Tagebau Fortuna-Garsdorf

Tagebau Fortuna-Garsdorf
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
Karte
AbbautechnikTagebau
Abraum2.090 Mio. m³[1] t
Förderung/Jahrmax. 48 Mio. t/a Kohle (1979) t
Förderung/Gesamt1.030 Mio.[1] t
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betreibende GesellschaftRheinbraun
Betriebsbeginn1953
Auskohlung ab 1955[1]
Betriebsende1993
Nachfolgenutzungverfüllt, seitdem Landwirtschaft und Naherholungsgebiet
Geförderte Rohstoffe
Abbau vonBraunkohle
Größte Teufe360 m[1]
Geographische Lage
Koordinaten50° 59′ 27,1″ N, 6° 37′ 11,8″ O
Tagebau Fortuna-Garsdorf (Nordrhein-Westfalen)
Tagebau Fortuna-Garsdorf (Nordrhein-Westfalen)
Lage Tagebau Fortuna-Garsdorf
StandortGlesch
GemeindeBergheim
Kreis (NUTS3)Rhein-Erft-Kreis
LandLand Nordrhein-Westfalen
StaatDeutschland
RevierRheinisches Braunkohlerevier

Der Tagebau Fortuna-Garsdorf ist ein ehemaliger Braunkohle-Großtagebau im Rheinischen Revier.

Lage

© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Tagebau Fortuna, Anfang der 1980er-Jahre
(c) Thomas Römer/OpenStreetMap data, CC BY-SA 2.0
Rheinisches Braunkohlerevier

Der Tagebau liegt in der nördlichen Ville im Rhein-Erft-Kreis zwischen der Stadt Bergheim mit ihren Stadtteilen Auenheim, Niederaußem, Paffendorf und Glesch im Süden und Osten und der Stadt Bedburg mit ihren Stadtteilen Rath, Blerichen und Broich im Westen und Norden.

Wegen seiner Nähe zu Bergheim wurde der Tagebau manchmal auch als Tagebau Bergheim bezeichnet. Diese Bezeichnung ist aber missverständlich, weil sie bereits für den tatsächlich etwas weiter südöstlich gelegenen Tagebau Bergheim etabliert ist.

Benannt ist der Tagebau nach dem Bergheimer Stadtteil Kolonie Fortuna, einer zur Brikettfabrik Fortuna gehörigen Arbeitersiedlung, die Mitte der 1980er Jahre aufgrund der Aufschließung des Tagebaus abgebaggert wurde, und dem Bedburger Stadtteil Garsdorf, der ebenfalls dem Tagebau weichen musste.

Westlich des Tagebaus fließt die Erft vorbei, die eigens für den Abbau umgebettet werden musste.

Geschichte

Erschließung und Betrieb

Video über den Tagebau Fortuna und das Klüttenmachen, 1983

Der Tagebau wurde ab 1955 erschlossen, um umliegende Brikettfabriken (insbesondere die oben genannte Fortuna) und Braunkohlekraftwerke (insbesondere anfangs das Kraftwerk Fortuna, aber auch Niederaußem, Frimmersdorf und Neurath) mit Brennstoff zu versorgen. Der Transport der Kohle erfolgte zu den nahegelegenen Abnehmern über Förderbandanlagen, bei anderen über den Gleisanschluss an die im Süden vorbeilaufende Hambachbahn und die Nord-Süd-Bahn.

Während der Abbauphase war Fortuna-Garsdorf lange Zeit der größte und tiefste Braunkohletagebau der Welt. Die größte Tiefe betrug 360 m unter Gelände, die Gesamtfläche etwa 2.200 ha (22 km²). Die gewinnbaren Vorräte von etwas mehr als einer Milliarde Tonnen Kohle wurden in der etwa 38-jährigen Betriebszeit bis Mai 1993 fast vollständig abgebaut. Dabei musste etwa die doppelte Menge an Abraum fortgeschafft werden (ein sehr günstiges Verhältnis; heute in Betrieb befindliche Tagebaue in Deutschland liegen sehr viel ungünstiger). Für die Wasserhaltung mussten etwa 16 Mio. m³ Grundwasser abgepumpt werden und die Erft musste umgeleitet werden.[1]

Zum Ende der Betriebszeit wuchs Fortuna-Garsdorf mit dem weiter südlich anschließenden Tagebau Bergheim zusammen, nur getrennt durch die dazwischen gelegene Abraumkippe, die heute die Wiedenfelder Höhe bildet.

Abgebaggerte Ortschaften

Im Laufe der Betriebszeit wurden die unten genannten Ortschaften ganz oder teilweise abgebaggert.[2] Etwa 2500 Bewohner mussten daher umgesiedelt werden.[1]

Karte der Region von 1807
OrtschaftTeil vonUmgesiedeltAbgebaggert
Kolonie FortunaBergheim
GarsdorfBedburg1963–19651965
FrauweilerBedburg1963–1965ab 1965
Wiedenfeld mit MontagsendBergheim1963–1965ab 1965
Burg HoltropNiederaußem1958
WinkelheimBedburgbis 1977ab 1977
BuchholzBedburgbis 1977ab 1977
GiersbergGlesch1968
Muchhaus, Oberschlag, Geddenberg, Bedburg-OstBedburg

Rekultivierung und Nachfolgenutzung

Felder auf der Wiedenfelder Höhe
Absetzer bei der Rekultivierung in der Nähe von Bergheim-Glesch

Nachdem die Auskohlung 1993 abgeschlossen war, wurde der Tagebau mit Abraum aus anderen Tagebauen der Region, insbesondere dem Tagebau Hambach, verfüllt. Seit 2004 ist die Rekultivierung weitgehend abgeschlossen.[2][3][4]

Die Flächen im Süden mit der Halde Wiedenfelder Höhe wurden zur Nutzung für die Landwirtschaft wiederhergestellt. Im Nordwesten wurde nahe Bedburg ein ausgedehntes, etwa 120 ha großes Naherholungsgebiet mit dem Peringssee angelegt.

Die ehemalige Trasse der Fernbandanlage zwischen dem Tagebau Hambach und dem Tagebau Bergheim, welche über mehr als 30 Jahre dem Transport von Abraum zur Verfüllung der Tagebaue Fortuna-Garsdorf und Bergheim diente, wurde im Rahmen des Projektes :terra nova zu einem 5 m breiten Kreisradweg umgestaltet und asphaltiert. Der Weg kann damit, entgegen der ursprünglichen Planung des vollständigen Rückbaus, von Radfahrern, Skatern und Fußgängern auf einer Länge von mehr als 10 km kreuzungsfrei benutzt werden und führt von Elsdorf-Berrendorf-Wüllenrath über den Tagebau Hambach bis zur Wiedenfelder Höhe bei Niederaußem. Kraftfahrzeuge aller Art dürfen den Weg nicht benutzen. Der auch als Speedway bekannte Weg ist ein Projekt der Städte Bedburg und Bergheim, der Gemeinde Elsdorf und des Rhein-Erft-Kreises.[5]

Der Erftverband nutzt eine Geländemulde als Hochwasserrückhaltebecken für die Erft mit einem Speichervolumen von 1,6 Mio m³.[6]

Siehe auch

  • Liste von Bergwerken im Rhein-Erft-Kreis

Literatur

  • Die Erdfresser – Tagebauanlage – Fortuna Garsdorf. Geo 12/1976, Gruner + Jahr, Hamburg, Seite 78–96.

Weblinks

Commons: Tagebau Fortuna-Garsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Oberaußem - Fortuna und die Braunkohle - 7. Der Tagebau Fortuna - Garsdorf auf www.stadtteilforum-oberaussem.de (Memento desOriginals vom 30. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stadtteilforum-oberaussem.de
  2. a b Verlorene Orte durch den Tagebau Fortuna-Garsdorf auf devastiert.de (Memento vom 18. Juli 2011 im Internet Archive)
  3. RegioGrün: Grünbrücke Ville - Peringsee
  4. Projekt im rekultivierten Tagebau Fortuna auf www.forschungsstellerekultivierung.de (Memento desOriginals vom 26. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.forschungsstellerekultivierung.de
  5. Projekt :terra nova auf bergheim.de
  6. Hochwasserrückhaltebecken Garsdorf auf erftverband.de (Memento vom 19. Mai 2008 im Internet Archive)

Auf dieser Seite verwendete Medien

North Rhine-Westphalia location map 05.svg
Positionskarte Nordrhein-Westfalen, Germany. Geographische Begrenzung der Karte:
Absetzer Niederaußem.JPG
Tagebau Bergheim im April 2008. Der Absetzer 756 übernimmt die Verfüllung des sich in Rekultivierung befindlichen Tagebaus bei Niederaußem.
Rheinische Braunkohle. Kuhlenbau und Klüttenmachen.webm
(c) Alltagskulturen im Rheinland, CC BY 3.0
Rheinische Braunkohle. Kuhlenbau und Klüttenmachen

Frechen 1983 Aufnahme: Gabriel Simons; Schnitt/Kommentar: Alois Döring

Wie es im 19. Jahrhundert üblich war, wird die Braunkohle in einer Kuhle mit der Spitzhacke gelöst mit der Haspel zu Tage gefördert, unter Wasserbeimischung zu einem Brei getreten und in Eimern zu Klütten ausgeformt. Heute werden im Tagebau Fortuna Schaufelradbagger zur Nutzung der Energiereserven des Rheinischen Braunkohlereviers eingesetzt, die Kohle wird in den Fabriken maschinell zu Briketts gepresst.
Absetzer756 Rekultivierung.JPG
Der Absetzer 756 der RWE Power AG bei der Rekultiverung der Fernbandanlage bei Bergheim-Glesch (Bereich ehem. Tagebau Fortuna-Garsdorf). Der Absetzer führte die Arbeiten 2009 für einige Wochen während seiner Verlegung vom Tagebau Bergheim zum Tagebau Hambach durch.
Niederaußem Wiedenfelder Höhe 1.JPG
Felder auf dem Plateau der Wiedenfelder Höhe bei Niederaußem.
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Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Tobi1983~commonswiki als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 3.0

Landkarte von Frauweiler, Wiedenfeld und Garsdorf

by Bürgerverein Auenheim
Tagebau Fortuna-1238.jpg
© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Tagebau Fortuna
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Kartenaufnahme der Rheinlande durch Tranchot und von Müffling

1803-1820
Blatt 70 - Bergheim; hier Detail oben links
Schlaegel und Eisen nach DIN 21800 gedreht um 180 Grad.svg
Abbildung eines um 180° gedrehten Bergmanngezähes bestehend aus Schlägel und Eisen. Dieses Symbol wird für stillgelegte Bergbauanlagen verwendet.