Synagoge (Hohenlimburg)
Die Alte Synagoge in Hohenlimburg, einem Stadtteil von Hagen im südöstlichen Teil des Ruhrgebiets, wurde 1870 errichtet. Die Synagoge an der Jahnstraße 46, auf einer Terrasse am Berghang, ist ein geschütztes Baudenkmal.[1]
Geschichte
Im 18. Jahrhundert wurden für die Limburger Juden angemietete Räumlichkeiten als Betraum genutzt. 1782 kaufte der Limburger Jacob Weisel für 260 Rtlr. ein Fachwerkhaus im Wesselbachtal (später Eggestraße) unterhalb des Schlosses, das zur Synagoge umgebaut und auch als Schule genutzt wurde. David Gottlieb, Meier Isaak und Coppel Moses hatten dafür im Auftrag der Judenschaft die landesherrliche Erlaubnis eingeholt. Graf Moritz Casimir II. von Bentheim-Tecklenburg erteilte 1782 seine Genehmigung gegen eine jährliche Zahlung von zwei Goldgulden. Grundstück und Synagoge (Judentempel) wurden im Urkataster von 1821 als Besitz der Judenschaft eingetragen.
Der Limburger Amtmann Wilhelm Pannewitz stellte 1856 den baulich schlechten Zustand der Synagoge fest. Da sie auf einem Hügel direkt an der steil ansteigenden Felswand lag, hielt er diese Lage zunächst nicht für geeignet, „hier einen Neubau zu gottesdienstlichen Zwecken zu errichten“. Ab 1865 bereitete unter seiner Mitwirkung eine Kommission der Synagogengemeinde den Neubau einer Synagoge vor, der Beschluss erfolgte 1868, das vorhandene Grundstück sollte nun doch verwendet werden. Zur Finanzierung musste die Synagogengemeinde bei der Sparkasse Limburg einen Kredit in Höhe von 1300 Tlr. aufnehmen. Mit 1000 Tlr. beteiligten sich die christlichen Kirchengemeinden in Limburg und Elsey an der Finanzierung, 600 Tlr. kamen von den Mitgliedern der Synagogengemeinde, weitere Mittel wurden unter den jüdischen Gemeinden im Landkreis Iserlohn gesammelt. Die Einweihungsfeier der 1870 fertiggestellten Synagoge (Eggestr. 6, später Jahnstr. 46) wurde wegen des Deutsch-Französischen Krieges abgesagt. Die hohen Verdienste des Limburger Amtmanns für den Neubau würdigte die Synagogengemeinde, indem sie ihm 1875 an seinem 70. Geburtstag einen Silberpokal mit Widmung überreichte.[2]
Beschreibung
Die Synagoge wurde nach Plänen des Baumeisters Liesenhoff aus Oestrich errichtet. Der Maurermeister Wilhelm Knapp aus Limburg führte den Bau aus.[3] Die Synagoge hat einen kubischen Baukörper mit quadratischem Grundriss und zeigt so Anklänge an orientalische Bauformen. Davon abweichend ist sie aber mit einem flachen verschieferten Pyramidendach bedeckt. An der Ostseite (Richtung Jerusalem) ist die fünfseitige Toranische als Apsis angebaut. Sie hat oben ein Rundfenster mit dem Bild des Davidsterns. Der mit großen Rundbogenfenstern versehene Bau ist dem sogenannten klassizistischen Rundbogenstil zuzuordnen. In der Toranische befand sich der Toraschrein mit den Torarollen. In der Synagoge stand zum Vorlesen der Tora das Pult, Bima genannt. Die ehemalige Frauenempore in der Synagoge besaß eine breite Einbuchtung, die offenbar notwendig war, damit die Frauen von oben das gesamte Lesepult mit dem Vorleser sehen konnten.
Zeit des Nationalsozialismus
Am 10. November 1938 gehörte die Synagoge zu den Zielen eines von Parteigängern und Sympathisanten des NS-Regimes durchgeführten Demolationszuges. Der Davidstern auf dem Dach der Synagoge wurde heruntergerissen, das Dach, die Fenster, die Türen sowie die Inneneinrichtung wurden zerstört. Die Gemeinde war gezwungen, die Synagoge zu verkaufen. Ein Hohenlimburger Fabrikant baute das Gebäude zu einer Fabrikationshalle um.
Verfall und Restaurierung
Am 4. Dezember 1975 brannte das in der Synagoge untergebrachte Pelzlager aus. Dabei wurde auch der Dachstuhl in Mitleidenschaft gezogen. Anschließend begann der Verfall des Gebäudes. Die im Jahr 1980 gegründete Bürgeraktion „Synagoge Hohenlimburg“ trug wesentlich dazu bei, dass das Gebäude erhalten blieb und nach Plänen des Architekten Gerd Pickenhan restauriert wurde.
Am 15. September 1986 erfolgte im Beisein von Mitgliedern der früheren jüdischen Gemeinde Hohenlimburg und Hagen die Übergabe des hergerichteten Synagogengebäudes an die Öffentlichkeit – und zwar als Mahn- und Gedenkstätte der Stadt Hagen.
Die Gedenkplatte in der Alten Synagoge trägt die Inschrift: „BAAL SCHEM TOW - IM GEDENKEN LIEGT DAS GEHEIMNIS DER ERLÖSUNG - ZUR ERINNERUNG AN DIE EHEMALIGE JÜDISCHE GEMEINDE HOHENLIMBURG“.
Seit 2013 wird die Alte Synagoge Hohenlimburg in der Route der Industriekultur aufgelistet.
Siehe auch
- Jüdischer Friedhof Hohenlimburg
- Alte Synagogen in Nordrhein-Westfalen
Literatur
- Adalbert Böning, Hermann Zabel (Hrsg.): Gedenkschrift zu Ehren der ehemaligen jüdischen Mitbürger Hohenlimburgs, Reiner Padligur Verlag, Hagen 1988, ISBN 3-922957-24-2
- Hermann Zabel (Hrsg.): Hohenlimburg unterm Hakenkreuz, Beiträge zur Geschichte einer Kleinstadt im Dritten Reich, Hagener Geschichtsvereins, Klartext Verlag, Essen 1998, ISBN 3-88474-720-7
- Klaus-Dieter Alicke: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. Band 2: Großbock – Ochtendung. Gütersloher Verlagshaus 2008, ISBN 978-3-579-08078-9 (Online-Ausgabe).
- Ralf Blank und Stephanie Marra: Ortsartikel Hagen-Hohenlimburg. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg. Hrsgg. von Frank Göttmann, Münster 2016, S. 373–383 Online-Fassung der Historischen Kommission für Westfalen.
Weblinks
- Tatort Hohenlimburg „Das Pogrom 1938 und die Zerstörung der jüdischen Gemeinde“
- Stadt Hagen – Sehenswürdigkeit Synagoge Hohenlimburg
- Beschreibung aller Standorte auf dieser Themenroute als Teil der Route der Industriekultur
Einzelnachweise
- ↑ LWL-fremde-impulse, Baudenkmal Synagoge Hagen-Hohenlimburg [1]
- ↑ Ralf Blank und Stephanie Marra: Ortsartikel Hagen-Hohenlimburg, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg, hg. von Frank Göttmann, Münster 2016, S. 378–379
- ↑ Adalbert Böning, Hermann Zabel (Hrsg.): Gedenkschrift zu Ehren der ehemaligen jüdischen Mitbürger Hohenlimburgs, Reiner Padligur Verlag, Hagen 1988, S. 101
Koordinaten: 51° 20′ 53,6″ N, 7° 34′ 6,5″ O
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Denkmalgeschützte Alte Synagoge in Hagen-Hohenlimburg, Jahnstraße 46. Im Jahre 1870 vom Oestricher Baumeister Liesenhoff errichtet (Kubischer Baukörper, quadratischer Grundriss). Am 10.11.1938 wurde sie von Nazi-Sympathisanten demoliert und teilweise zerstört. Die Gemeinde war gezwungen die Synagoge zu verkaufen. Danach war sie bis 1975 Fabrikationshalle. Nach dem Verfall des Gebäudes, konnte es durch eine 1980 gegründete Bürgeraktion gerettet werden. Heute ist das 1986 restaurierte Gebäude (Architekt: Gerd Pickenhan), Mahn- und Gedenkstätte der Stadt Hagen. Die Gedenkplatte in der Alten Synagoge trägt die Inschrift: „BAAL SCHEM TOW • IM GEDENKEN LIEGT DAS GEHEIMNIS DER ERLÖSUNG • ZUR ERINNERUNG AN DIE EHEMALIGE JÜDISCHE GEMEINDE HOHENLIMBURG“.
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Alte Synagoge Hohenlimburg, Jahnstraße 46. Blick von der Frauenempore in den Betsaal mit der als Apsis angebauten Toranische Richtung Osten (Jerusalem). Darin Menora, Gedenkplatte und Davidstern im kleinen runden Fenster. Früher stand in dem Vorbau der Toraschrein mit den Torarollen, dem kostbarsten Besitz einer jeden Synagogengemeinde. Sie enthalten die fünf Bücher Mose, handgeschrieben auf Pergament. Die Gemeinde hatte keinen Rabbiner, Gottesdienst und Schule wurde von Anfang des 19. Jahrhunderts bis zu seinem Tode im Mai 1933 von Lehrer Simon Kann geleitet.
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Gedenktafel in der Alten Synagoge Hohenlimburg. Mahn- und Gedenkstätte sowie Christlich-Jüdisches Begegnungszentrum der Stadt Hagen. – In der Grafschaft Limburg ist erstmalig 1694 die Wohnsitznahme eines Juden überliefert. Um 1700 nahm mit gräflicher Erlaubnis die Ansiedlung von Juden weiter zu. 1782 genehmigte der Graf der jüdischen Gemeinde auch die Einrichtung einer Synagoge in Limburg. Eine jüdische Schule existierte bereits zu dieser Zeit. 1843 gab es 115 Juden in Limburg. 1870 konnte die gewachsene Gemeinde, auch durch christliche Spender, die heute unter Denkmalschutz stehende größere Synagoge errichten. Ab 1933 mit der Machtübernahme der NSDAP änderte sich das Leben der jüdischen Mitbürger dramatisch. 1934 gab es nur noch 55 Gemeindemitglieder, Vorsitzender war Moritz Rosenberg (1876–1939). Nach einem Demolationszug durch Hohenlimburg am 10. November 1938 und den immer stärker werdenden Repressalien des NS-Regimes emigrierten viele, aber mindestens 16 jüdische Mitbürger wurden deportiert und in verschiedenen Konzentrationslagern ermordet. Im Mai 1942 war Hohenlimburg „Judenfrei“.