Symbolum
Symbolum ist ein undatiertes, etwa um 1815 vorgetragenes[1] Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe für die Weimarer Freimaurerloge Anna Amalia zu den drei Rosen.
Etymologie
Im antiken Latein bedeutet symbolum „(Kenn-)Zeichen“ oder „Sinnbild“. Im Neulatein der Humanisten und Barockgelehrten, das auch Goethe geläufig war, verstand man darunter auch „Wahlspruch“, „Losungswort“, „Wappenschild“ oder „Emblem“. Auf diesem Weg gelangte das Wort Symbol in die deutsche Sprache.[2]
In der kirchlichen Sprache bedeutet Symbolum einfach Bekenntnis, z. B. Symbolum Apostolicum, Symbolum Athanasianum. Zu Goethes Zeit nannte man die Sammlung von kirchlichen Bekenntnisschriften Symbolische Bücher. In der Freimaurerei spielen Symbole eine zentrale Rolle.[2]
Geschichte
Der russische General-Adjutant Caspar von Geismar hatte Weimar vor der Zerstörung durch die napoleonischen Truppen bewahrt. Seine Erhebung in den dritten Grade des Meisters hinterließ bei Goethe einen starken Eindruck. Nach dieser rituellen Feier, einer sogenannten Tempelarbeit, entstand das Gedicht, welches das symbolische Wandern des Freimaurers durch die drei Grade Lehrling, Geselle und Meister und im übertragenen Sinne durch Leben und Tod schildert.[3][4]
Vertonungen
Die erste Vertonung schrieb der Schweizer Komponist Fritz Brun (Autograph datiert auf 1915) unter dem Titel "Verheissung". Besetzt ist es für großes Orchester: drei Flöten, zwei Oboen, Englischhorn, zwei Klarinetten, Bassklarinette, drei Fagotte, Kontrafagott, vier Hörner, drei Trompeten, drei Posaunen, Basstuba, Pauken, Tamtam, Harfe, Celesta, Klavier, Orgel und Chor.
Eine Komposition für doppelten Männerchor und Kammerorchester schrieb in den 1950er Jahren Walther Geiser.[5] 1967 komponierte Hans-Jürgen von Bose Symbolum (Goethe) für Männerchor und Bläserquintett.[6]
Eine undatierte Vertonung gibt es zudem von Walter Thomas Heyn[7].[8]
Sonstiges
Der österreichische Schriftsteller Johannes Mario Simmel verwendete 1980 die letzte Zeile von Goethes Gedicht Symbolum als Titel für seinen Roman Wir heißen euch hoffen (München 1980).
Text
Symbolum
Des Maurers Wandeln,
Es gleicht dem Leben,
Und sein Bestreben,
Es gleicht dem Handeln
Der Menschen auf Erden.
Die Zukunft decket
Schmerzen und Glücke
Schrittweis dem Blicke;
Doch ungeschrecket
Dringen wir vorwärts
Und schwer und ferne
Hängt eine Hülle,
Mit Ehrfurcht, stille
Ruhn oben die Sterne
Und unten die Gräber.
Betracht’ sie genauer
Und siehe, so melden
Im Busen der Helden
Sich wandelnde Schauer
Und ernste Gefühle.
Doch rufen von drüben
Die Stimmen der Geister,
Die Stimmen der Meister:
Versäumt nicht zu üben,
Die Kräfte des Guten!
Hier winden sich Kronen
In ewiger Stille,
Die sollen mit Fülle
Die Tätigen lohnen!
Wir heißen euch hoffen.
Literatur
- Johann Wolfgang von Goethe: Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche. Frankfurter Ausgabe in 40 Bänden. ISBN 3-618-60213-8.
Einzelnachweise
- ↑ internetloge.de
- ↑ a b Johann Wolfgang von Goethe, Erich Trunz: Gedichte und Epen I. Hamburger Ausgabe in 14 Bände, Band I. C.H.Beck, 1981, ISBN 3-406-08481-8, S. 702, 804 Seiten.
- ↑ Goethe. In: Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurer Lexikon. 5. Auflage. Herbig Verlag, 2006, ISBN 3-7766-2478-7, S. 354.
- ↑ internetloge.de
- ↑ Walther Geiser: Symbolum, op. 14: für doppelten Männerchor, 3 Posaunen, Pauke, Violen, Violoncelli & Kontrabässe. - Basel: Vogel, 195-? Katalogauszug
- ↑ Carl Dahlhaus (Hrsg.), Hans Heinrich Eggebrecht (Hrsg.), Kurt Oehl (Hrsg.) Brockhaus-Riemann Musiklexikon: Bialas. Brockhaus Riemann Musiklexikon. ISBN 3-254-08400-4.
- ↑ Walter Thomas Heyn: Symbolum, op. 40: 10 kleine Orgelstücke auf einen Text von J. W. Goethe. Beim Autor erhältliches Manuskript. Werkliste des Komponisten
- ↑ Walter Thomas Heyn: Sechs maurische Lieder nach Texten von Johann Wolfgang Goethe Titel 15: Symbolum, 3:35 Min. In: Freimaurer-Gesänge. 2000, Kreuzberg Records, AMA-Musikverlag, Best.-Nr. 10047