Tag der Republik (DDR)
Der Tag der Republik, auch Nationalfeiertag der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), war der Staatsfeiertag der DDR und wurde von 1950[1] bis 1989 am 7. Oktober begangen.
Geschichte
Der Tag erinnert an den 7. Oktober 1949, an dem sich auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone die Deutsche Demokratische Republik konstituierte, knapp ein halbes Jahr nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland nach Verabschiedung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949.
Am Tag der Republik wurden die Nationalpreise der DDR an verdiente Künstler, Wissenschaftler, Techniker und Aktivisten verliehen.
Jährlich fanden an diesem Feiertag auch die Militärparade vor der Partei- und Staatsführung in Berlin und Demonstrationen von Angehörigen der Kampfgruppen der Arbeiterklasse, FDJ-Mitgliedern und Werktätigen in allen Bezirks- und Kreisstädten statt. Die Militärparade fand in der Karl-Marx-Allee in Ost-Berlin zwischen dem Alexanderplatz und dem Strausberger Platz statt. Da diese Militärpräsenz im Gegensatz zum Vier-Mächte-Status stand, führten die Militärparaden regelmäßig zu Protestnoten der westlichen Siegermächte (siehe auch: Berlin-Frage). Die letzte Militärparade fand 1989 statt. Auch fand eine Flottenparade der Marine der NVA statt. Anlässlich des Tages der Republik wurden alle fünf Jahre Sonderbriefmarken zum Staatsgeburtstag der DDR herausgegeben.
Seit den 1970er Jahren wurde der Tag mehr und mehr zum Volksfeiertag, ohne Demonstrationen, dafür mit Volksfestcharakter.
Am 7. Oktober 1977 fand ein Rockkonzert der Band Express auf dem Alexanderplatz statt. Dabei fielen neun Jugendliche in einen Belüftungsschacht der Klimaanlage des Fernsehturmes.[2] Rettungskräfte und Polizei, die diesen zu Hilfe kommen wollten, wurden von anderen Konzertbesuchern in Unkenntnis der Lage[3] am Durchkommen behindert. In der Folge kam es auf dem Berliner Alexanderplatz zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Volkspolizei mit 83 Verletzten. In diesem Rahmen entluden sich weitere Konflikte, viele der Jugendlichen riefen u. a. „Nieder mit der DDR!“, „Mauer weg“, „Honecker raus – Biermann rein“, „Was ist Deutschlands größte Schande – die Honecker-Bande“ oder „Give Peace a Chance“. Die Polizei nahm 313 Konzertbesucher fest (fast ausschließlich Jugendliche im Alter von 16 bis 21 Jahren), „im Zuge nachfolgender Ermittlungen“ wurden bis Anfang November 1977 weitere 155 Personen festgenommen, 64 von ihnen wurden zu Haftstrafen von bis zu drei Jahren verurteilt.[4] Die verhafteten Jugendlichen wurden meist nach § 215 StGB (Rowdytum) angeklagt. Die Geschehnisse zum Tag der Republik am 7. Oktober 1977 auf dem Berliner Alexanderplatz waren der größte spontane Jugendprotest in der DDR; es nahmen Tausende teil und er richtete sich gegen die Politik der SED-Diktatur.[5]
Michail Gorbatschow erklärte beim letzten „Republikgeburtstag“ 1989 bezogen auf die reformunwillige SED-Führung: „Ich glaube, Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren.“[6] Noch am gleichen Tag prügelten Volkspolizei und Stasi-Einsatzkräfte auf spontane, aber friedliche Demonstranten ein.[7] Eine von Oppositionellen, Demonstranten und Intellektuellen geforderte Untersuchungskommission nahm am 3. November 1989 ihre Arbeit auf und trug zur Delegitimation der DDR-Diktatur bei.[8]
Abzeichen
Zwischen 1954 und 1989 wurde zu jedem Jahrestag der DDR ein eigenes Abzeichen herausgegeben, das auch von den Teilnehmern an den offiziellen Feierlichkeiten getragen wurde. Sie bestanden überwiegend aus Kunststoff, in einigen wenigen Jahren wurden sie auch aus Metall hergestellt.
- Abzeichen zum 10. Jahrestag der DDR
- Abzeichen zum 20. Jahrestag der DDR
- Abzeichen zum 30. Jahrestag der DDR
- Abzeichen zum 40. Jahrestag der DDR
Literatur
- Jörg Koch: Tag der Republik, in: Ders.: Dass Du nicht vergessest der Geschichte – Staatliche Gedenk- und Feiertage von 1871 bis heute. Wbg Academic, Darmstadt 2019, ISBN 978-3-534-40186-4, S. 247–252.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Gesetz über die Einführung der Feiertage „Tag der Befreiung“ und „Tag der Republik“ vom 21. April 1950 (GBl. S. 355)
- ↑ »Wir wollen euren Friedhofsfrieden nicht«. In: Der Spiegel. 13. März 1983, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 16. Oktober 2022]).
- ↑ Ausschreitungen von Jugendlichen am Berliner Alexanderplatz. Bundesarchiv, Stasi-Unterlagen-Archiv, 10. Oktober 1977, abgerufen am 16. Oktober 2022.
- ↑ Andrea Westhoff: Vor 25 Jahren – Schwerer Krawall nach einem Rockkonzert auf dem Alexanderplatz. KalenderBlatt. Deutschlandradio, 7. Oktober 2002, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 10. September 2012; abgerufen am 28. Februar 2016.
- ↑ Andreas Förster: Blutige Erdbeeren unterm Fernsehturm. In: Berliner Zeitung, 7. Oktober 2000
- ↑ Offizielle Feierlichkeiten „40 Jahre DDR“ auf jugendopposition.de; abgerufen am 8. März 2017.
- ↑ Demonstrationen am 7. und 8. Oktober 1989 in Berlin auf jugendopposition.de; abgerufen am 8. März 2017.
- ↑ Gerold Hildebrand: Die behinderte Untersuchung. Polizei- und Stasi-Übergriffe beim 40. DDR-Jahrestag in Ost-Berlin und die Folgen. In: Horch und Guck, 18. Jg., Heft 63, (1/2009), S. 4–7. horch-und-guck.info (Memento vom 5. Oktober 2013 im Internet Archive) abgerufen am 23. März 2013
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Gründung der Deutschen Demokratischen Republik am 7.10.1949 (dieses Foto ist aber vom 11. Oktober 1949) UBz.: Die jüngste Abgeordnete der Volkskammer, Margot Feist, beglückwünscht Wilhelm Pieck zu seiner Wahl als Staatspräsident am 11. Oktober 1949.
Abgebildete Personen:
- Pieck, Wilhelm: Präsident, Politbüro der SED, Vorsitzender der KPD, DDR (GND 118594273)
- Feist, Margot: Siehe: Honecker, Margot (GND 122782933)
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Tag der Republik - Abzeichen zum 20. Jahrestag der DDR
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Tag der Republik - Abzeichen zum 30 Jahrestag der DDR
(c) Bundesarchiv, Bild 183-1988-1007-010 / CC-BY-SA 3.0
ADN-ZB/Oberst/7.10.1988/Berlin: Jahrtestag/Ehrenparade Zehntausende Berliner und Gäste der Hauptstadt erleben gemeinsam mit der Partei- und Staatsführung die Ehrenparade der NVA. Der Minister für Nationale Verteidigung der DDR, Armeegeneral Heinz Keßler (r.), Mitglied des Politbüros des ZK der SED, und der Kommandierende der Ehrenparade, Generaloberst Horst Stechbarth (l.), Stellvertreter des Ministerium für Nationale Verteidigung und Chef der Landstreitkräfte, während des militärischen Zeremoniells zu Beginn der Parade.
Abgebildete Personen:
- Stechbarth, Horst: Stellvertretender Minister für Nationale Verteidigung, Generaloberst, DDR
- Keßler, Heinz: Minister für Verteidigung, Armeegeneral, DDR (GND 119196719)
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Tag der Republik - Abzeichen zum 40. Jahrestag der DDR
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Friesack, Tag der Republik, Friesack 1969
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Tag der Republik - Abzeichen zum 10. Jahrestag der DDR