Tarviser Brekzie

Die Tarviser Brekzie ist eine geologische Formation, die im Perm des Südalpins abgelagert wurde. Mit ihr beginnt der zweite tektono-sedimentäre Zyklus in den Südalpen.

Bezeichnung

Die Tarviser Brekzie von Dolžanova Soteska in Slowenien
Tarviser Brekzie in Potokbach, Karawanken
Tarviser Brekzie in Potokbach, Karawanken

Die maximal 200 Meter mächtige Tarviser Brekzie, Italienisch Breccia di Tarvisio, wurde nach ihrer Typlokalität, der norditalienischen Gemeinde Tarvisio (Deutsch: Tarvis) benannt. Das eigentliche Typprofil befindet sich jedoch in der Nähe von Coccau (Deutsch: Goggau) südöstlich der Ortskirche.

Stratigraphie

Die Tarviser Brekzie legt sich nach einer Schichtlücke diskordant über Gesteine der Trogkofel-Gruppe, zu der sie auch meistens gerechnet wird. Dies ist aber streng genommen nicht korrekt, da sie einem anderen tektono-sedimentären Zyklus angehört und die Sedimente des ersten Zyklus wiederaufarbeitet. Der Hiatus wird mit den tektonischen Bewegungen der Saalischen Phase in Verbindung gebracht. Gewöhnlich transgrediert die Tarviser Brekzie über die Goggau-Formation, kann aber auch tiefer herabgreifen und liegt dann auf dem Treßdorfer Kalk oder der Trogkofel-Formation – zu beobachten am Gipfel des Trogkofels, an dem sie nur noch mehrere Meter an Mächtigkeit besitzt. Zwischen dem Passo del Cason di Lanza und der Straniger Alm findet sie sich sogar diskordant über Sedimenten der Pramollo-Gruppe. Die Tarviser Brekzie geht im Hangenden dann in die Gröden-Formation über bzw. verzahnt sich mit ihr. Stratigraphisch äquivalent sind das Val-Daone-Konglomerat (Italienisch: Conglomerato di Val Daone) und das Sextener Konglomerat (Italienisch: Conglomerato di Sesto).

Lithologie

Lithologisch handelt es sich bei der gewöhnlich nur mehrere Zehnermeter mächtigen Tarviser Brekzie um einen grob- bis feinkörnigen Rudit, der vorwiegend als Makrobrekzie, Brekzie oder seltener auch als Konglomerat ausgebildet ist. Die Komponenten bestehen größtenteils aus karbonatischen, seltener auch aus quarzhaltigen und arenitischen Klasten. Sie stammen aus der Trogkofel-Gruppe, gelegentlich auch aus der Rattendorf-Gruppe.

Östlich der Straniger Alm besteht die nur 10 Meter mächtige Abfolge aus grauen Dolomitbrekzien in Wechsellagerung mit roten Siltsteinen, massivem Dolomit und Rauhwacke. Dies steht im Gegensatz zum Vorkommen am Trogkofel, der so genannten Trogkofel-Brekzie, die sich vorwiegend aus eckigen, hellgrauen Karbonatklasten des wiederaufgearbeiteten Trogkofel-Kalks und einem vernachlässigbaren Anteil von Siliziklastika zusammensetzt. Die Klasten sind zwischen 2 und 8, selten über 20 Zentimeter groß und werden entweder von einer feinkörnigen Dolomitmatrix oder einer rötlich oder grau gefärbten, massiven und homogenen Grundmasse miteinander verkittet.[1] In der praktisch fossilleeren Grundmasse können Fusuliniden vorhanden sein. Sonstige Fossilreste sind wiederaufgearbeitet.

Fazies

Die Tarviser Brekzie – eine polymikte, karbonatische Stylobrekzie – entstand durch tektonische Heraushebung der oberkarbonisch/unterpermischen Sedimentfolge des ersten Zyklus, die durch das herrschende Trockenklima schwerer Verkarstung ausgesetzt war. Sie entspricht faziell subaerischen Schuttfächerablagerungen, die als Debris Flows (Murschuttströme) an synsedimentäre Verwerfungen gebunden waren und daher starke Mächtigkeitsschwankungen an den Tag legen.[2] Für ein Küstensabkha-Environment mit Evaporitbildung sprechen außerdem mitgeführte rötliche Silt- und Tonsteine, die Caliche enthalten.[3] Es wird angenommen, dass die Tarviser Brekzie genau wie das äquivalente Sextener Konglomerat an einem Horst der ersten Sedimentfolge entstanden war. Der dazwischenliegende Trog wurde von der sich verzahnenden Gröden-Formation ausgefüllt.[4]

Alter

Absolute radiometrische Altersdatierungen der Tarviser Brekzie sind nicht vorhanden, die Formation kann daher nur stratigraphisch eingegrenzt werden. Da sie in die Gröden-Formation übergeht, kann sie als deren Basis angesehen werden. Die zeitliche Stellung der Gröden-Formation ist ebenfalls recht unsicher, sie wird aber neuerdings ins untere Wuchiapingium gestellt.[5] Die Tarviser Brekzie liegt demzufolge am Beginn des Wuchiapingiums oder noch am Ausgang des Capitaniums und ist somit rund 260 Millionen Jahre alt. Wie viel Zeit die Schichtlücke zur unterlagernden Goggau-Formation repräsentiert ist nicht abzuschätzen.

Verbreitung

Der Trögener Bach führt u. a. Gerölle von Tarviser Brekzie, zu sehen im Vordergrund

Das Verbreitungsgebiet der Tarviser Brekzie reicht von Sexten im Westen über die Karnischen Alpen und die Karawanken nach Slowenien im Osten. Die Vorkommen im Einzelnen:

Einzelnachweise

  1. Werner Buggisch, Erik Fluegel, Friedrich Leitz, Gerd-Friedrich Tietz: Die fazielle und paläogeographische Entwicklung im Perm der Karnischen Alpen und in den Randgebieten. In: Geologische Rundschau. Band 65. Stuttgart 1976, S. 649–691.
  2. Karl Krainer: Das Perm in Kärnten. In: Carinthia II. 183./103. Jahrgang. Klagenfurt 1993, S. 133–180 (zobodat.at [PDF]).
  3. V. Kober: Zur Genese der Tarviser Breccie in den Karawanken, NW-Jugoslawien. In: Sonderveröffentl. Geol. Inst. Univ. Köln. Band 56, 1984, S. 1–155.
  4. Corrado Venturini: Evoluzione geologica delle Alpi Carniche – un viaggio attraverso il tempo. Publicazione n. 48. Edizioni del Museo Friulano di storia naturale, Udine 2006.
  5. Marco Avanzini, Massimo Bernardi, Umberto NicosiaAvanzani: The Permo-Triassic tetrapod faunal diversity in the Italian Southern Alps. Hrsg.: Imran Ahmad Dar, Mithas Ahmad Dar, Earth and Environmental Sciences. Tech. Rijeka 2011, S. 591–608.

Koordinaten: 46° 30′ 49″ N, 13° 36′ 41″ O

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S19 0466 Kosutni potok.jpg
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Bolulders of colorful breccia were transported along the creek from higher landslides on the mountain.
Trögerner Bach2.JPG
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Diese Datei zeigt das Naturschutzgebiet in Kärnten mit der ID NSG.015.
Dolžanova soteska (12).JPG
(c) Ljuba brank in der Wikipedia auf Slowenisch, CC BY-SA 3.0
Trbiška breča v Dovžanovi soteski.
Waterfall in Potokgraben.jpg
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Some 15 m tall waterfall, right is a nice example of Tarvisian Breccia boulder.