Tails

Tails
Tails logo
(c) tchou, CC BY 4.0
Tails OS
EntwicklerDie Tails-Entwickler
Lizenz(en)GNU/GPL (Version 3 oder später)
Erstveröff.23. Juni 2009
Akt. Version6.9[1] vom 31. Oktober 2024
KernelLinux (Kernel)
AbstammungGNU/Linux
↳ Debian
↳ Tails
Architektur(en)x86-64
Installations­mediumLive-DVD, USB-Stick
Sprache(n)u. a. Deutsch
tails.net

Tails (The Amnesic Incognito Live System) ist eine auf Debian basierende Linux-Distribution. Ihr Ziel ist es, die Privatsphäre und Anonymität des Nutzers zu schützen. Um dies zu erreichen, setzt Tails insbesondere auf die Nutzung des Tor-Netzwerks. Das System kann direkt von einer Live-DVD oder einem USB-Stick gebootet werden und hinterlässt dann keine Spuren auf dem genutzten Computer.[2]

Weitere Einzelheiten

Tails bietet eine vorkonfigurierte Arbeitsumgebung mit Programmen zur sicheren Kommunikation und dem sicheren Umgang mit Dateien. Kernstück ist der Tor Browser zum anonymen Surfen im Internet. Ebenfalls enthalten sind ein E-Mail-Client und ein Chat-Programm, die wie viele weitere Anwendungen für die Nutzung des Tor-Netzwerkes und verschlüsselter Kommunikation vorkonfiguriert sind. Neben dem Office-Paket LibreOffice sind weitere Programme zur Bildbearbeitung, zum Videoschnitt und zur Verschlüsselung von Dateien und Festplatten enthalten.[3] Als Arbeitsumgebung nutzt Tails Gnome. Ab Version 1.7 ist es möglich, mittels eines Offline-Modus alle Netzwerkverbindungen abzuschalten, um eine vertrauliche Arbeit an Dokumenten zu unterstützen.[4] Als gedächtnisloses („amnesic“) System verwirft Tails standardmäßig alle Daten beim Herunterfahren. Ein verschlüsselter persistenter Speicher kann bei Bedarf eingerichtet werden, um Einstellungen und Dateien auf dem genutzten USB-Stick dauerhaft zu sichern.[5]

Tails finanziert sich durch Spenden. Seit 2014 wurden jährlich im Durchschnitt 210.000 € Spenden eingenommen, wobei rund ein Drittel der Spender einen Bezug zur US-Regierung hatten und ein weiteres Drittel von Stiftungen und Nicht-Regierungsorganisationen kam. Das restliche Drittel verteilt sich laut Angaben des Projekts auf Einzelpersonen (17 %) und Unternehmen (15 %).[6] Die Linux-Distribution wird unter anderem auch von Edward Snowden empfohlen und konnte im Zuge des NSA-Skandals ihre Bekanntheit erhöhen.[7]

Tails wurde erstmals am 23. Juni 2009 veröffentlicht – damals noch unter dem Namen Amnesia. Im Sommer 2014 erschien Version 1.0[8] und im Januar 2016 schließlich 2.0, das auf einer neueren Debian-Version basiert.[9] Im Juni 2017 wurde Version 3.0 veröffentlicht, die auf Debian 9 (stretch) basiert, und nur noch auf Rechnern mit 64-Bit-Architektur läuft.[10] Mit der Version 3.12 wird die Distribution erstmals als USB-Image angeboten.[11] Am 22. Oktober 2019 erschien Tails 4.0 mit mehr Änderungen als in vergangenen Jahren und basiert auf Debian 10 (buster).[12] Am 27. Februar 2024 wurde Tails 6.0 veröffentlicht, welches auf Debian 12 (Bookworm) basiert und Gnome 43 verwendet.[13]

In der folgenden Liste sind einige der standardmäßig enthaltenen Programme aufgeführt. Eine vollständige Liste ist auf der Tails-Homepage zu finden. Weitere Anwendungen können zusätzlich installiert werden, wodurch jedoch die in Tails gewährte Sicherheit gefährdet werden kann.[14]

ProgrammZweck
TorAnonymisierung des Datenverkehrs durch das Tor-Netzwerk
Tor BrowserStandardwebbrowser zum Surfen im Internet (entspricht einem vorkonfigurierten Mozilla Firefox ESR)
PidginInstant Messenger, bei Tails mit dem OTR-Plugin vorkonfiguriert
ThunderbirdE-Mail-Client mit Enigmail für OpenPGP Unterstützung
ElectrumProgramm zur Verwaltung von Bitcoin-Wallets
LUKSDient mit Hilfe von Gnome Disks dem Erstellen von verschlüsselten Speichermedien
GnuPGGNU-Implementierung von OpenPGP zum Ver- und Entschlüsseln von Dateien und Nachrichten
pwgenPasswortgenerator
GNOME Screen KeyboardVirtuelle Tastatur, versucht Hardware-Keylogger zu umgehen
MATProgramm, um Metadaten aus Dateien zu entfernen
KeePassXCPasswortmanager
AppArmorBeschränkung der Rechte von Programmen

Nutzung einer Tails-Sicherheitslücke zur Strafverfolgung

Im Jahr 2020 wurde bekannt, dass Facebook Inc. (Heute: Meta Platforms) ein IT-Sicherheits-Unternehmen für ein sechsstelliges Honorar mit der Entwicklung eines Zero-Day-Exploits beauftragt hatte, um dadurch einen kriminellen Facebook-Nutzer, der über Tails agierte, zu ermitteln.[15][16] Diese Sicherheitslücke wurde laut Berichten behoben.[15][16]

Siehe auch

Commons: The Amnesic Incognito Live System – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. New Release: Tails 6.9. 31. Oktober 2024 (abgerufen am 31. Oktober 2024).
  2. Wie Tails funktioniert. In: Tails. 30. Oktober 2015, abgerufen am 13. August 2023.
  3. Linux: Tails – das Betriebssystem für gemäßigt Paranoide. In: zeit.de. 17. März 2016, abgerufen am 7. November 2016.
  4. Hans-Joachim Baader: Anonymisierungs-Distribution Tails 1.7 mit Offline-Modus. In: pro-linux.de. 6. November 2015, abgerufen am 6. November 2015.
  5. Kyle Rankin: Tails above the Rest, Part III (Page 2). In: linuxjournal.com. 8. Juli 2014, abgerufen am 8. November 2016 (englisch).
  6. Warum wir Spenden brauchen. In: Tails. 20. September 2016, abgerufen am 13. August 2023.; Siehe auch: Finanzen auf der Seite des Projektes
  7. Patrick Howell O'Neill: Tails OS, Snowden's favorite privacy tool, doubles in popularity. In: dailydot.com. 7. November 2016, abgerufen am 8. November 2016 (englisch).
  8. David Murphy: Secure OS Tails Emerges From Beta. In: UK.PCMag.com. 1. Mai 2014, abgerufen am 23. September 2016 (englisch).
  9. Fabian A. Scherschel: Tails 2.0: Das Anonymisierungs-OS im neuen Look. In: heise.de. 27. Januar 2016, abgerufen am 8. November 2016.
  10. Tails 3.0 is out. In: Tails. 13. Juni 2017, abgerufen am 13. August 2023 (englisch).
  11. Tails 3.12 is out. In: Tails. 29. Januar 2019, abgerufen am 13. August 2023 (englisch).
  12. Tails 4.0 is out. In: Tails. 22. Oktober 2019, abgerufen am 13. August 2023 (englisch).
  13. Tails 6.0. In: tails.net. 27. Februar 2024, abgerufen am 29. Februar 2024 (englisch).
  14. Zusätzliche Software installieren. In: Tails. 2. Mai 2019, abgerufen am 13. August 2023.
  15. a b Lorenzo Franceschi-Bicchierai: Facebook Helped the FBI Hack a Child Predator. In: Vice. 10. Juni 2020, abgerufen am 11. Juni 2020 (englisch).
  16. a b Patrick Beuth, Der Spiegel: Facebooks teure Jagd auf den "schlimmsten kriminellen" Nutzer - Der Spiegel - Netzwelt. Abgerufen am 11. Juni 2020.

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