Tages-Post (Linz)

Tages-Post
Titelblatt der ersten Ausgabe
SpracheDeutsch
Erstausgabe1. Jänner 1865
Einstellung1944/1954
Erscheinungsweisetäglich
ArtikelarchivAusgaben 1865–1944 bei ANNO

Die Tages-Post[1], abweichend auch als Tagespost[2] bezeichnet, war eine österreichische Zeitschrift, die erstmals am 1. Jänner 1865 herausgegeben wurde.[3] Nach der Einstellung im Jänner 1944 erschien sie nochmals von Oktober 1953 bis Ende 1954, bis sie mit den 1945 gegründeten Oberösterreichischen Nachrichten fusioniert wurde.[2]

Geschichte

1864 entschloss sich der Unternehmer, Druckereibesitzer und Verleger Josef Wimmer (1808–1894)[1], eine fortschrittliche Tageszeitung zu gründen, die zunächst in Linz und danach in ganz Oberösterreich erscheinen sollte.[4] Damals gab es in Linz zwei Tagesblätter, die Linzer Zeitung als offizielles Blatt der Statthalterei im Verlag Eurich und den privaten Abendboten der Druckerei Huemers Witwe & Danner, des späteren konservativen Preßvereins.[4] Während Wimmers Tageszeitung im Jahr 1865 unter dem Titel Linzer Tages-Post erschien, wurde ab Anfang 1866 nur mehr die kurze Bezeichnung Tages-Post verwendet. Als Gegenreaktion in der publizistischen Auseinandersetzung gründete der Linzer Bischof Franz Joseph Rudigier vier Jahre später das Linzer Volksblatt.[2]

1908 kam der deutschnationale Redakteur Richard Schubert (1866–1933), der zuvor für das Prager Tagblatt und die Bohemia in Prag gearbeitet hatte, als politischer Redakteur zur Tages-Post.

Die Tages-Post war nach dem Ersten Weltkrieg mit 31.000 Abonnenten im Jahr 1919 das führende Blatt in Oberösterreich.[5]

Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland im Jahr 1938 wurde die Pressefreiheit außer Kraft gesetzt. Der Einfluss der Unternehmerfamilie Wimmer auf die Tages-Post wurde völlig unterbunden, der Familie blieb lediglich das Eigentumsrecht an dem Blatt, das dann als Oberdonau-Zeitung – Amtliche Zeitung der NSDAP weitergeführt wurde.[5] 1945 gründeten die US-Streitkräfte die Oberösterreichische Nachrichten, die sowohl in den Redaktionsräumen als auch in der Druckerei der alten Tages-Post hergestellt wurden.[6] Es bestand allerdings keine geistige Brücke zur ehemaligen, stets großdeutsch gesinnten Tages-Post, deren Neuerscheinung aus wirtschaftlichen und politischen Gründen nicht möglich war.[6]

1953 wurde die Zwangsverpachtung der Druckerei Wimmer aufgehoben. Das war das Comeback für die Linzer Tagespost und die Nachfahren von Josef und Julius Wimmer. Zwei Jahre lang führten die Oberösterreichischen Nachrichten im Besitz des Nationalrats-Abgeordneten Alfred Maleta und die Tages-Post einen erbitterten Konkurrenzkampf. 1955 beschlossen Maleta und die Gesellschafter der Wimmer-Gruppe, die beiden Zeitungen zu vereinen.[2] In diesem Sinne können die Oberösterreichischen Nachrichten auch als Nachfolger der vormaligen Tages-Post bezeichnet werden.[1]

Chefredakteure

  • 1865 Josef Wimmer
  • 1866–1869 Josef Netwald
  • 1870–1892 Josef Hinterhölzl
  • 1892–1920 Karl Ritter von Görner
  • 1920–1930 Richard Schubert[7]
  • 1931–1934 Anton Gerschak
  • 1935–1944 Ludwig Simkowsky

Literatur

  • Julius Wimmer: J. Wimmer. Buch- und Steindruckerei in Linz. 1701-1929. Wimmer, Linz 1930.
  • 60 Jahre Tages-Post. 1865–1925. Druckerei Wimmer, Linz 1925.
  • 70 Jahre Tages-Post. 1865–1935. J. Wimmer, Linz an der Donau 1934.

Weblinks

Commons: Tages-Post – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Literatur von und über Josef Wimmer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  2. a b c d Martin Dunst, Josef Achleitner: Von der Tagespost zu den OÖNachrichten. Wie aus einer bedruckten Doppelseite 1865 die stärkste Stimme der Oberösterreicher geworden ist. Tagespost und OÖNachrichten im Rückspiegel: Prägende Persönlichkeiten und tiefgreifender Wandel der gesamten Medienbranche. In: nachrichten.at. 6. Februar 2015, abgerufen am 6. Juni 2020.
  3. Tages-Post. In: zdb-katalog.de. Zeitschriftendatenbank, abgerufen am 6. Juni 2020.
  4. a b Walter Knoglinger: Die Technik der Reportage. Dargestellt an Hand der Linzer „Tages-Post“ und des Nachfolgeblattes „Oberösterreichische Nachrichten“. Dissertation an der Universität Wien, Verlag der Oberösterreichischen Nachrichten, Linz 1962, S. 42–51 (Geschichte der Tages-Post), hier S. 43.
  5. a b Die Geschichte der OÖN. In: nachrichten.at. Abgerufen am 6. Juni 2020 (Chronik des Medienhauses Wimmer).
  6. a b Knoglinger 1962, S. 53.
  7. Literatur von und über Richard Schubert im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

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