Tadano Europe

Terex Demag Teleskop-Mobilkran mit Nachlaufachse
Terex Demag AC 500-2, ein 500-t-Autokran
Terex Demag CC 2800-1
Erfolgsmodell Zweibrücker-Presse von 1845, eine Kniehebelpresse; Deutsches Museum, München
CC 2800-1 beim Montieren einer Windkraftanlage
Raupenschiff eines CC 2200i, verladen auf einem Tieflader

Die Tadano Europe Holdings GmbH ist ein deutsches Tochterunternehmen des japanischen Kranherstellers Tadano.[1] Es ist die Nachfolgegesellschaft der Tadano Demag GmbH, vormals Terex Cranes Germany GmbH, das am 23. Dezember 2020 Insolvenz anmeldete, der Name Demag wird von Tadano Europe nicht mehr verwendet. Das Unternehmen baut auf einem 94.482 m² großen Werksgelände im pfälzischen Zweibrücken Fahrzeugkräne mit einer Tragkraft von 30–3200 Tonnen.[2]

Neben dem Hauptwerk gab es auch ein Zweigwerk am Flugplatz Zweibrücken (Werk Wallerscheid), die heutige Tadano Europe hat einen zweiten Standort in Lauf an der Pegnitz.[3][4] Ein weiterer Werksteil in Bierbach wurde im Jahr 2017 aufgegeben und an das Trierer Kranunternehmen Steil verkauft.[5]

Das 1827 als Dinglerwerke von Christian Dingler gegründete Unternehmen gehörte seit 1954 zur Demag. Nach der Übernahme 2002 durch Terex verwendete der Erwerber übergangsweise den Markennamen Terex-Demag dann nur noch Terex. 2016 wurde dann der alte Markenname Demag wieder eingeführt. Seit der Übernahme durch Tadano im Jahr 2019 lautete der Markenname Tadano Demag.

Das breite Portfolio gliedert sich heute in zwei Schwerpunkte, City Class / AllTerrain Krane mit einer maximalen Tragkraft von 45 bis 1000 Tonnen und Gittermast-Raupenkrane mit maximalen Tragkräften von je nach Modell 300 bis 3200 Tonnen.[2]

Bei den großen Raupenkranen genießt das Unternehmen zusammen mit seinem Konkurrenten Liebherr wie bereits während seiner Zeit bei DEMAG weltweit eine Ausnahmestellung.

Unternehmensgeschichte

Dinglerwerke: Mühlen, Sägewerke, Druckerpressen, Dampfmaschinen

Die Dinglerwerke wurden 1827 als mechanische Werkstätte in der Zweibrücker Altstadt gegründet. Christian Dingler begann damals mit zehn Arbeitern mit der Herstellung von Öl- und Schneidemühlen. Ab 1834 startete er auch die Herstellung von Buchdruckerpressen. Die von Dingler entwickelte Kniehebelpresse, die er selbst „Zweibrücker-Presse“ nannte, ging in die Geschichte der Buchdruckerkunst als „Dinglerpresse“ ein. Diese Maschine war jahrelang führend in Europa und die Ursache für den raschen Aufstieg des Unternehmens.

1834 erwarb er das Hofgut Schönhof und verlegte die Fabrik auf das neue Gelände in der Vorstadt, das große Ausdehnungsmöglichkeiten bot. 1838 ergänzte er die Fabrik um eine Eisen- und Metall-Gießerei und eine eigene Dampfmaschinen-Anlage, die erste in der Pfalz. Ab 1843 baute Dingler selbst Dampfmaschinen (Balanciermaschinen). Auch mit diesen Maschinen erreichte er eine technisch führende Stellung. Die Dinglerwerke bauten bis 1927 über 3300 Dampfmaschinen mit einer Gesamtleistung von ca. 260.000 PS.[6]

Im Jahr 1848 wurde Professor Louis Seelinger von der Polytechnischen Schule Augsburg als technischer Direktor berufen. Unter seiner Leitung wurde eine große Schmiede mit Schweißofen und 40 Zentner-Hammer erstellt. Er begann mit der Herstellung von Wasserrädern und Turbinen.[7]

1890 begannen die Dinglerwerke mit der Herstellung von Hub- bzw. Fördermaschinen für lokale Berg- und Stahlwerke.[8]

1897 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft unter der Firma Dingler’sche Maschinenfabrik AG umgewandelt.[6]

In der Grube Velsen am Schacht Gustav-II-West hat sich mit der 1916/1917 erbauten Fördermaschine das älteste dampfgetriebene Förderaggregat des Saarreviers erhalten, ein Produkt der Zweibrücker Dinglerwerke. Die Zwillingsmaschine wurde 1936 umgebaut, ihre Nennleistung beträgt 2400 PS.[9]

1930 begannen die Dinglerwerke mit der Fertigung von Kränen.[10]

Am 28. November 1935 wurde das Unternehmen umfirmiert in Dinglerwerke Aktiengesellschaft Zweibrücken.[11]

Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Dinglerwerke teilweise zur Fertigung von U-Boot-Teilen auf das Gelände der Fürst-Stolberg-Hütte in Ilsenburg (Harz) verlegt.[12]

Zwischen Ende der 1920er Jahre und 2007 lieferten die Dinglerwerke (ab 2003 unter der Firma TLT-Turbo) schlüsselfertige Windkanäle.[13]

1944/1945 wurde von den Dinglerwerken unter dem Decknamen „Zitteraal“ im Ötztal ein großer transsonischer Windkanal in den Berg gebaut. Wasser aus der Ötztaler Ache sollte durch einen Tunnel zu einer Wasserturbine geleitet werden, die die Antriebsleistung von 88.000 kW für den am Fuß eines Bergs befindlichen Windkanal erzeugen sollte. Die Anlage wurde im August 1945 von der französischen Besatzungsmacht demontiert und in Avrieux bei Modane wiederaufgebaut.[14]

Im Schacht Delbrück II in Klarenthal hat sich eine Fördermaschine der Dinglerwerke aus dem Jahr 1949 erhalten.[15]

Demag: Krane

1954 übernahm die Demag AG die Dinglerwerke, ihre Aktivitäten wurden in die Baumaschinengruppe integriert.[8]

Im Jahr 1950 wurde der erste Teleskop-Mobilkran mit einer Tragkraft von 2,5 t gebaut.

1976 stellte das Werk seinen ersten Raupenkran, den Gittermastraupenkran CC 1200 vor. Bis 1981 folgte dann in jedem Jahr ein neuer Krantyp.

Der erfolgreichste war der CC 4000 mit einer Grund-Traglast von 500 Tonnen, der weltweit bei großen Infrastrukturprojekten und großen Industriebauprojekten eingesetzt wurde. Grundlagen des Erfolges waren der hydrostatische Antrieb, die aus Feinkornstahl bestehenden stabilen Gittermastrohre, die Hilfsausleger und die Superlift- und Ringlifteinrichtung.

Die Grundtraglast von 500 Tonnen des CC 4000 und des CC 4800 konnte bei Nutzung eines Gegengewichts von 180 Tonnen direkt auf dem Kran auf 650 Tonnen gesteigert werden. Mittels einer Superlifteinrichtung, einem Gegengewicht von 480 Tonnen auf einem Anhänger, stieg die Traglast auf 800 Tonnen, bei Nutzung mit Ringlift auf 1600 Tonnen. Der Hauptausleger war 102 Meter lang.[16]

Übernahme durch Terex während der Auflösung der Demag

2002 erwarb die Terex Corporation das Zweibrücker Werk von Siemens, die Atecs Mannesmann zusammen mit Bosch von Vodafone übernommen hatte, in deren Hände die Demag im Rahmen der Mannesmann-Übernahme (Mannesmann war der Mutterkonzern von Demag), gelangt war, und gliederte es in seinen Bereich Terex Cranes ein.[8]

Im Jahr 2002 erfolgte auch die Einführung des CC 8800 mit einer Tragfähigkeit von 1250 t. 2003 wurde ein 200-Tonnen-All-Terrain-Kran mit 68 m Hauptausleger eingeführt. 2007 wurde der weltweit stärkste Raupenkran, der TWIN CC 8800, mit einer Tragfähigkeit von 3200 t eingeführt.

2016 wurde die Marke Demag wiedereingeführt.[17]

2019 übernahm der japanische Kranhersteller Tadano das Unternehmen, das seitdem als Tadano Demag GmbH firmierte.[18]

Das Unternehmen meldete am 23. Dezember 2020 Insolvenz an.[19] Das Insolvenzverfahren wurde am 1. April 2021 beendet. Die Marke Demag entfällt, bis Herbst 2021 wurden alle Produkte auf den Namen Tadano umgestellt.[20]

Spezialkran für die Errichtung von Windkraftanlagen

Die inzwischen meist sehr großen Windkraftanlagen werden heute nahezu ausschließlich mit Raupenkranen aufgebaut, diese werden nach Fertigstellung der Windkraftanlage demontiert und zur nächsten Windkraftanlagenbaustelle transportiert. Speziell für diesen Zweck wurde von Terex der CC 2800-1 NT entwickelt. NT steht dabei für „Narrow Track“, d. h. „schmale Spurweite“. Der CC 2800-1 NT kann, nachdem er nach Anlieferung per LKW wieder montiert ist, auf Wegen von nur 5 m Breite von Windkraftanlage zu Windkraftanlage innerhalb eines Windparks fahren. Dadurch werden mehrmaliger Abbau, Transport und Wiederaufbau des Krans innerhalb eines Windparks eingespart und es können im gleichen Zeitraum deutlich mehr Anlagen errichtet werden.

Bedeutende Modelle

All-Terrain-Krane

Demag Raupenkran CC 8800-1; bestückt mit einem 84 m Hauptausleger
  • AC 500-2, ein 500-Tonnen-Teleskopkran mit 56-Meter Hauptausleger
  • AC 700, ein 700-Tonnen-Teleskopkran mit 60-Meter Hauptausleger
  • AC 1000, ein 1200-Tonnen-Teleskopkran mit 50-Meter oder 100-Meter Hauptausleger

Militärkrane

Raupenkrane

  • CC 4000
  • CC 88, ehemals CC 8800, stärkster Raupenkran der Welt
  • CC 12600, drittstärkster Raupenkran der Welt

Literatur

  • Dingler’sche Maschinenfabrik AG (Hrsg.): Hundert Jahre Dingler. Geschichte und Entwicklung der Werke. Ihr heutiger Stand. Ihre Erzeugnisse. Mannheim 1927.
  • Dinglerwerke AG Zweibrücken (Hrsg.): Fünfzig Jahre Dingler AG 1897–1947. Zweibrücken 1948.
  • Hans R. Ludwig: „Die Dinglerwerke“, Zweibrücken (Pfalz), Bierbach (Saar), Ilsenburg (Harz) und Polysius Dessau (Sachsen-Anhalt). Die Industrialisierung Zweibrückens, ein Stück deutscher Industriegeschichte. Die historische Aufarbeitung der Industriestadt Zweibrücken. „Nicht nur Rosen und Rosse“. Selbstverlag, Zweibrücken 1991, ISBN 3-924171-10-6.

Weblinks

  • Deutsches Museum: Flammrohrkessel, Dinglerwerke AG, Zweibrücken, 1900. In: deutsches-museum.de. Abgerufen am 22. Oktober 2015.
  • „Zweibrücker Presse“ restauriert. In: pfaelzischer-merkur.de. Archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 22. Oktober 2015 (Foto der Zweibrücker-Presse).
  • Frühe Dokumente und Zeitungsartikel zur Tadano Europe in den Historischen Pressearchiven der ZBW

Einzelnachweise

  1. https://tadanoeurope.com/dach/en/imprint/
  2. a b Zweibrücken – Terex Cranes. In: terex.com. Archiviert vom Original am 26. Januar 2015; abgerufen am 30. Dezember 2018.
  3. https://tadanoeurope.com/dach/en/about/
  4. Standortinformation. In: TEREX Cranes. Abgerufen am 30. Dezember 2018.
  5. Trierer Kranfirma Steil übernimmt Werksteil Bierbach von Terex Zweibrücken. In: Die Rheinpfalz. 3. Juli 2017, abgerufen am 30. Dezember 2018.
  6. a b Albert Gieseler: Dingler'sche Maschinenfabrik. In: albert-gieseler.de. Abgerufen am 22. Oktober 2015.
  7. Dingler, Christian Wilhelm Nikolaus. In: Deutsche Biographie. Abgerufen am 30. Dezember 2018.
  8. a b c Demag – Geschichte. In: terex.com. Archiviert vom Original am 30. Dezember 2018; abgerufen am 30. Dezember 2018.
  9. Geschichte Grube-Velsen. In: berguhuettenleute-dorfimwarndt.de. Abgerufen am 22. Oktober 2015.
  10. Terex HR Germany – Terex Cranes Germany GmbH. In: terex.de. Archiviert vom Original am 14. Juli 2014; abgerufen am 30. Dezember 2018.
  11. Albert Gieseler: Dinglerwerke Aktiengesellschaft Zweibrücken. In: albert-gieseler.de. Abgerufen am 22. Oktober 2015.
  12. Albert Gieseler: Fürstlich Stolberg'sches Hüttenamt. In: albert-gieseler.de. Abgerufen am 30. Dezember 2018.
  13. TLT-Turbo Firmengeschichte. Abgerufen am 10. Januar 2017.
  14. A-Ötztal – Windkanal. In: bunkerfreunde-muenchen.de. Bunkerfreunde-München, abgerufen am 22. Oktober 2015.
  15. Schacht Delbrück II in Klarenthal. In: saarlandbilder.net. Abgerufen am 22. Oktober 2015.
  16. Artur Dressler: Blickpunkt: DEMAG-Kräne in Tschernobyl. Ein Teil der Katastrophen-Weltgeschichte. In: Die Rheinpfalz, Nr. 22 vom 26. Januar 2013, Rubrik Aus dem Südwesten
  17. Terex Cranes Resurrects Demag Crane Brand at bauma 2016, auf www.forconstructionpros.com, abgerufen am 15. April 2017
  18. Tadano hat Zweibrücker Terex-Werk übernommen, auf www.saarbruecker-zeitung.de, abgerufen am 5. November 2019
  19. Sanierungsplan eingereicht: Fränkischer Kranhersteller kündigt Insolvenz-Eröffnung an. In: infranken.de. 30. Dezember 2020, abgerufen am 30. Dezember 2020.
  20. Insolvenz beendet, Name verloren. In: rheinpfalz.de. 7. April 2021, abgerufen am 8. April 2021.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Demag Raupenkran CC 8800-1 (a).JPG
Autor/Urheber: C.Stadler/Bwag, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Ein Demag Raupenkran CC 8800-1 von Mammoet. Bestückt mit einem 84 m Hauptausleger und 935 t Gegengewicht für den Aushub eines rd. 550 Tonnen schweren und 43 m langen Brückenteils über die A23 (Südosttangente) in Wien: [1].
Der Kran hat eine maximale Tragfähigkeit von 1.600 t und ein max. Lastmoment von 26.800 mt. Die max. Länge des Hauptauslegers beträgt 156 m und die max. Rollenhöhe 240 m: [2]. Die Grundmaschine hat eine Gesamtbreite von 12,50 m und eine Raupenbreite von 2,00 m, sowie 6 Winden und zwei unabhängige Antriebseinheiten mit jeweils 390 kW/523 PS.
Terex Demag (owner Samoco) p1.JPG
Autor/Urheber: AlfvanBeem, Lizenz: CC0
Terex Demag
Truck mounted Crane Terex Demag.jpg
Autor/Urheber: H. Raab (Vesta), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Masttausch am Sender Freinberg in Linz, Österreich. Im Einsatz ist ein 500t-Autokran (Terex Demag AC 500-2). Der neue Mast (rechts) ist 127m hoch. Nahe der Mastspitze ist eine Kabine erkennbar, die mehreren Arbeitern Platz bietet.
Kniehebelpresse-1845.jpg
Autor/Urheber: Clemens PFEIFFER, Vienna, Lizenz: Attribution
Kniehebelpresse, Baujahr 1845
Hersteller: Dingler'sche Maschinenfabrik AG, Zweibrücken-Pfalz
Foto aus dem Deutschen Museum in München
Terex Demag CC2200i part pic7.JPG
Autor/Urheber: AlfvanBeem, Lizenz: CC0
Terex Demag CC2200i part
TEREX CC 2800-1 back.JPG
Autor/Urheber: LutzBruno, Lizenz: CC BY 3.0
TEREX CC 2800-1 der Tschechischen Firma APB Plzeň, Vorbereitung des Raupenkranes, bevor er zum Bau von Windrädern bei Oelsing (Schlieben) eingesetzt wird.
Terex Demag CC 2800-1 Enercon.JPG
Terex Demag CC 2800-1 des ostfriesischen Windenergieanlagen Herstellers Enercon.