Hispania Tarraconensis

Lage der Provinz im Römischen Reich
Hispania citerior (in orange) und Hispania ulterior (graugrün) um das Jahr 197 v. Chr.
Karte der Tarraconensis sowie die Provinzen Lusitania und Hispania Baetica

Hispania Tarraconensis, später meist einfach Tarraconensis, war eine römische Provinz im heutigen Spanien und Portugal. Sie umfasste den Norden und den Osten Spaniens und Nordportugal bis zum Douro. Südspanien, das heutige Andalusien, war die Provinz Hispania Baetica. Zentral- und Südportugal mit den östlich angrenzenden spanischen Regionen einschließlich Mérida, Talavera de la Reina und Salamanca, aber ohne Toledo, bildeten die Provinz Lusitania.

Zur Zeit der Römischen Republik waren die von ihr beherrschten Gebiete der Iberischen Halbinsel in zwei Provinzen aufgeteilt, die

An der Mittelmeerküste war die Grenze südwestlich von Carthago Nova (heute Cartagena) und verlief von dort in Richtung Westnordwest. Durch die Provinzreform unter Kaiser Augustus wurde die Hispania ulterior kurz vor der Zeitenwende in zwei Teile aufgeteilt, Hispania Baetica und Lusitania, während die Hispania citerior zunächst unverändert blieb. Sie wurde ebenso wie die Lusitania kaiserliche Provinz, während die Baetica zu den senatorischen Provinzen gehörte. In einem späteren Schritt hat Kaiser Augustus eine Grenzverschiebung vorgenommen, wobei die Hispania citerior auf Kosten der Baetica noch etwas vergrößert wurde; seither lag die Grenze an der Küste in der Nähe der heutigen Stadt Almería und verlief von dort in Nordwestrichtung. Da der Sitz des Statthalters der Hispania citerior die Stadt Tarraco war, das heutige Tarragona in Katalonien, begann man bald, diese Provinz Hispania Tarraconensis zu nennen. Die offizielle Bezeichnung in der Titulatur der Statthalter war aber weiterhin Hispania citerior. Der Statthalter war ein kaiserlicher Legat konsularischen Ranges.

Die Provinz war in sieben Gerichtsbezirke eingeteilt:

60–68 war der spätere Kaiser Galba Statthalter der Tarraconensis; er rebellierte im Jahre 68 gegen Kaiser Nero und wurde dann dessen Nachfolger. Kaiser Caracalla (211–217) trennte von der Hispania citerior oder Tarraconensis eine neue Provinz, die Hispania nova citerior Antoniniana, ab, die sich im Nordwesten der Halbinsel nördlich des Duero befand. Ihre Existenz ist nur aus Inschriften erschlossen und ihre Ausdehnung ist nicht genau bekannt, denn sie wurde bereits spätestens in den dreißiger Jahren des 3. Jahrhunderts wieder mit der Tarraconensis vereinigt.

Im Zeitraum 283–289 vermehrte Kaiser Diokletian bei seiner Regionalreform die Anzahl der Provinzen. Das frühere Gebiet der Hispania citerior zerfiel in der Spätantike nun in drei Provinzen, die Gallaecia (Galicien), die Carthaginiensis mit der Hauptstadt Carthago Nova und die Tarraconensis mit der Hauptstadt Tarraco (Tarragona). Diese neue Tarraconensis umfasste nur noch den Nordosten der früheren Hispania citerior. Ob sie im Westen bis Villaviciosa und bis zum Oberlauf des Esla reichte oder ob Kantabrien zur Gallaecia gehörte, ist unklar.[1] Die Grenze zur Carthaginiensis verlief nördlich von Segobriga, Segontia (Sigüenza), Uxama (Osma) und Clunia (Coruña del Conde).

Im 5. Jahrhundert wurde die Tarraconensis wiederholt durch Barbareneinfälle und Bagaudenaufstände in Mitleidenschaft gezogen, wobei sich zuletzt die Westgoten als neue Herren durchsetzten, die sich aber längere Zeit noch römischer Oberhoheit unterwarfen. Der letzte Kaiser, der die Provinz an der Spitze eines Heeres betrat, war 461 Majorian; der letzte Kaiser, der in der Tarraconensis zumindest inschriftlich anerkannt wurde, war um 470 Anthemius. Dann nahmen die (West-)Goten das später als Gotholunia, Gathalánia und Catalonia (Katalonien)[2] bezeichnete Gebiet ein.

Literatur

  • Franz Braun: Die Entwicklung der spanischen Provinzialgrenzen in römischer Zeit (= Quellen und Forschungen zur alten Geschichte und Geographie. Band 17). Weidmann, Berlin 1909.
  • Daniel Nony: Die spanischen Provinzen. In: Claude Lepelley (Hrsg.): Rom und das Reich in der hohen Kaiserzeit. Band 2: Die Regionen des Reiches. Saur, München u. a. 2001, ISBN 3-598-77449-4, S. 121–150. (Überblick mit guter Bibliographie)
  • Walter Trillmich, Annette Nünnerich-Asmus (Hrsg.): Denkmäler der Römerzeit (Hispania Antiqua). Philipp von Zabern, Mainz 1993, ISBN 3-8053-1547-3.
  • Rudolf Haensch: Capita provinciarum. Statthaltersitze und Provinzialverwaltung in der römischen Kaiserzeit (Kölner Forschungen. Band 7). Philipp von Zabern, Mainz 1997, ISBN 3-8053-1803-0.
  • Tilmann Bechert: Die Provinzen des römischen Reiches. Einführung und Überblick. (= Antike Welt. Sonderhefte; = Orbis Provinciarum; = Zaberns Bildbände zur Archäologie). Philipp von Zabern, Mainz 1999, ISBN 3-8053-2399-9, S. 65–71.
  • Julia Hoffmann-Salz: Die wirtschaftlichen Auswirkungen der römischen Eroberung. Vergleichende Untersuchungen der Provinzen Hispania Tarraconensis, Africa Proconsularis und Syria (= Historia Einzelschriften. Band 218). Steiner, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-515-09847-2, S. 29–153. (Rezension bei H-Soz-Kult).
  • Patrick Le Roux: L’armée romaine et l’organisation des provinces ibériques d’Auguste à l’invasion de 409. (= Publications du Centre Pierre Paris. Band 8; = Collection de la Maison des Pays Ibériques. Band 9). Boccard, Paris 1982, ISBN 2-7018-0002-1.

Einzelnachweise

  1. Ángel Montenegro Duque, José María Blázquez Martínez: Historia de España. Hrsg. von Ramón Menéndez Pidal / José María Jover Zamora, Band 2: España romana. Madrid 1982, S. 260f.; Claudio Sánchez-Albornoz: Divisiones tribales y administrativas del solar del reino de Asturias en la época romana. In: ders.: Orígenes de la nación española. Band 1, Oviedo 1972, S. 99f. (und Karte).
  2. Johann Jakob Egli: Nomina geographica. Sprach- und Sacherklärung von 42000 geographischen Namen aller Erdräume. 2. Auflage. Friedrich Brandstetter, Leipzig 1893, S. 176 (Cataluña).

Weblinks

Koordinaten: 41° N, 1° O

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