeyer, Bochum 1988, ISBN 3-88339-663-X.
  • Eberhard Zwirner, Kurt Zwirner: Lauthäufigkeit und Zufallsgesetz. In: Forschungen und Fortschritte. 11, Nr. 4, 1935, S. 43–45. (Auch in: Zwirner & Ezawa (Hrsg.), Dritter Teil: S. 55–59.)
  • Karl-Heinz Best: Sprachliche Einheiten in Textblöcken. In: Glottometrics. 9, 2005, S. 1–12. (Volltext PDF).
  • Eberhard Zwirner, Kennosuke Ezawa (Hrsg.): Phonometrie, Erster-Dritter Teil. Karger, Basel/ New York 1966, 1968, 1969.
  • Karl-Heinz Best: Quantitative Untersuchungen zum Niederdeutschen und Niederländischen. In: Göttinger Beiträge zur Sprachwissenschaft 13, 2006, S. 51–71. (Der Beitrag enthält S. 60 f. ein Beispiel aus dem Niederdeutschen für das Textblockgesetz.)
  • Barron Brainerd: Article use as an indicator of style among English-language authors. In: Siegfried Jäger (Hrsg.), Linguistik und Statistik. Vieweg, Braunschweig 1972, ISBN 3-528-03705-9, S. 11–32.
  • Alexander Mehler: Eigenschaften der textuellen Einheiten und Systeme. In: Reinhard Köhler, Gabriel Altmann, Gabriel, Rajmund G. Piotrowski (Hrsg.): Quantitative Linguistik – Quantitative Linguistics. Ein internationales Handbuch. de Gruyter, Berlin/ New York 2005, S. 325–348; Wiederholungen in Textblöcken: S. 338, ISBN 3-11-015578-8.
  • Günther Billmeier: Über die Signifikanz von Auswahltexten. Untersuchung auf der Grundlage von Zeitungstexten. In: Hugo Moser u. a. (Hrsg.): Forschungsberichte des Instituts für deutsche Sprache 2, 1968, S. 126–171.
  • Reinhard Köhler: The distribution of some syntactic construction types in text blocks. In: Ludmila Uhlířova, Gejza Wimmer, Gabriel Altmann, Reinhard Köhler (Eds.): Text as a linguistic paradigm: levels, constituents, constructs. Festschrift in honour of Luděk Hřebíček. Wissenschaftlicher Verlag Trier, Trier 2001, ISBN 3-88476-398-9, S. 136–148.

Weblinks

Wiktionary: Textblock – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. lql.uni-trier.de
  2. Die Erzählung ist enthalten in: Otto Jägersberg: Der letzte Biß. Diogenes, Zürich 1977, S. 113–164. Die Untersuchung der 5 Wörter ist in Best 2006, S. 99–102 wiedergegeben.
  3. glottopedia.de
  4. Best 2006, S. 99–103.