Tendenzmalerei

Der Begriff Tendenzmalerei wird einer Malerei zugeordnet, die in propagandistischer oder parteilicher Absicht eine politische Richtung, Ideologie oder Moral erkennen lässt. In der Literaturwissenschaft besteht der analoge Begriff Tendenzliteratur. Als ein Gegensatz zur Tendenzmalerei wird etwa die in der Redewendung L’art pour l’art zum Ausdruck kommende Kunstauffassung verstanden. Auch die auf dem Grundsatz historia scribitur ad narrandum, non ad probandum[1] fußende sowie in Geschichtswissenschaft und Historienmalerei oft vertretene Auffassung, dass die Geschichte in ihrer „historischen Wahrheit“ gezeigt werden müsse,[2] aber nicht tendenziös wiedergegeben werden dürfe, wird als Gegenpol zur Tendenzmalerei verstanden.[3] In der Kunstkritik des 19. Jahrhunderts wurde der Terminus als pejorativer Begriff verwendet, so etwa im Zusammenhang mit Carl Hübners Bild Die schlesischen Weber[4][5] oder bei Carl Friedrich Lessings „Husbildern“ (z. B. Die Hussitenpredigt).[6]

Einzelnachweise

  1. Deutsch etwa: „Geschichte wird geschrieben, zu erzählen, nicht, zu beurteilen.“ – Quintilian: Institutio oratoria, X 1, 31
  2. Frank Büttner: Historische Wahrheit und der Wahrheitsanspruch der Kunst. Düsseldorf und München in den Auseinandersetzungen um die Geschichtsmalerei im 19. Jahrhundert. In: Bettina Baumgärtel (Hrsg.): Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819–1918. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, ISBN 978-3-86568-702-9, S. 105
  3. Vgl. auch Jacob Burckhardt: Aesthetik der bildenden Kunst. In: Jacob Burckhardt Werke. Kritische Gesamtausgabe, Band 10, C. H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-44182-3, S. 95
  4. Vgl. Zu Hübners „Tendenzmalerei“. In: Lutz Tittel (Hrsg.): Carl Wilhelm Hübner, Abschied der Auswanderer, 1855. Stiftung Ostdeutsche Galerie, Regensburg 2001, S. 28
  5. Christian Scholl: Revisionen der Romantik. Akademie Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-05-005942-6, S. 293
  6. Lutz Tittel: Philipp Hoyoll. Zerstörung eines Bäckerladens, 1846. Museum Ostdeutsche Galerie, Regensburg 1998, S. 11