Tayfun Keltek

Tayfun Keltek (* 20. April 1947 in Koyulhisar, Provinz Sivas, Türkei) ist ein deutscher Politiker (SPD).

Leben

Keltek beendete 1969 seine Ausbildung als Diplomsportlehrer an der Sporthochschule in Ankara (Türkei). Im folgenden Jahr siedelte er zwecks Promotion nach Deutschland und begann ein Aufbaustudium an der Deutschen Sporthochschule Köln. Seit 1974 ist er als Diplomsportlehrer an der Realschule Köln/Deutz tätig. Etwa zehn Jahre übte er auch die Tätigkeit als Moderator in der Lehrerfortbildung aus. Nach seinem Eintritt in die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) 1979 wurde er 1981 bis 1983 zu einem Vorstandsmitglied gewählt. Von 1979 bis 1982 war er als Vorsitzender des Türkischen Lehrervereins Köln tätig, 1983 bis 1987 übernahm er das Amt des Vorsitzenden des Deutsch-Türkischen Vereins Köln e.V.

Wirken

Keltek hat sich schon früh für die Integration von Einwanderern in die deutsche Gesellschaft eingesetzt. So ist er seit 1984 gewähltes Mitglied des Ausländerbeirates Köln (seitdem Vorsitzender oder stellvertretender Vorsitzender dieses Gremiums). 1987 war er Mitgründer und Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte NRW (LAGA-NRW). 1996 wurde diese Organisation umgewandelt und erhielt einen höheren rechtlichen Stellenwert in NRW. Tayfun Keltek war auch hier Mitgründer und seitdem Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Migrantenvertretungen NRW (LAGA NRW), die seit 2010 Integrationsrat NRW[1] heißt.

Bis 1999 war er Mitglied der Veranstaltergemeinschaft Radio Köln. Von 1999 bis 2003 übernahm er die Aufgabe als Mitglied der Rundfunkkommission der Landesanstalt für Rundfunk (LfR) NRW bzw. der Medienkommission der Landesanstalt für Medien (LfM) NRW. Seit 2. Dezember 2003 ist er Mitglied des WDR-Rundfunkrats.

Seit 1985 ist er Mitglied der SPD. Im Unterbezirk der SPD-Köln übernahm er 1997 die Leitung des Arbeitskreises-Migration. Seit 2001 ist er Mitglied des Migrationsrates des Landesvorstandes SPD NRW und Vorstandsmitglied des Unterbezirkes SPD-Köln. Seit 2003 ist er Mitglied des Landespräventionsrates NRW. Durch die Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft im Jahre 1995 konnte er 2005 für den Landtag in Nordrhein-Westfalen im Wahlkreis Köln II (Stadtbezirk Lindenthal) kandidieren, schaffte den Einzug jedoch nicht. 2010 trat er wieder an im Wahlkreis Köln IV (Stadtbezirke Chorweiler und Nippes)[2], verlor aber gegen Christian Möbius.

Kritik

In 2012 wurde Keltek dafür kritisiert, dass er eine Studie über die rechtsextremen, türkischen Grauen Wölfe als deplatziert „zum falschen Zeitpunkt“ und der „momentanen Betroffenheit“ durch die Nagelbombenanschläge auf türkische Mitbürger durch den NSU nicht notwendig ansah, „da die Gefahr durch türkische Rechtsextreme nicht so groß und eine solche Studie in Zeiten leerer Kassen ‚nicht unbedingt nötig‘ sei“.[3] Mediale Aufmerksamkeit erlangte Keltek 2019 als Landesvorsitzender des NRW-Integrationsrats für seinen Vorschlag, den Englisch-Unterricht in Grundschulen zugunsten von Türkisch, Polnisch oder Russisch für Kinder mit Migrationshintergrund abzuschaffen.[4] Es sollte eine Erweiterung des Grundschulunterrichts für Kinder mit Migrationshintergrund erfolgen, weil eine Verbesserung im bilingualen Wortschatz speziell für Kinder mit Migrationshintergrund sich günstiger auf die kognitiven Prozesse auswirke. Somit sei diese sprachedukative Vorgehensweise bei Kindern mit Migrationshintergrund deutlich vorteilhafter als eine Trilingualität mit undifferenziertem Wortschatz. Der Generalisierungsprozess des Gedächtnisses[5] könne sich so bei Kindern mit Migrationshintergrund deutlich verbessern und hierdurch zu einer signifikanten Verbesserung der schulischen Leistungen beitragen.[6]

Ehrung

Für seine vielfältigen ehrenamtlichen Aktivitäten im Bereich der Integration von Einwanderern wurde er am 10. Oktober 2000 vom Bundespräsidenten Johannes Rau mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://laga-nrw.de/xd/public/content/index.html?pid=762@1@2Vorlage:Toter Link/laga-nrw.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 27. Februar 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.abgeordnetenwatch.de
  3. Andreas Rossmann: Angst vorm grauen Wolf? In: FAZ.net. 16. Februar 2012, abgerufen am 13. Oktober 2018.
  4. https://www.welt.de/vermischtes/article188477813/An-Grundschulen-NRW-Integrationsrat-will-Englisch-Unterricht-durch-Tuerkisch-ersetzen.html
  5. S. R. Schroeder, V. Marian: Cognitive Consequences of Trilingualism. In: The international journal of bilingualism : cross-disciplinary, cross-linguistic studies of language behavior. Band 21, Nummer 6, 2017, S. 754–773, doi:10.1177/1367006916637288, PMID 29151803, PMC 5693318 (freier Volltext).
  6. K. Mieszkowska, M. Łuniewska, J. Kołak, A. Kacprzak, Z. Wodniecka, E. Haman: Home Language Will Not Take Care of Itself: Vocabulary Knowledge in Trilingual Children in the United Kingdom. In: Frontiers in psychology. Band 8, 2017, S. 1358, doi:10.3389/fpsyg.2017.01358, PMID 28848473, PMC 5554400 (freier Volltext).