Tauredunum-Ereignis

Der See bei Nyon, das beim Tauredunum-Ereignis im Jahr 563 stark getroffen wurde

Das Tauredunum-Ereignis im Jahr 563 war ein Tsunami im Genfersee, der durch einen massiven Bergsturz ausgelöst wurde und weitreichende Zerstörungen hervorrief, wobei viele Menschen entlang der Seeufer zu Tode kamen. Nach zwei zeitgenössischen Berichten – von Gregor von Tours (Decem libri historiarum. 4, 31)[1] und Marius von Avenches (Chronica ad annum 563)[2] – wurde die Katastrophe durch das Abrutschen eines Berghanges an einem Ort namens Tauredunum am östlichen Ende des Genfersees verursacht. Es entstand eine grosse Welle, die sich entlang des Sees ausbreitete, wobei sie die Dörfer am Ufer hinwegfegte und die Stadt Genf mit solcher Kraft traf, dass sie über die Stadtmauern schwappte und viele Einwohner tötete. Die Welle soll in Genf noch acht Meter hoch gewesen sein.[3]

Möglich ist auch, dass der Bergsturz zuerst die Rhone ca. 5 km oberhalb ihrer Mündung in den Genfersee aufstaute und diese Barriere später brach, woraus die Flutwelle entstand.[4]

Eine Studie, die im Oktober 2012 veröffentlicht wurde, legt nahe, dass der Tauredunum-Erdrutsch das Abrutschen der Sedimente bewirkte, die sich an der Stelle angehäuft hatten, wo die Rhone in den Genfersee mündet. Dies verursachte eine riesige Unterwasser-Schlammlawine, die mehrere 100 Millionen Kubikmeter Sediment verschob und einen Tsunami hervorrief, der bis zu 16 m hoch war und die Stadt Genf in etwa 70 Minuten erreichte. Es gibt Indizien für vier frühere Schlammlawinen, was darauf hindeutet, dass Tsunamis möglicherweise ein wiederkehrendes Phänomen am Genfersee sind.

Eine mit Animationen angereicherte Dokumentationssendung, die 2018 in Kooperation von Arte und Radio Télévision Suisse RTS entstanden ist, verdeutlicht, dass eine solche Katastrophe auch heute noch möglich ist.[5]

Vormarsch des Tsunami im Tauredunum-Ereignis
Der wahrscheinliche Ort des Tauredunum-Erdrutsches ist ganz rechts zu sehen

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bruno Krusch, Wilhelm Levison (Hrsg.): Scriptores rerum Merovingicarum 1,1: Gregorii Turonensis Opera. Teil 1: Libri historiarum X. Hannover 1937, S. 163–164 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat).
  2. Theodor Mommsen (Hrsg.): Auctores antiquissimi 11: Chronica minora saec. IV. V. VI. VII. (II). Berlin 1894, S. 237 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat).
  3. Call to assess risks of Alpine lake tsunami in Austria. In: austrianindependent.com. 31. Oktober 2012, archiviert vom Original am 1. Februar 2014; abgerufen am 18. August 2018.
  4. Justin Favrod: Tauredunum. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 17. Dezember 2013, abgerufen am 18. August 2018. (deutsch).
  5. ARTEde: Ein Tsunami auf dem Genfer See. auf YouTube, 25. Juli 2020, abgerufen am 27. Juli 2020.

Koordinaten: 46° 21′ 27″ N, 6° 51′ 7″ O; CH1903: 554844 / 134183

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Autor/Urheber: Prioryman (talk), Lizenz: CC BY-SA 4.0
Tauredunum event: Lauf der Flutwelle über den Genfersee bis Genf, in 5-Minuten-Schritten
SwitzerlandGeneva.jpg
(c) Kerschbaumer's, CC BY-SA 3.0
Nyon, Lake Geneva, Switzerland
LakeGenevaVeveyMontreux.jpg
(c) Shark at the Lithuanian language Wikipedia, CC BY-SA 3.0
Vevey ir Montreux miesteliai prie Ženevos ežero.