Terézia Mora

Terézia Mora (2023)
Terézia Mora (2023)

Terézia Mora [ˈtɛreːziɒ ˈmorɒ] (* 5. Februar 1971 in Sopron (Ödenburg), Ungarn) ist eine deutsch-ungarische Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Übersetzerin.

Leben und Werk

Terézia Mora wuchs in einer Familie, die zur deutschen Minderheit gehört, zweisprachig ungarisch und deutsch auf.[1] Nach der politischen Wende in Ungarn ging sie 1990 zum Studium der Hungarologie und Theaterwissenschaft an die Humboldt-Universität nach Berlin. Seitdem lebt sie im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg.[2] An der Deutschen Film- und Fernsehakademie (dffb) wurde sie zur Drehbuchautorin ausgebildet. Seit 1998 arbeitet sie hauptberuflich als freie Schriftstellerin und Übersetzerin. Mora verfasst ihre Werke auf deutsch,[3] nachträglich werden sie von der Übersetzerin Lidia Nádori ins Ungarische übertragen.

Mora arbeitete rund zehn Jahre an einer Trilogie um den IT-Spezialisten Darius Kopp: Der einzige Mann auf dem Kontinent von 2009, Das Ungeheuer von 2013 und Auf dem Seil von 2019. Für Das Ungeheuer, in dem ihr Romanheld Kopp versucht, den Selbstmord seiner Frau zu verarbeiten und droht, daran zu zerbrechen, wurde Mora 2013 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Im letzten Teil der Trilogie lässt Mora ihren Protagonisten nach einem Burn-out und Verlust seines Jobs in ein prekäres Leben in Berlin versinken.[4]

2021 erschien Moras Tage- und Arbeitsbuch Fleckenverlauf, in dem sie ihr eigenes Leben und den gesellschaftlichen Alltag genau über fünfeinhalb Jahre beobachtet.[5]

2023 wurde auch ihr Roman Muna oder Die Hälfte des Lebens, in dem die Ich-Erzählerin Muna Abbelius mit seelischer und physischer Gewalt in ihrer Beziehung konfrontiert wird, für den Deutschen Buchpreis nominiert und schaffte es als Finalist auf die Shortlist. Der Roman thematisiert eine gesellschaftlich internalisierte Misogynie.[6]

Mora ist Mitglied des Deutschen PEN-Zentrums und Gründungsmitglied des PEN Berlin.[7] 2015 wählte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung sie zum Mitglied.[8] Sie ist verheiratet und hat eine Tochter.[9]

Auszeichnungen

Werke

Prosa

  • Seltsame Materie, Erzählungen. Rowohlt Verlag, Reinbek 1999, ISBN 978-3-498-04471-8
  • Alle Tage, Roman. Luchterhand, München 2004, ISBN 978-3-630-87185-1
  • Der einzige Mann auf dem Kontinent, Roman. Luchterhand, München 2009, ISBN 978-3-630-87271-1
  • Das Ungeheuer, Roman. Luchterhand, München 2013, ISBN 978-3-630-87365-7
  • Die Liebe unter Aliens, Erzählungen. Luchterhand Literaturverlag, München 2016, ISBN 978-3-630-87319-0
  • Auf dem Seil, Roman. Luchterhand, München 2019, ISBN 978-3-630-87497-5
  • Fleckenverlauf. Ein Tage- und Arbeitsbuch. Luchterhand, München 2021, ISBN 978-3-630-87669-6
  • Muna oder Die Hälfte des Lebens, Roman. Luchterhand, München, 2023, 448 Seiten. ISBN 978-3-630-87496-8.[16]

Poetik-Vorlesungen

  • Nicht sterben, Luchterhand, München 2015, ISBN 978-3-630-87451-7
  • Der geheime Text. Salzburger Stefan Zweig Poetikvorlesung, Sonderzahl Verlagsgesellschaft, Wien 2016, ISBN 978-3-85449-451-5

Drehbücher

  • Die Wege des Wassers in Erzincan, Spielfilm, 30 Min. (1998)
  • Boomtown/Am Ende der Stadt, Spielfilm, 30 Min. (1999)
  • Das Alibi, Spielfilm, 90 Min. (2000)

Theaterstück

  • So was in der Art (2003)

Hörspiel

  • Miss June Ruby (NDR, 2005)
  • Guter Rat. Ringen um das Grundgesetz (WDR/DLF/BR für die Hörspielprogramme der ARD 2019)[17]

Essay

  • Über die Drastik. In: BELLA triste, Nr. 16 (2006)

Übersetzungen

  • Péter Esterházy: Harmonia Caelestis. Berlin Verlag, Berlin 2001
  • István Örkény: Minutennovellen. Suhrkamp, Frankfurt 2002
  • Péter Zilahy: Die letzte Fenstergiraffe. Eichborn, Frankfurt 2004
  • Lajos Parti Nagy: Meines Helden Platz. Luchterhand Literatur, München 2005
  • Peter Esterházy: Flucht der Prosa. In: Einführung in die schöne Literatur. Berlin Verlag, Berlin 2006
  • Péter Esterházy: Keine Kunst. Berlin Verlag, Berlin 2009
  • Péter Esterházy: Ein Produktionsroman (Zwei Produktionsromane). Berlin Verlag, Berlin 2010
  • Gábor Németh: Bist Du Jude?. Edition Atelier, Wien 2011
  • Zsófia Bán: Abendschule. Fibel für Erwachsene. Suhrkamp, Berlin 2012
  • Zsófia Bán: Als nur die Tiere lebten. Suhrkamp, Berlin 2014
  • Zsófia Bán: Weiter atmen. Suhrkamp, Berlin 2020
  • Attila Bartis: Das Ende. Suhrkamp, Berlin 2017
  • Zoltán Danyi: Der Kadaverräumer. Suhrkamp, Berlin 2018
  • András Forgách: Akte geschlossen. Meine Mutter, die Spionin. S. Fischer, Frankfurt 2019[18]
  • Andrea Tompa: Omertà. Buch des Schweigens. Roman. Berlin : Suhrkamp, 2022

Literatur

  • Erika Hammer: Identität im Transit. Nicht-Orte und die Dissoziation des Subjekts in Terézia Moras Roman „Der einzige Mann auf dem Kontinent“. In: Zeitschrift für interkulturelle Germanistik, Jahrgang 7, 2016, Heft 2, S. 117–130, ISBN 978-3-8376-3567-6
  • Aurora Distefano: Körper und Geschlecht – Überlegungen zur Identitätsproblematik in Terézia Moras Roman „Alle Tage“. In: Corinna Schlicht (Hrsg.): Genderstudies in den Geisteswissenschaften. Beiträge aus den Literatur-, Film- und Sprachwissenschaften. Universitätsverlag Rhein-Ruhr, Duisburg 2010, S. 89–104, ISBN 978-3-940251-70-1
  • Klaus Siblewski: Terézia Mora. In: text + kritik, Zeitschrift für Literatur, Nr. 221, München 2018, ISBN 978-3-86916-776-3
  • Erika Hammer: Monströse Ordnungen und die Poetik der Liminalität. Terézia Moras Romantrilogie »Der einzige Mann auf dem Kontinent«, »Das Ungeheuer« und »Auf dem Seil«, Transcript Verlag, Bielefeld 2020, ISBN 978-3-8376-5330-4, 382 Seiten
  • Tobias Kraft: Literatur in Zeiten transnationaler Lebensläufe. Identitätsentwürfe und Großstadtbewegungen bei Terézia Mora und Fabio Morábito. 2007, OCLC 651034197; Magisterarbeit Universität Potsdam 2007; Volltext (PDF; 3,8 MB), 130 Seiten

Weblinks

Commons: Terézia Mora – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Terézia Mora − Was bedeutet die Zweisprachigkeit für Ihr Schreiben?, Moderation: Ulrike Timm, Deutschlandradio Kultur, 7. November 2014
  2. Alem Grabovac: Schriftstellerin Terézia Mora über Fiktion: „Ergibt viel mehr Sinn als die Realität“. In: Die Tageszeitung: taz. 1. Oktober 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 24. Oktober 2018]).
  3. Terézia Mora: Csak németül tudok írni. Abgerufen am 14. Juli 2020.
  4. Terézia Mora über „Auf dem Seil“: Die Angst, alles zu verlieren, deutschlandfunkkultur.de, abgerufen am 5. September 2019
  5. Süddeutsche Zeitung: Terézia Moras Tagebuch Fleckenverlauf. Rezension. Abgerufen am 10. November 2021.
  6. Dagmar Kaindl: Terézia Mora »Man segelt mit dem Rückenwind seiner Vorurteile durchs Leben.« In: Buchkultur - Das internationale Buchmagazin. Abgerufen am 30. Dezember 2023.
  7. Mitgründer:innen. Archiviert vom Original am 18. Juli 2022; abgerufen am 24. Juni 2022.
  8. Pressemitteilung: Neue Mitglieder der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, 16. Juni 2015
  9. Deutscher Buchpreis: Terézia Mora – Eine Frau schreibt sich in die Freiheit, welt.de, 7. Oktober 2016
  10. Homepage Kunststiftung NRW, abgerufen am 26. Oktober 2012
  11. Roswitha-Preis 2018 geht an Terézia Mora bei ndr.de vom 30. Juni 2018
  12. Terezia Mora erhält Georg-Büchner-Preis. ORF, 3. Juli 2018; abgerufen am 3. Juli 2018.
  13. Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit. Abgerufen am 28. September 2021.
  14. Samuel-Bogumił-Linde-Preis 2022 geht an Terézia Mora und Joanna Bator, kulturbuero-goettingen.de, veröffentlicht und abgerufen am 23. April 2022.
  15. Die 20 nominierten Romane stehen fest. In: deutscher-buchpreis.de. 22. August 2023, abgerufen am 22. August 2023.
  16. Zusammenfassung von Rezensionen bei perlentaucher.de
  17. Hörspiel "Guter Rat: Ringen um das Grundgesetz". 10. Dezember 2021, abgerufen am 18. Februar 2023.
  18. Julia Schröder: András Forgách: „Akte geschlossen. Meine Mutter, die Spionin“. deutschlandfunk.de, 26. März 2019, abgerufen am 27. März 2019.

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Autor/Urheber: Elena Ternovaja , Lizenz: CC BY-SA 3.0
Terézia Mora auf Frankfurter Buchmesse 2023