Synagoge Pestalozzistraße

Synagoge Pestalozzistraße
Bauzeit:1911–1912
Lage:52° 30′ 29,4″ N, 13° 18′ 56″ O
Anschrift:Pestalozzistraße 12–14
10625 Berlin
Berlin, Deutschland
Zweck:liberales Judentum Synagoge
Gemeinde:Jüdische Gemeinde zu Berlin
Webseite:synagoge-pestalozzistrasse.de
Synagoge Pestalozzistraße, 2018
(c) Bundesarchiv, B 145 Bild-P094010 / CC-BY-SA 3.0
Synagoge Pestalozzistraße, 1967

Die Synagoge Pestalozzistraße befindet sich auf dem Hinterhof der Pestalozzistraße 14 im Berliner Ortsteil Charlottenburg.

Geschichte

Erbaut wurde die Synagoge 1911/1912 als Privatsynagoge für orthodoxe Juden nach Plänen des Architekten Ernst Dorn. Ihre Stifterin war Betty Sophie Jacobsohn (1870–1942). Doch schon 1915 wurde das Gotteshaus zu einer offiziellen Synagoge der Jüdischen Gemeinde. In der Pogromnacht am 9. November 1938 brannte die Synagoge von innen aus und wurde während des Zweiten Weltkriegs u. a. als Wäscherei zweckentfremdet. 1947 wurde der Betsaal wieder eingeweiht und das Gotteshaus zu einer der wichtigsten Synagogen in Deutschland. Im Zuge einer Restaurierung hat die Synagoge in den Jahren 2013/2014 ihre ursprünglichen Wandmalereien von 1912 zurückerhalten.

In den 1930er Jahren wirkte als Chorleiter der bedeutende Musikwissenschaftler, Schriftsteller und Maler Arno Nadel in der Synagoge Pestalozzistraße. Von 1947 bis zu seinem Tod war Estrongo Nachama zunächst Kantor, später Oberkantor dieser Synagoge. Die Synagoge Pestalozzistraße ist weltweit die einzige Synagoge, deren Ritus noch vollständig aus Kompositionen des bedeutenden Synagogalkomponisten Louis Lewandowski besteht, der den Ritus des deutschen Judentums seit Mitte des 19. Jahrhunderts entscheidend prägte. Der liberale Gottesdienst mit Orgel und gemischtem Chor wurde ursprünglich für die Synagoge Oranienburger Straße komponiert. Nach der Zerstörung dieser Synagoge wurde die Tradition der liberalen deutschen Juden nach 1945 in der Synagoge Pestalozzistraße fortgesetzt.

Bedeutende Rabbiner der Synagoge waren u. a. Arthur Liebermann (1919–1924), Emil Nathan Levy (1919–1934), Steven Schwarzschild (1948–1950), Nathan Peter Levinson (1950–1953), Cuno Lehrmann (1960–1971), Manfred Lubliner (1972–1980), Ernst M. Stein (1980–1998) und Tovia Ben-Chorin (2009–2015).

Seit 2015 amtiert Rabbiner Jonah Sievers in der Gemeinde.

Gemeindeleben

Aktuell ist die Synagoge Pestalozzistraße eine Gebetsstätte der liberalen Berliner Juden. Die durchkomponierte Liturgie des Gottesdienstes für Kantor, Orgel und gemischten Chor zieht jährlich Besucher aus der ganzen Welt an. Einmal im Jahr veranstaltet die Synagoge einen wohltätigen Chanukka-Basar zum jüdischen Lichterfest.

Die Synagoge und die dazugehörenden Wohnhäuser in der Pestalozzistraße 14/15 sind gelistete Baudenkmale.[1]

Aktuell dienen der Gemeinde Rabbiner Jonah Sievers und Kantor Isidoro Abramowicz.

Literatur

  • Esther Slevogt: Die Synagoge Pestalozzistrasse. „Deinem Hause gebühret Heiligkeit, Ewiger, Für alle Zeiten.“ Mit einer CD (= Hermann Simon [Hrsg.]: Jüdische Miniaturen. Band 127). Hentrich & Hentrich, Berlin 2012, ISBN 978-3-942271-68-4.

Weblinks

Commons: Synagoge Pestalozzistraße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. LDL Berlin: Synagoge Pestalozzistraße 14/15

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Bundesarchiv B 145 Bild-P094010, Berlin, Synagoge in der Pestalozzistraße.jpg
(c) Bundesarchiv, B 145 Bild-P094010 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
20.1.1967
Berlin (West), Charlottenburg, Synagoge in der Pestalozzstr.
Synagoge Pestalozzistraße-1.jpg
Autor/Urheber: FLLL, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Synagogue in the Pestalozzistraße (Berlin)