Teufelsgeige
Die Teufelsgeige, auch Deiwelsgeije, Bumbass oder (vor allem im Sarntal) Bettelgeige, französisch basse de Flandre, ist ein Rhythmus- und Lärminstrument, das in der Volksmusik bei Fastnachtsumzügen, beim Zampern oder bei Polterabenden eingesetzt wird.
Das ursprüngliche Instrument war im 17. Jahrhundert ein einfacher Musikbogen, zwischen dessen gebogenem Holzstab und der Saite an einem Ende eine mit Luft gefüllte Tierblase als Resonanzkörper steckte. Ist der Stab fest und gerade, lautete die Klassifizierung Stabzither. Die Saite wurde mit einem Gegenstand gestrichen oder angeschlagen.
Heute besteht die Teufelsgeige aus einem Holzstab, der die Körpergröße des Spielers nicht überschreiten sollte und mit ein bis drei Saiten bespannt ist. Daran befestigt sind diverse Idiophone wie Schellen, Schellenring, Zimbeln und Klanghölzer. Als Korpus dient häufig ein Tamburin. Früher wurden ausrangierte Haushaltsgegenstände aus Blech am Holzstab fixiert. Oft wird die Teufelsgeige durch einen Teufels- oder Kasperkopf an der Spitze des Stabes geschmückt. Die Instrumente werden mit einem Schlägel geschlagen, mit sägezahnartigen Einritzungen daran lassen sich die Saiten zupfen. Wird der Holzstab auf den Boden gestampft, so ertönt durch die metallenen Klangkörper und Rasseln der typische Klang der Teufelsgeige.
In der Slowakei wird ein der Teufelsgeige entsprechendes Saiteninstrument namens ozembuch meist zusammen mit einem Akkordeon als Gesangsbegleitung zur Unterhaltung gespielt.[1] Die flämischen Varianten heißen boembas.[2]
Die polnische „Teufelsgeige“, diabelskie skrzypce, gehörte früher zu magischen jahreszeitlichen Ritualen und wurde von Sternsingern an Weihnachten, an Fastnacht und an Ostern eingesetzt. Heute dient die diabelskie skrzypce in einigen Volksmusikgruppen als Rhythmusinstrument. In der historischen Region Kurpie lassen sich auch langsame Melodien hervorbringen, indem die Spannung der an einem drehbaren Holzwirbel befestigten Saite während des Spiels verändert wird.[3]
Literatur
- Anthony C. Baines: Bumbass. In: Grove Music Online, 2001
- Manfrid Ehrenwerth: Teufelsgeige und ländliche Musikkapellen in Westfalen. (Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland herausgegeben von der Volkskundlichen Kommission für Westfalen Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Heft 79) F. Coppenrath, Münster 1992, ISBN 3-89325-983-X
Weblinks
- Teufelsgeigen-Bauanleitung auf dibborsch.de ( vom 1. Dezember 2017 im Internet Archive)
- Schlagwort Teufelsgeige bei Flickr mit zahlreichen Abbildungen
- The bumbass, lagerphone, and tromba marina connection. A short history of the one string stick. Website von Jon Rose
Einzelnachweise
- ↑ Ozembuch. In: Grove Music Online, 22. September 2015
- ↑ Ferdinand J. de Hen: Boembas. In: Grove Music Online, 13. Januar 2015
- ↑ Jan Stęszewski, Zbigniew J. Przerembski: Diabelskie skrzypce. In: Laurence Libin (Hrsg.): The Grove Dictionary of Musical Instruments. Band 2, Oxford University Press, Oxford/New York 2014, S. 44
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Autor/Urheber: Printed by: François Nys. Part of supplement to "L'Art universel", published between 1873 and 1876. Part of the journal of the Societé Libre des Beaux-Arts in Brussels. Info about the supplement, its dates and full name of Nys comes from the British Museum: https://www.britishmuseum.org/collection/object/P_1888-0612-285, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Bumbass or bladder fiddle, from the supplement for 'L'Art universel' (1873-1876), part of the journal of the Societé Libre des Beaux-Arts in Brussels. Writing on the top “La Marquis de la Vessie” translates roughly to the ‘’King of the Bladder‘’.
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