Taliq
Die Taliq-Schrift (arabisch تعلیق, DMG ta‘līq ‚die Hängende [Schrift]‘) ist ein Schriftstil der islamischen Kalligrafie. Ihre Anfänge finden sich im 11. Jahrhundert im Iran, wobei Elemente aus Naschi, Tauqi und Reqa verwendet wurden. Bis ins 16. Jahrhundert war die Schrift vor allem in iranischen Kanzleien in Gebrauch und wurde dann langsam von der Nastaliq-Schrift abgelöst. Diese Schrift wurde hauptsächlich verwendet, um Bücher und Dīwāne sowie offizielle Dokumente in persischer Sprache niederzuschreiben.[1][2]
Die Entwicklung der Taliq-Schrift dauerte recht lange. Die persische Naschi-Schrift unterlief ab dem 11. Jahrhundert stetig Veränderungen, welche in Verbindung mit Elementen der Tauqi- und Reqa-Schriften in der Taliq-Schrift resultierten. Dies geschah in der Mitte des 13. Jahrhunderts.[1][3] Taliq hat einige Besonderheiten mit jenen Schriften gemeinsam, ist jedoch stilisierter. Taliq beinhaltet krummlinige Elemente sowie Schleifen und immense Kontraste zwischen Kompression und Expansion. Darüber hinaus beinhaltet Taliq verbundene Zeichen. Diese Eigenheiten machen es einem unerfahreren Leser schwer, die Nachricht zu entziffern.[3]
In der Taliq-Schrift können Wörter und normalerweise abgetrennte Buchstaben verbunden werden, was es möglich machte, sehr schnell zu schreiben und die Schrift auch für offizielle Dokumente überaus praktisch machte.[1] Gegen Ende des 13. Jahrhunderts erreichte Taliq seine endgültige Form, was möglicherweise dadurch geschah, dass das Ilkhanat und dessen Bürokratie eine allgemeine Form der geschriebenen persischen Sprache benötigten.[3] Um noch schneller zu schreiben, erhöhten Kanzleiangestellte die Anzahl unorthodoxer Ligaturen und ließen die Punkte über Zeichen, die diese besaßen, oftmals aus. Einige Zeichen wurden verkleinert, und wieder andere wurden mit dünneren Linien und in anderen Formen geschrieben. Dieser neue Stil, genannt shikasta taliq (gebrochenes, vereinfachtes taliq) wurde ab dem Ende des 14. Jahrhunderts systematisch benutzt.[1][4]
Im 15. Jahrhundert wurde Taliq auch im Osmanischen Reich benutzt. Der Expansion der imperialen Kanzlei nach der Eroberung Konstantinopels folgend erweiterten Osmanische Schreiber die Taliq-Schrift und entwickelten so die typische Osmanische Schrift divani.[5] Das Wort Taliq wird häufig im Turko-Arabischen Raum[6][7] als Oberbegriff für sowohl Taliq als auch Nastaliq verwendet.
Bibliographie
- Sheila Blair (2008). Islamic Calligraphy. Edinburgh University Press. ISBN 978-0-7486-1212-3.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Gholam-Hosayn Yusofi: CALLIGRAPHY. In: Encyclopædia Iranica. Encyclopædia Iranica Foundation, 15. Dezember 1990, abgerufen am 16. August 2023 (englisch).
- ↑ Sheila Blair: Islamic Calligraphy. S. 270–271 (englisch).
- ↑ a b c Sheila Blair: Islamic Calligraphy. S. 271 (englisch).
- ↑ Sheila Blair: Islamic Calligraphy. S. 273 (englisch).
- ↑ Sheila Blair: Islamic Calligraphy. S. 508 (englisch).
- ↑ M. Uğur Derman: Letters in Gold: Ottoman Calligraphy from the Sakıp Sabancı Collection, Istanbul. Metropolitan Museum of Art, New York 1998, ISBN 0-8109-6526-7, S. 17 (englisch).
- ↑ Hashim Muhammad al-Khattat: Qawa'id al-Khatt al-'Arabi. Bagdad 1977, S. 51 (arabisch).
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This elegant folio is written in a script known as ta`liq or "hanging," notable for its great fluidity, which belies its highly sophisticated and strict rules. The script was particularly favored for copying Persian poetry after the fifteenth century in Iran and India.