Taylan Burcu

Taylan Burcu, MdL in Hessen

Taylan Burcu (* 26. Mai 1985 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Politiker von Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied des Hessischen Landtags.

Leben

Burcu wurde als jüngstes von vier Kindern in Frankfurt am Main geboren. Seine Eltern kamen als Gastarbeiter Ende der 1960er Jahre aus der Türkei nach Deutschland. Taylan Burcu gehört dem alevitischen Glauben an und ist kurdischer Abstammung. Er besitzt seit seinem elften Lebensjahr die deutsche Staatsangehörigkeit. Burcu ist verheiratet, das Paar hat einen Sohn.

Nach seinem Abitur am Frankfurter Max-Beckmann-Gymnasium studierte er Rechtswissenschaft, jedoch ohne Abschluss eines Staatsexamens. Bereits während seines Studiums an der Goethe-Universität Frankfurt war er als Werkstudent für die Arbeiterwohlfahrt Wiesbaden im Projekt „Alltagsengel“ tätig, das sich um die Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt kümmert. Anschließend arbeitete er in einer Anwalts- und Notariatskanzlei. Zuletzt war er Geschäftsführer eines gemeinnützigen Tochterunternehmens der Arbeiterwohlfahrt Wiesbaden.

Politik

Partei und Ämter

Im Jahr 2014 trat Taylan Burcu der Partei Bündnis 90/Die Grünen bei und wurde 2015 zum Sprecher des Ortsverbands (Stadtteilgruppe) „Frankfurt Nord-Ost“ gewählt.

Bei den Kommunalwahlen in Hessen im März 2016 errang er ein Mandat im Ortsbeirat „Frankfurt Nord-Ost“ und zog zugleich in die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung ein. Hier war er unter anderem Mitglied des Präsidiums, der Ausschüsse Recht, Verwaltung und Sicherheit sowie Umwelt und Sport, und beschäftigte sich insbesondere mit Innen- und Sicherheitspolitik.

Bei der Landtagswahl in Hessen 2018 kandidierte er im Wahlkreis Frankfurt am Main VI und erhielt über die Landesliste seiner Partei ein Mandat als Abgeordneter im Hessischen Landtag. In seinem Wahlkreis erzielte Burcu ein Erststimmenergebnis von 21,2 %.

Burcu ist Migrations-, Integrations- und Flüchtlingspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen Hessen. Er ist Mitglied in Präsidium und Ältestenrat des Hessischen Landtags sowie in dessen Sozial- und Integrationsausschuss, im Petitionsausschuss und als Obmann im Unterausschuss für Heimatvertriebene, Aussiedler, Flüchtlinge und Wiedergutmachung vertreten. Zusätzlich ist er Mitglied des Untersuchungsausschusses UNA 20/2 (Hanau).[1]

Verwicklungen in AWO-Affäre

Im Dezember 2019 wurden im Rahmen der Arbeiterwohlfahrt-Affäre gegen Burcu Vorwürfe laut, er habe gegen die Verhaltens- und Transparenzregeln des Hessischen Landtages verstoßen. Burcu habe demnach falsche Angaben zur Dauer seiner früheren Tätigkeit als Geschäftsführer der AWO ProServ GmbH, einer Tochtergesellschaft der AWO Wiesbaden gemacht. Nach einer Überprüfung durch das Präsidium des Landtages im Januar 2020 konnten diese Vorwürfe jedoch entkräftet werden.[2][3] Eine erneute Prüfung ergab im September 2020, dass Burcu aufgrund nicht vollständiger Angaben zu seinen vorigen Tätigkeiten „eine leichte Fahrlässigkeit begangen hat und durch den Präsidenten des Hessischen Landtags dafür ermahnt wird“.[4][5] Er lieferte daraufhin eine persönliche Erklärung ab, in der er die Umstände des Zustandekommens dieses „Fehlers“ genauer erklärte und sich beim Landtagspräsidenten und der Öffentlichkeit entschuldigte.[6]

Burcu erhielt vor seiner Wahl in den Landtag 2018 von dem Sicherheitsunternehmen AWO-Protect, einem Tochterunternehmen der AWO Frankfurt, 41.000 Euro Gehalt sowie einen britischen SUV als Dienstwagen. Der Arbeitsvertrag mit der AWO-Protect wurde jedoch nur zum Schein abgeschlossen, tatsächlich gearbeitet hatte Burcu für die Sicherheitsfirma einem Bericht der hessenschau zufolge nie. Nachdem der AWO-Skandal an die Öffentlichkeit kam, meldete die AWO-Protect Insolvenz an. Der Insolvenzverwalter stieß bei der Inaugenscheinnahme einer Liste der Gehaltsempfänger auf Burcu, der auch nach eigenen Angaben nie für die Firma tätig war, und sich bis heute weigert, das geforderte Geld zurückzuzahlen. Eine gesetzte Frist zur Rückzahlung ließ er verstreichen.[7] Der Insolvenzverwalter verklagte Burcu daraufhin vor dem Arbeitsgericht Frankfurt. Das Landesarbeitsgericht Hessen wies im August 2022 dessen Beschwerde ab, sodass der Prozess fortgesetzt werden kann. Das Urteil wird im November erwartet. Für Irritationen sorgte außerdem, dass Burcus Pressestelle auf Nachfragen des hr zum Ausgang seiner Beschwerde antwortete, dass dieser weiterhin erkrankt sei, Burcu jedoch wenige Tage darauf im Plenarsaal des Landtags erschien, um bei der Wahl von Boris Rhein (CDU) zum neuen Ministerpräsidenten seine Stimme abzugeben.[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Taylan Burcu | Hessischer Landtag. Abgerufen am 14. Oktober 2021.
  2. WELT: Awo-Affäre: Kein Verstoß bei Grünen-Abgeordnetem Burcu. In: Die Welt. 24. Januar 2020 (welt.de [abgerufen am 24. Januar 2020]).
  3. Hessischer Landtag entlastet den Grünen Burcu. 24. Januar 2020, abgerufen am 24. Januar 2020.
  4. Prüfung der Angaben des Abg. Burcu nach den Verhaltensregeln des Hessischen Landtages | Hessischer Landtag. Abgerufen am 22. September 2020.
  5. Süddeutsche Zeitung: Abgeordneter Burcu wegen "leichter Fahrlässigkeit" ermahnt. Abgerufen am 22. September 2020.
  6. Taylan Burcu-Mitglied des Hessischen Landtags: Persönliche Erklärung zur Entscheidung des Landtagspräsidenten (Pressemitteilung) | Taylan Burcu – Mitglied des Hessischen Landtags. Abgerufen am 22. September 2020 (deutsch).
  7. Sylvia Amanda Menzdorf: Frankfurt: Taylan Burcu zahlt nicht. In: fnp.de. 11. Juni 2020, abgerufen am 5. August 2022.
  8. hessenschau de, Frankfurt Germany: Klage gegen Grünen-Abgeordneten wegen AWO-Scheinvertrags zulässig. 4. August 2022, abgerufen am 5. August 2022.

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