Navteq Traffic

Navteq Traffic, ursprünglich als TMCpro bezeichnet, ist ein kostenpflichtiger TMC-Stauwarndienst, der über den RDS-Unterträger von UKW-Sendern verbreitet wird. Im Unterschied zu freeTMC wird Navteq Traffic als gebührenpflichtiges Angebot (payTMC) nur über private Rundfunksender und nicht über öffentlich-rechtliche Anstalten gesendet. Die Lizenzgebühren werden über den Kaufpreis der damit ausgestatteten Navigationssysteme abgegolten.

Der Dienst wurde im April 2004 von T-Systems unter der Bezeichnung TMCpro eingeführt. Seit der Übernahme durch Navteq im Jahr 2009 wird er unter dem Namen Navteq Traffic vermarktet.

Sensoren

(c) Frank C. Müller, CC BY-SA 4.0
Sensor an einer Autobahnbrücke

Durch die automatische Datenerfassung bei TMCpro werden das Auftreten und die Auflösung von Staus präziser als bei TMC gemeldet. Die digitale Erfassung und Weiterverarbeitung der Daten ermöglicht es, diese in modellgestützten Berechnungen zu verwenden. Die Daten werden in kurzen Zyklen aktualisiert. Die Modellrechnungen gleichen die Eckdaten des Verkehrsflusses immer wieder an. Daraus kann abgeleitet werden, ob ein Stau, stockender oder freier Verkehr vorliegt.

Genauso wie TMC nutzt Navteq Traffic aber auch Datenzulieferungen der Polizei, des ADAC oder anderer menschlicher Quellen. Daraus werden wie bei TMC Informationen über die Ursachen von Verkehrsstörungen extrahiert. Andererseits ist es möglich, die Modellrechnungen mit den offiziell gemeldeten Verkehrszuständen zu vergleichen. Das verbessert die Treffsicherheit im Rahmen automatisierter Lernprozesse zusätzlich.

Navteq Traffic greift zurück auf[1]:

  • 4000 automatische Datensensoren an Autobahnbrücken
  • 5500 in die Fahrbahn integrierte Sensorschleifen
  • > 50.000 Fahrzeuge mit Floating Car Data (FCD) Technik

Dienst

Der Dienst wird von der Navteq Services GmbH (vormals T-Systems Traffic GmbH) angeboten, einer 100-prozentigen Tochterfirma des Geodaten-Anbieters Navteq. Navteq übernahm die T-Systems Traffic GmbH zum Anfang Januar 2009 von T-Systems.[2]

Die Sensoren melden Staus automatisch via GSM an die DDG Gesellschaft für Verkehrsdaten[3] in Bonn, ihrerseits wiederum eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Navteq Services. Hier werden die Daten zunächst geprüft, verknüpft sowie regionalisiert und nun komprimiert und verschlüsselt über den UKW-Senderbetreiber Media Broadcast[4] an die entsprechenden regionalen Funkhäuser weitergeleitet. Benutzt wird ein Verschlüsselungsservice, der auf den Spezifikationen des TMC-Forums beruht. Das System wurde von T-Systems entwickelt.

Navteq Traffic wurde in der Version 2.0 seit Mitte 2007 um folgende Funktionen erweitert:

  • Frühwarnungen
    • Kurzfristprognosen über wesentliche Änderungen der Verkehrslage werden als Frühwarnungen ausgestrahlt. Frühwarnungen werden als zu erwartende Verkehrsstörungen kodiert und innerhalb einer kurzen Zeitspanne nach ihren Anmeldungen entweder durch eine nachfolgende Störungsmeldung automatisch bestätigt oder aufgehoben.
  • Stauverlaufstendenzen
    • Stauverlaufstendenzen sind eine wichtige Entscheidungshilfe für die Routenfindung. Sie beschreiben das Wachstumsverhalten bestehender Störungen. Nimmt der Stau bereits ab, lohnt sich eine weiträumige Umfahrung vielleicht schon nicht mehr.
  • Baustelleninformationen
    • Mit einem optimierten Baustelleninformationssystem werden Baustellen-Meldungen, die gleiche Straßenabschnitte betreffen, zusammengefasst.

Navteq Traffic wurde in der Version 3.0 seit Ende 2008 um folgende Funktionen erweitert:

  • Straßenwetter
    • Streckenabschnittsbezogene Informationen über Behinderungen durch extrem schwierige Wetterverhältnisse. Bisher wird vor starkem Regen und Schneefall gewarnt. Seit dem dritten Quartal 2009 werden die Infos der Mess-Sensoren an deutschen Autobahnen auch für Glatteis-Meldungen genutzt.
  • Interroads für Österreich und die Schweiz
    • Auslandsmeldungen über grenznahe Verkehrsstörungen werden für einen Bereich von ca. 50 km um den jeweiligen Grenzübergang mit angeboten.

Daten

Nach Angaben der Entwickler beträgt der Datendurchsatz 100 Meldungen in vier Minuten. Die digitale Erfassung und Verarbeitung der Daten ermöglicht – je nach Verkehrsdichte – eine statistische Modellberechnung für die Vorhersage von Bildung, Maximum, Länge und Abbau von Staus.

Bis jetzt gibt es jedoch keine gesicherten Untersuchungen über die Treffsicherheit solcher Berechnungen.

Navteq Traffic-Sender in Deutschland

Navteq Traffic in Österreich

In Österreich steht Navteq Traffic als Dienst derzeit nicht zur Verfügung. Allerdings bieten ORF und ASFINAG in Österreich gemeinsam den Dienst TMCplus an. Der TMCplus-Dienst ist nicht verschlüsselt und zum bisherigen TMC-Dienst des ORF zu 100 % kompatibel. Das heißt: TMCplus kann auch mit bestehenden Endgeräten empfangen werden.[5][6]

Siehe auch

  • Verkehrslagedienst mit tabellarischer Übersicht über die unterschiedlichen Quell- und Endnutzerdienste

Einzelnachweise

  1. Peter Röbke-Doerr: Am Stau vorbei. Die Unterschiede zwischen TMC und TMCpro. In: c't 2006, Heft 13, S. 218
  2. Navteq: Navteq Completes Its Acquisition of T-Systems Traffic, GmbH Pressemitteilung, 6. Januar 2009
  3. DDG Gesellschaft für Verkehrsdaten mbH (Memento vom 11. September 2014 im Internet Archive)
  4. Digitalfernsehen.de Media Broadcast sendet weiterhin Verkehrsdaten von Navteq aus.
  5. Das ist TMC – Informationen des ORF (Memento vom 21. August 2011 im Internet Archive)
  6. FAQ – Alle wichtigen Fragen und Antworten zur Einführung von TMCplus. (Memento vom 21. August 2011 im Internet Archive)

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TCMpro Datensensor fcm.jpg
(c) Frank C. Müller, CC BY-SA 4.0

  • Bildinhalt: TCMpro-Datensensor an einer Autobahnbrücke in Deutschland
  • Aufnahmeort: Autobahn irgendwo zwischen Kassel und Göttingen, Deutschland