Territorialkommando Schleswig-Holstein

Territorialkommando Schleswig-Holstein
Wehrbereichskommando I
— TerrKdo S-H/WBK I —


Verbandsabzeichen
Aktiv1. Juli 1969 bis 1. April 1994
StaatDeutschland Deutschland
StreitkräfteBundeswehr
Teilstreitkraft Heer
TypTerritorialkommando
UnterstellungVerbandsabzeichen des BMVg Führungsstab des Heeres
StabssitzKiel
Führung
letzter BefehlshaberGeneralmajor Jürgen von Falkenhayn

Das Territorialkommando Schleswig-Holstein war eines der Territorialkommandos im Territorialheer der Bundeswehr. Sitz des Stabes war Kiel.

Aufgabe dieser 1969 aufgestellten und 1994 aufgelösten höheren Kommandobehörde war die Organisation der territorialen Verteidigung im Wehrbereich I. Der Wehrbereich I umfasste die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg. Von 1969 bis 1994 war der Stab des Territorialkommandos zugleich der Stab des Wehrbereichskommandos I.

Aufgaben

Aufgabe dieser höheren Kommandobehörde war die Organisation der territorialen Verteidigung im Wehrbereich I. Dieser Wehrbereich umfasste die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein.

Der Befehlshaber des Territorialkommandos war nationaler Befehlshaber gegenüber der Allied Forces Northern Europe (AFNORTH). Dazu war das Kommando hauptsächlich an der Koordinierung von militärischen Vorhaben im Bereich der Territorialen Verteidigung mit den Dänischen Streitkräften beteiligt, die mit dem deutschen Heer im Rahmen des deutsch-dänischen Hauptquartiers der Alliierten Landstreitkräfte Schleswig-Holstein und Jütland (LANDJUT) eng kooperierten.

Dazu führte das Territorialkommando unmittelbar die unterstellten Truppenteile im Wehrbereich I und weitere unmittelbar unterstellte Truppenteile wie Versorgungs-, Fernmelde-, Pionier- und Sanitätskommandos. Abweichend von den anderen Territorialkommandos unterstanden dem Territorialkommando Schleswig-Holstein im Frieden einige der Korpstruppen, die im Verteidigungsfall für LANDJUT vorgesehen waren.

Ein weiterer Schwerpunkt war die Versorgung anderer Truppenteile des Feldheeres der Bundeswehr, insbesondere der deutschen Anteile von LANDJUT und der im Frieden meist dem I. Korps unterstellten 6. Panzergrenadierdivision. Falls vereinbart unterstützte das Territorialkommando Nord auch die verbündeten Streitkräfte im Bereich Norddeutschland. Dazu zählte beispielsweise die Versorgung mit Sanitätsmaterial (vgl. Sanitätsmateriallager) und Kraftstoff (vgl. NATO-Pipeline) sowie der Personalersatz.

Geschichte

Aufstellung

Kommandantur am Niemannsweg an der Kieler Förde

Das Territorialkommando Schleswig-Holstein wurde 1969 in Kiel ausgeplant. Es übernahm die Aufgaben des zeitgleich außer Dienst gestellten Kommandos Territoriale Verteidigung im Wehrbereich I. Für die anderen Wehrbereiche wurden zeitgleich die Territorialkommandos Nord und Süd neu aufgestellt. Da das Territorialkommando Schleswig-Holstein anders als die beiden anderen Territorialkommandos nur einen Wehrbereich führen sollte, wurde der Stab des bereits 1956 in Kiel aufgestellten Wehrbereichskommandos I in den Stab des Territorialkommandos integriert. Der Befehlshaber im Wehrbereich I war gleichzeitig der Befehlshaber des Territorialkommandos Schleswig-Holstein. Die Aufstellung des Stabes des Territorialkommandos erfolgte im Wesentlichen durch Umgliederung des Stabes des Wehrbereichskommandos I.

Zur Koordinierung mit den alliierten Streitkräften auf der Jütischen Halbinsel, also im südlichsten Kommandobereich der Allied Forces Northern Europe (AFNORTH) genauer des nachgeordneten Allied Command Baltic Approaches (BALTAP), war der Befehlshaber im Wehrbereich I ab 1965 gleichzeitig „Deutscher Bevollmächtigter im Bereich der AFNORTH“. Ab 1969 wurde diese Dienststellung vom Befehlshaber des Territorialkommandos – jetzt vollständig als „Befehlshaber Territorialkommando Schleswig-Holstein / Deutscher Bevollmächtigter im Bereich AFNORTH“ bezeichnet – wahrgenommen.

Am 1. November 1969 wurde das Territorialkommando Nord truppendienstlich dem Inspekteur des Heeres bzw. dem Führungsstab des Heeres unterstellt

Dem Territorialkommando Schleswig-Holstein unterstanden Ende der 80er Jahre im Frieden rund 6.500 Soldaten. Im Verteidigungsfall sollte das Territorialkommando um rund 43.500 Reservisten aufwachsen.

Auflösung

Stander Befehlshaber „Territorialkommando Schleswig-Holstein / Deutscher Bevollmächtigter im Bereich AFNORTH“

Das Territorialkommando Schleswig-Holstein wurde 1994 aufgelöst. Eine zunächst in der Heeresstruktur V vorgesehene Verschmelzung mit einem Korpskommando wurde nicht durchgeführt.

In der Heeresstruktur V wurden die fortbestehenden Truppenteile von Feld- und Territorialheer in der Friedensgliederung zusammengefasst. Die territorialen Aufgaben des Territorialkommandos Schleswig-Holstein wurden dem fortbestehenden Wehrbereichskommando I übertragen, das mit der 6. Panzergrenadierdivision zum „Wehrbereichskommando I / 6. Panzergrenadierdivision“ fusioniert wurde. Diese Dienststelle war dem neu aufgestellten Heeresführungskommando unterstellt.

Gliederung

Heeresstruktur III

Das Territorialkommando gliederte sich in der Heeresstruktur III:

Heeresstruktur IV

Gliederung des Territorialkommandos Schleswig-Holstein um 1990:[2]

Befehlshaber

Wolfgang Benzino
Befehlshaber Territorialkommando
Schleswig-Holstein/ Deutscher Bevollmächtigter im Bereich AFNORTH (1. Oktober 1973 – 31. März 1979)

Befehlshaber „Territorialkommando Schleswig-Holstein / Deutscher Bevollmächtigter im Bereich AFNORTH“ waren:

Nr.NameBeginn der AmtszeitEnde der Amtszeit
12Generalmajor Jürgen von Falkenhayn31. März 19931. April 1994
11Konteradmiral Jürgen Dubois1. Oktober 198931. März 1993
10Konteradmiral Gustav Carl Liebig1. Oktober 198730. September 1989
9Konteradmiral Dieter Ehrhardt1. Januar 198530. September 1987
8Konteradmiral Rudolf Deckert1. April 198231. Dezember 1984
7Konteradmiral Hans-Arend Feindt1. April 197931. März 1982
6Konteradmiral Wolfgang Benzino1. Oktober 197331. März 1979
5Konteradmiral Berthold Jung1. Oktober 197030. September 1973

Vorläufer: Deutscher Bevollmächtigter im Bereich AFNORTH (ab 10.1965 in Personalunion mit Wehrbereichskommando I):

Nr.NameBeginn der AmtszeitEnde der Amtszeit
4Konteradmiral Friedrich Kemnade1. April 196830. September 1970
2Konteradmiral Helmut Neuss1. Oktober 196531. März 1968
2Konteradmiral Hans-Rudolf Rösing1. April 196230. September 1965
1Konteradmiral Bernhard Rogge3. Juni 195731. März 1962

Verbandsabzeichen

Gewebtes Verbandsabzeichen des Territorialkommandos
Internes Verbandsabzeichen des Stabes

Das Territorialkommando führte ein Verbandsabzeichen mit folgender Blasonierung:

„Von einer silbernen Kordel mit eingeflochtenem schwarzen Faden gefasst, geteilt zu Schwarz, Rot, Gold in goldenem Mittelschild ein einköpfiger schwarzer Adler, den Kopf nach rechts gewendet, die Flügel offen, aber mit geschlossenem Gefieder, Schnabel, Zunge und Fänge von roter Farbe (Bundesadler); der Mittelschild unten begleitet von Wort S H in schwarzen lateinischen Großbuchstaben.“

„S H“ war das Akronym für Schleswig-Holstein. Die Schildteilung entsprach der Flagge Deutschlands. Die Motive des Verbandsabzeichens ähnelten im Übrigen dem Wappen Deutschlands. Der Bundesadler war das deutsche Wappentier. Er wurde ähnlich auf den Truppenfahnen abgebildet. Die enge Anlehnung an das Wappen und die Flagge Deutschlands verdeutlichte, dass das Territorialheer und seine Territorialkommandos auch im Verteidigungsfall unter Kommandogewalt des nationalen Befehlshabers blieben und nicht der NATO assigniert waren.

Die Verbandsabzeichen der Kommandobehörden im Territorialheer waren sich besonders ähnlich. Insbesondere unterschieden sich die Verbandsabzeichen der Territorialkommandos und der Wehrbereichskommandos nur durch die Beschriftung. Auch die Verbandsabzeichen des Bundesministeriums der Verteidigung und des Führungsstabes des Heeres waren bis auf den Bord fast identisch. Der bei den Territorialkommandos silber/schwarz geflochtene Rand symbolisierte die Stellung unterhalb des Bundesministeriums der Verteidigung, das entsprechend eine „höherwertige“ goldene Kordel aufwies.

Literatur

  • Dieter H. Kollmer: Der „Flugzeugträger“ Schleswig-Holstein. Die Rolle Schleswig-Holsteins in den Verteidigungsplanungen der NATO während des Kalten Krieges. In: Aaron Jessen, Elmar Moldenhauer, Karsten Biermann (Hrsg.): Grenzen überwinden. Schleswig-Holstein, Dänemark & die DDR. Husum 2016.
  • O.W. Dragoner: Die Bundeswehr 1989. Territorialkommando SCHLESWIG-HOLSTEIN. Territorialkommando NORD. Territorialkommando SÜD. Anhang: Territoriale Gliederung. 4. Auflage. 2.2 – Heer, Februar 2012 (relikte.com [PDF; abgerufen am 10. Juli 2018]).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Territorialkommandos Nord und Süd. BArch, BH 26. In: invenio. Bundesarchiv, 2004, abgerufen am 14. Juli 2018.
  2. Das Territorialkommando Schleswig-Holstein/Deutscher Bevollmächtigter im Bereich AFNORTH. Kiel 1990.

Koordinaten: 54° 21′ 0,2″ N, 10° 8′ 35,6″ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

TerrKdo SH.svg
Das Verbandsabzeichen des Territorialkommandos Schleswig-Holstein der Bundeswehr.
Bundeswehr Logo Heer with lettering.svg
Logo des Heeres (der Bundeswehr) mit Beschriftung.
BMVg.svg
Das Verbandsabzeichen der militärischen Führungsstäbe des Bundesministerium der Verteidigung.
Vizeadmiral wolfgang benzino.jpg
Vizeadmiral Wolfgang Benzino
Niemannsweg 20 Kiel.jpg
Autor/Urheber: Siegbert Brey, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Gebäude des ehemaligen Luftkreiskommandos (Territorialkommando S-H) im Niemannsweg 220 im Kieler Stadtteil Wik.
Stab TerrKdo SH.jpg
Internes Verbandsabzeichen Stab Territorialkommando Schleswig-Holstein (Stab TerrKdo S-H) der Bundeswehr. → Hinweise zur Dateibenennung und Kategorisierung
Befehlshaber Territorialkommando Schleswig-Holstein Bundeswehr 1973-1995.svg
Befehlshaber des Territorialkommandos Schleswig-Holstein, Bundeswehr 1973-1995