Testery
Die Testery war eine von Ralph Tester geleitete und nach ihm benannte Abteilung im englischen Bletchley Park (B.P.),[1] also der zentralen militärischen Dienststelle, die sich im Zweiten Weltkrieg erfolgreich mit der Entzifferung des verschlüsselten geheimen Nachrichtenverkehrs der deutschen Wehrmacht befasste. Gründungsmitglieder neben Tester waren Jerry Roberts, Denis Oswald und Peter Ericsson.[2]
Geschichte
Hauptaufgabe der Testery war die möglichst kontinuierliche Fortsetzung des erstmals im Frühjahr des Jahres 1942 durch den britischen Codebreaker Bill Tutte gelungenen Bruchs der deutschen Lorenz-Schlüsselmaschine. Die Wehrmacht nutzte diese hochkomplexe Schlüsselmaschine (Eigenbezeichnung: Schlüsselzusatz 42; kurz: SZ 42) zur Verschlüsselung ihrer strategischen Fernschreibverbindungen, insbesondere zwischen dem Oberkommando der Wehrmacht mit Sitz in Wünsdorf nahe Berlin und den Armeehauptquartieren in Städten wie Rom, Paris, Athen, Kopenhagen, Oslo, Königsberg, Riga, Belgrad, Bukarest und Tunis. Die Briten gaben ihm den Decknamen Tunny („Thunfisch“).[3]
Am 1. Juli 1942 übernahm die Testery unter der Leitung von Ralph Tester diese Aufgabe und führte sie bis zum Kriegsende in Europa erfolgreich fort. Die Personalstärke wuchs in dieser Zeit von vier auf schließlich 118 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter neun Kryptoanalytiker. Sie hatte ihren Sitz wie ihre Schwesterorganisation, die nach Max Newman benannte Newmanry, in Block F, also einem der in der zweiten Kriegshälfte gebauten Backsteingebäude auf dem Gelände von B.P., das im Jahr 1987 abgerissen wurde.[4]
Mitarbeiter
Unter der Leitung von Ralph Tester wurde in der Testery rund um die Uhr in drei Schichten gearbeitet. Wichtige Mitarbeiter waren:
- Ralph Tester – Leiter der Testery, Linguist aber kein Kryptoanalytiker
- Jerry Roberts – Schichtleiter, Linguist und Kryptoanalytiker
- Peter Ericsson – Schichtleiter, Linguist und Kryptoanalytiker
- Victor Masters – Schichtleiter aber kein Kryptoanalytiker
- Denis Oswald – Linguist und Kryptoanalytiker
- Peter Hilton – Mathematiker und Kryptoanalytiker
- Peter Benenson – Kryptoanalytiker
- Peter Edgerley – Kryptoanalytiker
- John Christie – Kryptoanalytiker
- Jack Thompson – Kryptoanalytiker
- Roy Jenkins – Kryptoanalytiker
- Tom Colvill – General Manager
Literatur
- Jerry Roberts: Major Tester's Section in Jack Copeland: Colossus: The Secrets of Bletchley Park's Codebreaking Computers. Oxford University Press, Oxford, 2006, S. 249–259. ISBN 978-0-19-284055-4.
- James A. Reeds, Whitfield Diffie, J. V. Field: Breaking Teleprinter Ciphers at Bletchley Park: An edition of I. J. Good, D. Michie and G. Timms: General Report on Tunny with Emphasis on Statistical Methods (1945). Wiley-IEEE Press, 2015. ISBN 978-0-470-46589-9.
- Donald Michie: Colossus and the Breaking of the Wartime "Fish" Codes. Cryptologia, 26:1, S. 22, 2002. doi:10.1080/0161-110291890740. DOC; 220 kB.
Weblinks
- The Testery Beschreibung (englisch) sowie historische Fotos (aus den 1980er-Jahren) der Testery. Abgerufen am 23. Januar 2017.
- Jack Copeland: Colossus: Breaking the German ‘Tunny’ Code at Bletchley Park. The Rutherford Journal (englisch). Abgerufen am 23. Januar 2017.
- General Report on Tunny im AlanTuring.net (englisch). Abgerufen am 23. Januar 2017.
Einzelnachweise
- ↑ Gordon Welchman: The Hut Six Story – Breaking the Enigma Codes. Allen Lane, London 1982; Cleobury Mortimer M&M, Baldwin Shropshire 2000, S. 11. ISBN 0-947712-34-8
- ↑ Sian Boyle: Wartime codebreaker who was part of elite Bletchley Park unit that cracked Hitler's secret messages dies aged 93. Daily Mail, 27. März 2014, abgerufen am 17. Februar 2021.
- ↑ Donald Michie: Colossus and the Breaking of the Wartime „Fish“ Codes. In: Cryptologia. Band 16, Nr. 1, 2002, S. 17–58, doi:10.1080/0161-110291890740 (archive.org [DOC; 220 kB]).
- ↑ A Virtual Tour of Bletchley Park by Tony Sale (englisch). Abgerufen: 23. Dezember 2016.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Photo of sample of decrypt from Bletchley Park, World War 2
A “Tunny” (Lorenz machine) decryption from Bletchley Park, formed from parts of two messages to the German Army Group Courland (Kurland) on Feb. 14, 1945. The basic German form has been mostly deciphered, but would have been further analyzed by language and military experts to gain maximum information. (Photo courtesy Dr. David Hamer)