Synagoge Dalheim (Rheinhessen)

Die Synagoge in Dalheim im rheinland-pfälzischen Landkreis Mainz-Bingen, deren Baujahr und Standort unbekannt sind, wurde bis ca. 1890 genutzt.

Geschichte

Das genaue Baujahr der Synagoge und deren Standort sind nicht bekannt. Erstmals Erwähnung findet die Synagoge in den Publikationen von Karl Anton Schaab im Jahr 1847. Danach wird sie bis 1890 nicht mehr erwähnt. In der Nacht zum 16. August 1890 drangen Unbekannte in die Synagoge ein und demolierten die Inneneinrichtung und alle Ritualien. Der entstandene Schaden belief sich auf 600 Mark. Die Täter wurden nicht gefasst. Die Presse spekulierte, dass es sich um einen Racheakt gehandelt haben könnte ohne näher auf die Hintergründe einzugehen. Nach diesem Zeitpunkt liegen keine Informationen mehr über die Synagoge vor. Da sie auch in einer Ortsbeschreibung aus dem Jahr 1900 nicht mehr erwähnt wird, ist davon auszugehen, dass die Synagoge 1890, nach der Schändung, geschlossen wurde. Über die weitere Nutzung oder die Architektur der Synagoge geben die Quellen keine Auskunft.[1][2][3]

Jüdische Gemeinde Dalheim

Die kleine jüdische Gemeinde bestand vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der Gemeindemitglieder an und erreichte 1861 ihren höchsten Stand. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu Aus- und Abwanderungen, vorwiegend in die Vereinigten Staaten und im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung in die größeren Städte. 1931 lebte nur noch ein jüdisches Gemeindemitglied in Dalheim, dass 1933 nach Mainz verzog. Die Toten wurden zwischen 1858 und 1918 auf dem jüdischen Friedhof Dalheim beigesetzt. Die Gemeinde verfügte über eine Religionsschule und über eine Mikwe.

Entwicklung der Einwohnerzahl

JahrJudenJüdische FamilienBemerkung
180424
18085
182421
183021
186130
190018
19311

Quelle: alemannia-judaica.de[1];„… und dies ist die Pforte des Himmels“[3]

Opfer des Holocaust

Das Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945 und die Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer von Yad Vashem führen drei Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft Dalheim (die dort geboren wurden oder zeitweise lebten) auf, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.[4][5]

NameVornameTodeszeitpunktAlterOrt des TodesBemerkungQuellen
KochAlbert13. Dezember 194063 JahreKonzentrationslager DachauInhaftierung in Dachau am 15. November 1940Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11564668 und Nr. 6701900) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
KochRichard13. Mai 194242 JahreVernichtungslager KulmhofDeportation ab Berlin am 24. Oktober 1941 nach Ghetto Litzmannstadt (Transport 2 von Berlin[6]). Am 13. Mai 1942 nach Vernichtungslager KulmhofYad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 4111177 und Nr. 11564759) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
LionTherese26. November 194272 JahreGhetto TheresienstadtDeportation ab Darmstadt am 27. September 1942 nach Ghetto TheresienstadtYad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11581144) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland

Literatur

  • Stefan Fischbach, Ingrid Westerhoff: „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Staatliches Konservatoramt des Saarlandes, Synagogue Memorial Jerusalem. (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland, 2). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7.

Einzelnachweise

  1. a b Dalheim (VG Rhein-Selz, Kreis Mainz-Bingen). alemannia-judaica.de, abgerufen am 18. Juli 2021.
  2. Nierstein/Rhein (Rheinland-Pfalz). jüdische-gemeinden.de, abgerufen am 18. Juli 2021.
  3. a b Stefan Fischbach, Ingrid Westerhoff: „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Staatliches Konservatoramt des Saarlandes, Synagogue Memorial Jerusalem. (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland, 2). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7, S. 133.
  4. Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Bundesarchiv, abgerufen am 18. Juli 2021.
  5. Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. Yad Vashem – Internationale Holocaust Gedenkstätte, abgerufen am 18. Juli 2021.
  6. Transport 2 von Berlin,Berlin (Berlin),Stadt Berlin,Deutsches Reich nach Lodz,Getto,Polen am 24/10/1941. Yad Vashem, abgerufen am 18. Juli 2021.

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