Tagdyr

Tagdyr
Rechtsformeingetragener Verein
Gründung10. Dezember 2008
GründerArmangul Kapasheva, Sholpan Khasenova
SitzAlmaty
Motto„Schicksal“
SchwerpunktHumanitäre Hilfe
Websitewww.tagdyr.net

Tagdyr e.V. ist ein von Armangul Kapasheva und Sholpan Khasenova am 10. Dezember 2008 mit Finanzmitteln der kasachischen Regierung[1] gegründeter Fonds, um dem Verbleib ihrer Ehemänner auf den Grund zu gehen. Es handelt sich hierbei um eine Frontorganisation des kasachischen Geheimdienstes KNB[2][1], deren Ziel es nach eigenen Angaben ist, den als Hauptbeschuldigten bezeichneten Rachat Älijew zur Verantwortung zu ziehen.[3] Mit dessen Tod unter verdächtigen Umständen in einem österreichischen Gefängnis im Februar 2015 entfiel dieser Vereinszweck.

Hintergrund

Im Februar 2007 verschwanden die beiden Nurbank-Manager Zholdas Timraliev und Aibar Khasenov spurlos. Ihre Leichen wurden im Mai 2011 entdeckt.[4] Im Januar 2008 bzw. März 2008 wurde Aliyev in Kasachstan zu je 20 Jahren Haft verurteilt wegen Gründung einer mafiösen Vereinigung und der Planung eines Staatsstreiches.[5] Da Aliyev zu dieser Zeit in Österreich als Botschafter eingesetzt war und eine Auslieferung von Seiten Österreichs abgelehnt wurde, konnten die Urteile nicht vollstreckt werden.[6] Im Juli 2011 wurde dann die österreichische Staatsanwaltschaft aktiv, nachdem sich die Vorwürfe gegen Aliyew nach Auffinden der mutmaßlichen Opfer erhärtet hatten.[7] Nach gerichtlicher Ablehnung des zweiten Auslieferungsgesuchs verzichtete man wegen Aussichtslosigkeit auf Rechtsmittel, obwohl von kasachischer Seite verlangt wurde, die Sache weiter zu betreiben.[1] Bereits 2009 klärte ein Untersuchungsausschuss des österreichischen Parlaments, dass seitens Kasachstans massiv Druck auf Politiker und Medienvertreter ausgeübt wurde, um den, dem Präsidenten Nazarbayev entfremdeten, Aliyev wieder nach Kasachstan zu bringen.

Ziele

Der Verein Tagdyr fordert die kasachische Staatsanwaltschaft auf zu einer konsequenten Weiterermittlung bis zu einer konkreten Anklage, die Sicherstellung der Anwesenheit aller Verdächtigen bei den Verhandlungen, die Ausstellung eines europaweiten Haftbefehls gegen Rakhat Aliyev und die Verhängung der Untersuchungshaft in Österreich für Wadim Koshlyak, Alnur Mussajew, Tulgen Imaschew und Viktor Sapozhnikow.[8] Die österreichischen Strafverfolgungsbehörden und Justiz, die schon zweimal eine Auslieferung Aliyevs abgelehnt haben, teilen inzwischen seine Ansicht, dass es sich bei dem Verein um eine Frontorganisation des kasachischen Geheimdienstes handelt, die auf Veranlassung des entfremdeten ehemaligen Schwiegervaters des "Beschuldigten", des kasachischen Diktators Nursultan Nasarbajew zu Zwecken der Public Relations ins Leben gerufen wurde.[1][2]

Internationales Aufsehen

2013 bildete bislang den Höhepunkt der medialen, internationalen Kampagne rund um die Causa Aliyev. So forderte der frühere deutsche Innenminister und Anwalt, Otto Schily, einen Haftbefehl für Rakhat Aliyev, der sich inzwischen nach seiner Frau Rakhat Shoraz nennt.[9] Auch der Kongressabgeordnete Brad Sherman hat sich eingeschaltet und fordert die EU-Kommission auf, weitere Ermittlungen anzustreben und diese schnellstmöglich voranzubringen.[10] Der Anwalt Gabriel Lansky hat nachweislich[1] finanzielle Interessen in Kasachstan, der als bezahlter Berater der Kanzlei[11] auftretende Otto Schily ist wegen zahlreicher Interessenskonflikte in der Öffentlichkeit bekannt.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Ausführliche Dokumentensammlung in: Rakhat Aliyev: Tatort Österreich. Im Fadenkreuz des kasachischen Geheimdienstes. The godfather-in-law II. Ibera, Wien 2013, ISBN 978-3-85052-322-6.
  2. a b Fall Aliyev: Hat das kasachische Regime versucht, das Verfahren in Österreich zu beeinflussen?
  3. Verein Tagdyr (Memento des Originals vom 28. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tagdyr.net Über uns. Abgerufen am 23. Mai 2013.
  4. Oe1.orf.at Leichen mutmaßlicher Aliyev-Opfer gefunden. Abgerufen am 23. Mai 2013.
  5. Chronologie des Falles Rakhat Alijew (Memento vom 4. Dezember 2014 im Internet Archive), krone.at, 17. Juni 2011
  6. Wiener Gericht lehnt Auslieferung Alijews ab, Die Presse, 17. Juni 2011
  7. Michael Simoner (simo): Strafverfahren gegen Aliyev wegen Mordes eingeleitet. Ermittlungen in Österreich auch wegen erpresserischer Entführung und nach Druck der EU. In: Der Standard. Oscar Bronner, Dr. Alexandra Föderl-Schmid, 11. Juli 2011, archiviert vom Original am 11. Juli 2014; abgerufen am 5. März 2015.
  8. Verein Tagdyr (Memento des Originals vom 16. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tagdyr.net Home/Forderungen. Abgerufen am 23. Mai 2013.
  9. „Haftbefehl ist mehr als fällig!“ In: Kronen Zeitung, 19. Februar 2013, S. 12.
  10. „Fall Aliyev: US-Druck auf Brüssel“ In: Kronen Zeitung, 22. Mai 2013, S. 18.
  11. (Memento des Originals vom 4. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lansky.at