Taghaza

Koordinaten: 23° 36′ N, 5° 0′ W

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Taghaza

Taghaza (auch: Tghaza oder: Terhazza) ist ein verlassener Salz-Tagebau in einer Sebkha, einem früheren Salzsee der Sahara im Norden von Mali, 800 km nördlich von Timbuktu.

Steinsalz auf dem Markt in Mopti

Bedeutung

Taghaza war einst eine wichtige Station der Handelsroute von Sidschilmasa nach Walata, bzw. ab etwa 1400 nach Timbuktu. Ihre Bedeutung für den Transsaharahandel zwischen Maghreb und Westafrika beruhte auf dem Umstand, dass sie, auf halbem Weg von Südmarokko zum Niger, ideale Zwischenrast bot, neben dem Vorkommen von qualitativ hochwertigem Steinsalz, das in Blöcken für die Salzversorgung des Viehs nach Westafrika exportiert wurde. Dieses war neben Luxusartikeln aus der Mittelmeerregion ein wichtiger Tauschgegenstand für das Gold aus dem Waldland von Guinea, das über die Reiche der Sahelzone (siehe: Reich von Ghana, Reich von Mali und Songhaireich) gehandelt wurde.

Geschichte bis 1600

Handelsrouten der Westsahara im Zeitraum 1000–1500. Goldfelder sind hellbraun markiert.

Taghaza wurde um 1275 erstmals urkundlich (als Taghara) vom persischen Geographen Zakariya Qazwini erwähnt. Er berichtete, die Mauern der Stadt beständen aus Salzplatten, die von Sklaven gewonnen würden. 1352 erreichte nach fünfundzwanzigtägiger Karawanentour der Weltreisende Ibn Battūta, auf dem Weg von Sidschilmasa nach Walata, den Marktflecken Taghaza. Er berichtete, die Hütten der Minensklaven bestünden aus Salzplatten, mit Kamelhäuten als Dachdeckung, und es gebe nur brackiges Wasser, viele Fliegen, aber keine Bäume. Gleichwohl aber würde intensiver Handel um Gold(staub) betrieben.[1] Die Ergiebigkeit der Saline ließ Vermutungen zu, dass Taghaza die bereits von al-Bakrī beschriebene Salzmine Tatental gewesen sein könnte.[1] 1375 wurde Taghaza durch Erwähnung im Katalanischen Weltatlas[2] in Europa bekannt. Im 15. Jahrhundert übernahm das Songhaireich die Kontrolle Taghazas. Um 1510 verbrachte der arabische Geograph Leo Africanus drei Tage in Taghaza. In seinem Werk Descrittione dell’Africa („Beschreibung Afrikas“) beklagte er sich über das brackige Brunnenwasser und die prekäre Nahrungsversorgung, die von zwanzig Tagesritten entfernten Lieferquellen abhing. Als es nach 1540 zum Konflikt mit den aus Marokko stammenden Saadiern um Taghaza kam, und diese unter Ahmad al-Mansur 1586 die Salzmine eroberten, gaben die Songhai Taghaza auf und erschlossen stattdessen die in südöstlicher Richtung 150 km entfernt gelegene Salzmine von Taoudenni im Tal der Gazellen. Bereits fünf Jahre später zerbrach das Songhaireich nach einem Angriff der Saadier. Da nunmehr eine Ordnungsmacht fehlte, die die Handelsrouten sichern konnte, wurde der Transsaharahandel im westlichen Teil der Sahara schwer gestört: Die Hauptroute des Handels verlagerte sich auf die Bornustraße zwischen dem Tschadsee und Tripolis.

Geschichte nach 1600

1828 passierte René Caillié, in Begleitung einer aus Timbuktu kommenden Karawane, die aus 1400 Dromedaren bestand und Sklaven, Gold, Elfenbein, Gummiharz und Straußenfedern transportierte, die Ruinen von Taghaza.

1938 beschrieb der Afrikaforscher Théodore Monod deren Zustand. 1961 publizierte Raymond Mauny für das Institut fondamental d’Afrique noire (IFAN) in Dakar eine Bestandsaufnahme der 8 und 4 Hektar großen, im Abstand von 3 km zueinander liegenden Ruinenstätten.

Methode des Salzabbaus

Taoudenni hingegen liefert weiterhin Salz für die Viehherden der Sahelzone nach Timbuktu. Es wird dort, wie seinerzeit in Taghaza, im Tagebau gewonnen: Unter einer etwa 1,50 m dicken Deckschicht aus Lehm und minderwertigem Salz[3] befinden sich in Taoudenni bis zu einer Tiefe von 4 m qualitativ hochwertige Steinsalzschichten, deren unterste die beste Qualität liefert. Unter extremen Bedingungen werden daraus mit primitiven Werkzeugen etwa 1,25 × 0,50 m große und 30 kg schwere Steinsalzplatten geschlagen,[4] von zumeist in Schuldknechtschaft stehenden Arbeitern. Mit einer Azalai genannten Karawane werden die Salzbarren in 20 Tagen nach Timbuktu transportiert, wobei ein Dromedar jeweils vier dieser Salzplatten tragen kann.[5]

Heutige Situation

Im Jahr 2007 begannen Aktivitäten algerischer und italienischer Erdölfirmen nahe Taoudenni.[6] Die heutige Situation im äußersten Norden Malis ist prekär. Hier verlaufen zentrale Transportwege für Drogen aus Südamerika für den europäischen Markt.

Siehe auch

Literatur

  • Karl Schubarth-Engelschall (Hrsg.): Beschreibung Afrikas. Leipzig 1984 (unvollständige Volksausgabe, aber von einem der besten Kenner der islamischen Afrikaforschung herausgegeben)
  • Ibn Battuta: Die Wunder des Morgenlandes. Reisen durch Afrika und Asien. Nach der arabischen Ausgabe von Muhammad al-Bailuni ins Deutsche übertragen, kommentiert und mit einem Nachwort versehen von Ralf Elger. München 2010, ISBN 978-3-406-60068-5.
  • Hans Ritter: Salzkarawanen in der Sahara. Atlantis-Verlag, Zürich 1980, ISBN 3-7611-0580-0
  • Raymond Mauny: Tableau géographique de l’ouest africain au moyen age. Institut français d’Afrique Noire, Dakar 1961, OCLC 6799191 (französisch, mit Karte und Plan der Siedlungen auf Seiten 329+486)
  • Die Reisen des Ibn Battuta. Herausgegeben und übersetzt von Horst Jürgen Grün; 2 Bände. Allitera-Verlag, München 2007. ISBN 978-3-86520-229-1 und ISBN 978-3-86520-230-7 (Erste deutsche Übersetzung des Gesamtwerks)
  • Rudolf Fischer: Gold, Salz und Sklaven. Die Geschichte der grossen Sudanreiche Gana, Mali und Son Ghau. Stuttgart, Edition Erdmann, 1986. ISBN 3522650107
  • John Hunwick: Encyclopaedia of Islam, Band 10, 2. Brill, Leiden 2000, ISBN 90-04-11211-1 (englisch)
  • Théodore Monod: Teghaza, La ville en sel gemme. In: La Nature, Ausgabe 3025, 15. Mai 1938, S. 289–296 (französisch)
  • Dietrich Rauchenberger (Hrsg.): Johannes Leo der Afrikaner. Seine Beschreibung des Raumes zwischen Nil und Niger nach dem Urtext. (Orientalia biblica et christiana 13) Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-04172-2 (Maßgebliche wissenschaftliche Ausgabe)
  • RenéCaillié: Travels through Central Africa to Timbuctoo and across the Great Desert to Morocco, performed in the years 1824-1828. 2 Bände. Colburn & Bentley, London 1830. Google books: Volume 1, Volume 2. (englisch)

Einzelnachweise

  1. a b Rudolf Fischer, Gold, Salz und Sklaven, S. 113 f. (s. Lit.)
  2. Abbildung aus dem Katalanischen Weltatlas, um 1375 (Wikimedia Commons)
  3. Foto der Lehm- und Salzschichtungen in einer Minengrube von Taoudenni (Memento vom 21. Dezember 2013 im Internet Archive)
  4. Papendieck: Reise von Timbuktu nach Taoudeni. (PDF; 871 kB) Dezember 2007, Fotos vom Salzabbau: S. 5+7, Schuldknechtschaft S. 8
  5. Papendieck: Reise von Timbuktu nach Taoudeni. (PDF; 871 kB) Dezember 2007, Foto einer Salzkarawane: Seite 13
  6. Papendieck: Reise von Timbuktu nach Taoudeni. (PDF; 871 kB) Dezember 2007, Seite 2: Erdölkonzessionen

Auf dieser Seite verwendete Medien

Mali adm location map.svg
(c) Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de
Positionskarte von Mali
Salt selling Mopti Mali.jpg
Autor/Urheber: Robin Taylor, Lizenz: CC BY 2.0
"This is in the market in Mopti. It travels by camel from the desert into Timbuktu, then by boat down to Mopti and from there into Bamako and the rest of Mali." This is salt from the ancient en:Azalai trade from the Saharan mines and evaporation pools, through Timbuctu, to much of west africa. The Salt is for medicinal purposes, home remedies, industrial usage, and for farm animals (depending on the type).
Trans-Saharan routes early.svg
Autor/Urheber: Aa77zz, Lizenz: CC0
Trade routes of the Western Sahara c. 1000-1500. Goldfields are indicated by light brown shading.

Map

Map data from: http://www.naturalearthdata.com/ 1:50m data Projection: Equirectangular - Lat/Long - plate carrée

Map limits:

  • N: 38N
  • S: 3N
  • E: 12E
  • W: 18W

Software:

  • Grass GIS 6.4.1
  • Inkscape 0.48.1

Scaled x30 in Inkscape to give 30 pixels per degree.

Routes

The routes shown are based those given by Mauny 1961. Mauny gives maps for three periods: 8th-10th centuries on page 429, 11th-13th on page 430 and after the 14th century on page 434. The position of the goldfields is based on Mauny 1961 page 295.

Levtzion has published a map of the trade routes both in Levtzion 1973 and in Levtzion & Hopkins 1981. The map shows Tahert (modern Tiaret in Algeria) to the south of Tlemcen. In fact Tahert should be to the East and slightly to the North of Tlemcen. The map also shows Tamentit on the Draa River. In fact Tamentit is one of the oases of Tuat – and instead the town of Tamdoult (Tamdult) lay near Akka to the north of the Draa.

A map showing trade routes (10th to 16th centuries) is given in Cuoq 1975 on page 11. This map repeats the error made by Levtzion 1973 in placing Tahert to the south of Tlemcen.

Toponyms

Assumptions:

  • the capital of Ghana was at Koumbi Saleh
  • Takedda was at Azelik
  • Aoudaghost was at Tegdaoust

The Malian capital has not been included - there is no consensus on the location.

Orthography:

  • Aoudaghost - Awdaghost - Awdaghust
  • Araouane - Araouane - Arawan
  • Ouadane - Ouadane - Wadan
  • Oualata - Oualata - Walata
  • Ouargla - Wargla - Wargala
  • Sijilmasa - Sidjilmassa - Sijilmasa

References

  • Cuoq, Joseph M., translator and editor (1975) (french) Recueil des sources arabes concernant l'Afrique occidentale du VIIIe au XVIe siècle (Bilād al-Sūdān), Paris: Éditions du Centre National de la Recherche Scientifique, S. 11 . Reprinted in 1985 with corrections and additional texts, ISBN 2222017181.
  • Levtzion, Nehemia (1973) Ancient Ghana and Mali, London: Methuen, S. 138−139 ISBN: 0841904316. . Reprinted 1980.
  • (2000) Corpus of Early Arabic Sources for West Africa, Marcus Weiner, S. xxii ISBN: 1-55876-241-8. . First published in 1981 by Cambridge University Press, ISBN 0521224225.
  • Mauny, Raymond (1961) (french) Tableau géographique de l'ouest africain au moyen age, d’après les sources écrites, la tradition et l'archéologie, Institut français d'Afrique Noire, S. 426−432 .

Further reading

  • Devisse, J. (1988) el Fasi, M. (Hrsg.) General History of Africa Volume 3: Africa from the Seventh to the Eleventh Century, University of California Press, S. 367−435 ISBN: 0520039149. . Includes a map of the Sahara showing isohytes and schematic diagrams of the trade routes with the number of stages specified by Ibn Hawkal, al-Bakri and al-Idrisi.