Tarbuttit

Tarbuttit
Tarbuttite-mun08-10b.jpg
(c) Rob Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0
Weißer, garbenförmiger Tarbuttit aus der „Skorpion Mine“ bei Rosh Pinah, Namibia (Größe: 4,1 × 2,8 × 1,6 cm)
Allgemeines und Klassifikation
Chemische FormelZn2[OH|PO4][1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
8.BB.35 (8. Auflage: VII/B.06)
41.06.07.01
Kristallographische Daten
Kristallsystemtriklin
Kristallklasse; Symboltriklin-pinakoidal; 1[2]
Raumgruppe (Nr.)P1[1] (Nr. 2)
Gitterparametera = 5,50 Å; b = 5,65 Å; c = 6,46 Å
α = 102,9°; β = 102,8°; γ = 86,8°[1]
FormeleinheitenZ = 2[1]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte3,5 bis 4[3]
Dichte (g/cm3)gemessen: 4,19; berechnet: 4,21[3]
Spaltbarkeitvollkommen nach {001}[3]
Bruch; Tenazitätuneben
Farbefarblos, weiß, gelblich, rötlich, grünlich, bräunlich
Strichfarbeweiß
Transparenzdurchsichtig bis durchscheinend
GlanzGlasglanz, Perlglanz auf Spaltflächen
Kristalloptik
Brechungsindizesnα = 1,660
nβ = 1,705
nγ = 1,713[4]
Doppelbrechungδ = 0,053[4]
Optischer Charakterzweiachsig negativ
Achsenwinkel2V = gemessen: 50°[4]

Tarbuttit ist ein vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Zn2[OH|PO4],[1] ist also ein Zink-Phosphat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Tarbuttit entwickelt meist flächenreiche, isometrische bis kurzprismatische oder pseudokubische Kristalle bis etwa zwei Zentimeter Größe, kommt aber auch in Form garbenförmiger Mineral-Aggregate und krustiger Überzüge vor. In reiner Form ist Tarbuttit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine gelbliche, rötliche, grünliche oder bräunliche Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt. Unverletzte Kristallflächen weisen einen glasähnlichen Glanz auf, Spaltflächen schimmern dagegen eher perlmuttartig.

Etymologie und Geschichte

(c) Rob Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0
Fast farbloser Tarbuttitkristall aus der Typlokalität „Kabwe Mine“ (Broken Hill Mine), Sambia (Gesamtgröße: 2,6 × 2,2 × 1,7 cm)

Erstmals entdeckt wurde Tarbuttit in der „Kabwe Mine“ (Broken Hill Mine) nahe der gleichnamigen Stadt Kabwe in der Zentralprovinz von Sambia und beschrieben 1907 durch Leonard James Spencer (1870–1959), der das Mineral nach Percy Coventry Tarbutt benannte. Tarbutt war zu dieser Zeit Direktor der „Broken Hill Exploration Company“ und entdeckte das Mineral in der Nähe einer Höhle mit eiszeitlichen Mammutknochen.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Tarbuttit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate, mit fremden Anionen F, Cl, O, OH“, wo er zusammen mit Adamin, Eveit, Libethenit, Olivenit, Paradamin, Zincolibethenit und Zinkolivenit die „Libethenit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/B.06 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Tarbuttit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen (OH etc.) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 „kleinergleich“ 1:1“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Tarbuttitgruppe“ mit der System-Nr. 8.BB.35 und dem weiteren Mitglied Paradamin bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Tarbuttit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er zusammen mit Paradamit in der „Tarbuttitgruppe“ mit der System-Nr. 41.06.07 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (A)2(XO4)Zq“ zu finden.

Bildung und Fundorte

(c) Leon Hupperichs, CC BY-SA 3.0
Rosettenförmiger, grüner Tarbuttit aus der „Skorpion Mine“, Rosh Pinah, Namibia (Sichtfeld 3 cm)
(c) Rob Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0
Pseudomorphose von Skorpionit nach Tarbuttit aus der „Skorpion Mine“, Rosh Pinah, Namibia (Größe: 3,2 × 2,9 × 1,8 cm)

Tarbuttit bildet sich sekundär in der Oxidationszone zinkhaltiger Lagerstätten. Als Begleitminerale können unter anderem Cerussit, Descloizit, Hemimorphit, Hopeit und Parahopeit, Hydrozinkit, Pyromorphit, Scholzit, Smithsonit, Vanadinit sowie das Brauneisenerz Limonit auftreten.

Als sehr seltene Mineralbildung konnte Tarbuttit bisher (Stand 2013) nur in wenigen Proben aus weniger als 10 Fundorten nachgewiesen werden.[5] Seine Typlokalität „Kabwe Mine“ ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Sambia.

Weitere bisher bekannte Fundorte sind Broken Hill und Reaphook Hill (Flinderskette) in Australien, Albères im französischen Département Pyrénées-Orientales, die „Skorpion Mine“ bei Rosh Pinah in Namibia und Iowa Gulch nahe Leadville im US-Bundesstaat Colorado.[6]

Kristallstruktur

Tarbuttit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2 mit den Gitterparametern a = 5,50 Å; b = 5,65 Å; c = 6,46 Å; α = 102,9°; β = 102,8° und γ = 86,8° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Die Kristallstruktur besteht aus Ketten kantenverknüpfter Baugruppen von ZnO3(OH)2, die trigonale Dipyramiden parallel [010] bilden sowie Dimere von zwei kantenverknüpften ZnO3(OH) trigonalen Dipyramiden. Beide Baugruppen und das RO4-Tetraeder sind über die Ecken miteinander verbunden und bilden ein 3-dimensionales Gerüst.

Siehe auch

Literatur

  • L. J. Spencer: Societies and Academies: Mineralogical Society. In: Nature. Band 76, 1907, S. 215–215 (rruff.info PDF; 144 kB).
  • L. J. Spencer: On hopeite and other zinc phosphates and associated minerals from Broken Hill mines, North-Western Rhodesia. In: Mineralogical Magazine. Band 15, 1908, S. 1–38 (rruff.info PDF; 1,7 MB).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 629 (Erstausgabe: 1891).
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 645.

Weblinks

Commons: Tarbuttite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 444.
  2. Webmineral – Tarbuttite.
  3. a b c Tarbuttite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org PDF; 65,2 kB).
  4. a b c Mindat – Tarbuttite.
  5. Mindat – Anzahl der Fundorte für Tarbuttite.
  6. Fundortliste für Tarbuttit beim Mineralienatlas und bei Mindat.

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(c) Leon Hupperichs, CC BY-SA 3.0
Tarbuttit
Fundort: Skorpion Mine, Rosh Pinah, Distrikt Lüderitz, Karas, Namibia (Fundort bei mindat.org)
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(c) Rob Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0
Tarbuttit
Fundort: Skorpion Mine, Rosh Pinah, Distrikt Lüderitz, Karas, Namibia (Fundort bei mindat.org)
Größe: 3.2 x 2.9 x 1.8 cm
Tarbuttite-240653.jpg
(c) Rob Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0
Tarbuttit
Fundort: Kabwe Mine (Broken Hill Mine), Kabwe, Central Province, Sambia (Fundort bei mindat.org)
Größe: 2.6 x 2.2 x 1.7 cm.
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(c) Rob Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0
Tarbuttit
Fundort: Skorpion Mine, Rosh Pinah, Distrikt Lüderitz, Karas, Namibia (Fundort bei mindat.org)
Größe: 4.1 x 2.8 x 1.6 cm