Sylvia Sidney
Sylvia Sidney (* 8. August 1910 in der Bronx, New York City; † 1. Juli 1999 in New York City; geborene Sophia Kosow) war eine US-amerikanische Schauspielerin.
Karriere
Sylvia Sidney trat nach der Schauspielschule zunächst am Theater auf und hatte 1929 ihr Filmdebüt im Drama Thru Different Eyes. Nach einigen weiteren Rollen am Theater wechselte sie erst 1931 nach Hollywood, nachdem sie einen Vertrag mit Paramount abgeschlossen hatte. Der Produzent B. P. Schulberg suchte nach einem Ersatz für seinen bisherigen Protegée Clara Bow, deren Gewichtsprobleme und Gerichtsverhandlungen mit ihrer Sekretärin zu einem rapiden Abnehmen ihrer Popularität geführt hatten. Sidney übernahm Bows Rolle in Straßen der Großstadt, durch die sie praktisch über Nacht zu einem Star wurde. Ihr Auftritt in Eine amerikanische Tragödie, einer stark gekürzten Version des Romanklassikers von Theodore Dreiser, später im gleichen Jahr, bei der Josef von Sternberg Regie führte, nachdem Sergei Eisenstein das Projekt verlassen hatte müssen, wurde von den Kritikern gerühmt. Kurze Zeit danach hatte die Schauspielerin mit dem Film Das Frauengefängnis einen ihrer größten finanziellen Erfolge. Durch diesen Film wurde sie danach weitgehend auf die Rolle der unschuldig Verfolgten festgelegt, die unter sadistischen Männern zu leiden hat und regelmäßig für Verbrechen ins Gefängnis muss, die sie nicht begangen hatte.
Zu Sidneys eigenem Unmut wurde sie vom Studio durch diese Art von Rollen zur tränenreichen Heldin der Arbeiterklasse aufgebaut. Gelegentliche Ausflüge ins komödiantische Fach wurden vom Publikum meistens nicht akzeptiert. 1933 war Sidney erneut in der Verfilmung eines Stücks von Dreiser zu sehen: Jennie Gerhardt, in der sie die Titelrolle spielte. Sidney blieb über 1930er-Jahre eine sehr gut bezahlte Darstellerin, für das Fiskaljahr 1937 wurde ihr zu versteuerndes Einkommen mit 226.812 US-Dollars angegeben.[1] Gegen Mitte der Dekade arbeitete sie für drei Filme in Folge mit dem Regisseur Fritz Lang zusammen: Fury, Gehetzt und Du und ich. Daneben wirkte sie 1936 im Alfred-Hitchcock-Film Sabotage mit. Über die Zusammenarbeit mit dem Meister des Suspense äußerte sich die Schauspielerin allerdings nicht unbedingt enthusiastisch.
Mit Auslaufen ihres Sieben-Jahres-Vertrags Ende 1939 zog sich die Schauspielerin vom Filmgeschäft zurück, arbeitete wieder am Broadway und ging mit Theaterproduktionen auf Tournee. Ab den 1950er-Jahren arbeitete Sidney auch intensiv für das Fernsehen. Sie kehrte gelegentlich auf die Leinwand zurück und war 1973 für ihre Rolle als dominante Mutter der von Joanne Woodward gespielten Tochter in Sommerwünsche – Winterträume für einen Oscar als beste Nebendarstellerin nominiert. Für ihre Darstellung einer Großmutter eines an AIDS Erkrankten in Früher Frost wurde sie 1986 mit dem Golden Globe Award ausgezeichnet. Bekanntheit erlangte Sidney für eine neue Generation von Kinogängern durch die Tim-Burton-Filme Beetlejuice und Mars Attacks!, in denen sie Nebenrollen hatte. Kurz vor ihrem Tod stand sie noch für das Remake der Fernsehserie Fantasy Island vor der Kamera.
Privates
Sylvia Sidney kam als Tochter russisch-rumänischer Einwanderer in der Bronx zu Welt. Als sie fünf Jahre alt war, ließen sich ihre Eltern scheiden. Durch die Adoption ihres Stiefvaters erhielt sie den Nachnamen Sidney. Sie war dreimal verheiratet: von 1935 bis 1936 mit dem Verleger Bennett Cerf, von 1938 bis 1946 mit dem Schauspieler Luther Adler und von 1947 bis 1951 mit dem Radioproduzenten Carlton Alsop. Alle drei Ehen wurden geschieden. Aus der Ehe mit Adler hatte sie ihr einziges Kind, den Sohn Jacob, der bereits 1987 vor seiner Mutter an ALS starb. Daraufhin engagierte sie sich in der National ALS Foundation.[2]
Ein Hobby der Schauspielerin war das textile Handarbeiten, über das sie die zwei Sachbücher Sylvia Sidney's Needlepoint Book (1968) und The Sylvia Sidney Question and Answer Book on Needlepoint (1975) verfasste.[2] Sylvia Sidney starb im Juli 1999 im Alter von 88 Jahren an einer Krebserkrankung.[3]
Auszeichnungen
- 1960: Stern auf dem Hollywood Walk of Fame (Kategorie Film)[4]
- 1962: Emmy-Nominierung als Beste Gastdarstellerin einer Dramaserie für Preston & Preston
- 1973: Kansas City Film Critics Circle Award als Beste Nebendarstellerin für Sommerwünsche – Winterträume
- 1973: National Board of Review Award als Beste Nebendarstellerin für Sommerwünsche – Winterträume
- 1974: Oscar-Nominierung als Beste Nebendarstellerin für Sommerwünsche – Winterträume
- 1974: BAFTA-Nominierung als Beste Nebendarstellerin für Sommerwünsche – Winterträume
- 1974: Golden-Globe-Nominierung als Beste Nebendarstellerin für Sommerwünsche – Winterträume
- 1982: George Eastman Award für ihren Beitrag zur Filmkunst
- 1986: Golden Globe Award als Beste Nebendarstellerin – Serie, Mini-Serie oder TV-Film für An Early Frost
- 1986: Emmy-Nominierung als Beste Nebendarstellerin einer Miniserie oder eines Fernsehfilms für An Early Frost
- 1990: Saturn Award als Beste Nebendarstellerin für Beetlejuice
Filmografie (Auswahl)
- 1926: The Sorrows of Satan
- 1927: Broadway Nights
- 1929: Thru Different Eyes
- 1931: Straßen der Weltstadt (City Streets)
- 1931: Eine amerikanische Tragödie (An American Tragedy)
- 1931: Confessions of a Co-Ed
- 1931: Das Frauengefängnis (Ladies of the Big House)
- 1931: Street Scene
- 1932: Madame Butterfly
- 1932: Make Me a Star
- 1932: Merrily We Go to Hell
- 1932: Spiel am Abgrund (The Miracle Man)
- 1933: Jennie Gerhardt
- 1933: Flucht vor dem Gestern (Pick-up)
- 1934: Behold My Wife
- 1934: Good Dame
- 1934: Prinzessin für 30 Tage (Thirty-Day Princess)
- 1935: Eine Frau von 20 Jahren (Accent on Youth)
- 1935: Mary Burns, Fugitive
- 1936: Blinde Wut (Fury)
- 1936: Sabotage
- 1936: Kampf in den Bergen (The Trail of the Lonesome Pine)
- 1937: Sackgasse (Dead End)
- 1937: Gehetzt (You Only Live Once)
- 1938: Du und ich (You and Me)
- 1939: One Third of a Nation
- 1941: Von Stadt zu Stadt (The Wagons Roll at Night)
- 1945: Spionage in Fernost (Blood on the Sun)
- 1946: Mr. Ace
- 1946: Liebe zwischen Krieg und Frieden (The Searching Wind)
- 1947: Love from a Stranger
- 1952: Die Legion der Verdammten (Les Miserables)
- 1955: Sensation am Sonnabend (Violent Saturday)
- 1956: Verdammte hinter Gittern (Behind the High Wall)
- 1961/1964: Route 66 (Fernsehserie, 2 Folgen)
- 1962: Preston & Preston (The Defenders, Fernsehserie, 2 Folgen)
- 1969: Meine drei Söhne (My Three Sons, Fernsehserie, Folge 9x28)
- 1973: Sommerwünsche – Winterträume (Summer Wishes, Winter Dreams)
- 1976: Starsky & Hutch (Fernsehserie, Folge 2x05)
- 1976: Demon (God Told Me To)
- 1976: …die keine Gnade kennen (Raid on Entebbe, Fernsehfilm)
- 1977: Ich hab’ dir nie einen Rosengarten versprochen (I Never Promised You a Rose Garden)
- 1978: Damien – Omen II
- 1978: Kaz & Co (Kaz, Fernsehserie, Folge 1x09)
- 1980: Endstation Malibu (The Shadow Box, Fernsehfilm)
- 1981: Love Boat (The Love Boat, Fernsehserie, Folge 4x22)
- 1982: Hammett
- 1983: Magnum (Magnum, P.I., Fernsehserie, Folge 3x15)
- 1983: Copkiller
- 1984: Trapper John, M.D. (Fernsehserie, Folge 5x22)
- 1985: Früher Frost (An Early Frost, Fernsehfilm)
- 1986: Morningstar/Eveningstar (Fernsehserie, 7 Folgen)
- 1987: Großmutters Fluch (The Witching of Ben Wagner, Fernsehfilm)
- 1988: Beetlejuice
- 1989: Der Equalizer (The Equalizer, Fernsehserie, Folge 4x11)
- 1989: Die besten Jahre (Thirtysomething, Fernsehserie, Folge 2x15)
- 1992: Die Herbstzeitlosen (Used People)
- 1993: Diagnose: Mord (Diagnosis: Murder, Fernsehserie, Folge 1x01)
- 1996: Mars Attacks!
- 1998–1999: Fantasy Island (Fernsehserie, 7 Folgen)
Weblinks
- Sylvia Sidney bei IMDb
- Sylvia Sidney in der Internet Broadway Database (englisch)
- Sylvia Sidney In: Virtual History (englisch)
- Sylvia Sidney in der Deutschen Synchronkartei
Einzelnachweise
- ↑ https://stuffnobodycaresabout.com/2014/08/30/salaries-hollywood-1937/
- ↑ a b Sylvia Sidney, 30's Film Heroine, Dies at 88. In: The New York Times. 2. Juli 1999, abgerufen am 24. September 2023 (englisch).
- ↑ Sylvia Sidney in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 7. August 2023.
- ↑ Hollywood Walk of Fame: Sylvia Sidney. In: Hollywood Walk of Fame. 25. Oktober 2019, abgerufen am 18. September 2023 (amerikanisches Englisch).
Personendaten | |
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NAME | Sidney, Sylvia |
ALTERNATIVNAMEN | Kosow, Sophia (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 8. August 1910 |
GEBURTSORT | Bronx, New York City, New York, Vereinigte Staaten |
STERBEDATUM | 1. Juli 1999 |
STERBEORT | New York City, New York, Vereinigte Staaten |