Sycewice

Sycewice
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Sycewice
Basisdaten
Staat:Polen
Woiwodschaft:Pommern
Powiat:Słupsk
Gmina:Kobylnica
Fläche:12,87 km²
Geographische Lage:54° 25′ N, 16° 52′ O
Einwohner:1053 (2011[1])
Postleitzahl:76-251
Kfz-Kennzeichen:GSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße:DK 6 = E 28 StettinDanzig
Eisenbahn:PKP-Strecke 202: Stargard–Danzig, Bahnstation: Sycewice
Nächster int. Flughafen:Danzig



Sycewice (deutsch Zitzewitz) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Pommern und gehört zur Landgemeinde Kobylnica (Kublitz) im Kreis Słupsk (Stolp). Es war der Stammsitz des Adelsgeschlechts von Zitzewitz.

Geographische Lage und Verkehrsanbindung

Sycewice liegt in Hinterpommern, an der Landesstraße 6 (ehemalige deutsche Reichsstraße 2, heute auch Europastraße 28) DanzigStettin zwischen den Städten Słupsk (Stolp, 12 Kilometer) und Sławno (Schlawe, 13 Kilometer). Der Ort ist Bahnstation an der Staatsbahnlinie Nr. 202 Danzig–Stargard (Pommern).

Nachbargemeinden sind: Pałówko (Neu Paalow) im Nordwesten, Gać (Gatz) im Norden, Redęcin (Reddentin) und Zębowo (Symbow) im Osten, Runowo Sławieńskie (Klein Runow) im Süden sowie Noskowo (Notzkow) im Südwesten.

Geschichte

Zitzewitz südwestlich der Stadt Stolp (früher Stolpe geschrieben) und westlich des Flusses Stolpe, der in die Ostsee mündet, auf einer Landkarte von 1794.

Der Ortsname kommt in verschiedenen Formen vor: Citzewitze (1357), Siczouicze (1374), Setzeuicze (1399), Zitzeuitz (1485), Zitzewitz (1568–1945), Cietrzewiec (1945–1947) und seit 1947 Sycewice.

BW

Der historischen Dorfform nach ist Sycewice ein Gassendorf. Eine Burgwallanlage des früher so genannten Schlossberges südwestlich des Dorfes stammt aus frühgeschichtlicher Zeit. Zitzewitz war alter Lehnsbesitz derer von Zitzewitz. Peter von Zitzewitz war 1410 bei seinem Tode Besitzer von Zitzewitz und Kussow (heute polnisch: Kończewo). Im Jahre 1523 wird Peter Zitzeuitze tho Zeitzeuitze genannt. Der 1585 geborene Georg von Zitzewitz wurde der Begründer des zweiten Zitzewitz-Zezenower Zweiges. Nach seinem Tod wurde Zitzewitz in die Güter A und B aufgeteilt, blieb aber bis 1945 im Besitz der Familie Zitzewitz.

1784 gab es hier: zwei Vorwerke, neun Bauern (darunter der Schmied und der Gastwirt), ein Schulhaus und drei Kossäten bei insgesamt 25 Haushaltungen.[2] Besitzer des Gutsdorfs war um diese Zeit Jakob Ernst von Zitzewitz.

Einer der Großen aus der Familie von Zitzewitz war Wilhelm von Zitzewitz (1838–1925), der 1909 die Grafenwürde erhielt. Seit 1862 bewirtschaftete er Zitzewitz und zog nach dem Tode seines Vaters 1864 zu seiner Mutter nach Zezenow (Cecenowo). Er hat den Besitz der Familie erheblich vergrößert, erwarb u. a. Gatz (Gać) und Nitzlin (Nosalin). Nach seinem Tode gingen Zitzewitz, Gatz und Nitzlin auf seinen Sohn Heinrich von Zitzewitz über, der im Dorf ein Schloss erbaute und einen Park anlegte.

Im Jahr 1925 standen in der Gemeinde Zitzewitz 60 Wohngebäude. Die Gemeindefläche betrug 1.212 Hektar. Im Jahre 1938 war das Gut 934 Hektar groß und galt als fachmännisch gut geleitetes Unternehmen. Seit dem Tode von Heinrich von Zitzewitz 1937 hatte dessen Sohn Wilhelm Zitzewitz und Gatz übernommen. Im Zweiten Weltkrieg kehrte er als Major nach Zitzewitz zurück. Außer dem Gut gab es in der Gemeinde noch 30 landwirtschaftliche Betriebe. Etwa die Hälfte der Bewohner von Zitzewitz – 1939 waren hier 515 registriert – gehörte zu den nördlich der Reichsstraße 2 gelegenen bäuerlichen Besitzungen.

Bis 1945 gehörte die Gemeinde Zitzewitz zum Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der Provinz Pommern; sie war dem Amtsbezirk Gatz (Gać) zugeordnet. Die Gemeinde Zitzewitz war vor 1945 in sieben Ortsteile untergliedert:

  • Bahnhof Zitzewitz (heute polnisch Sycewice, stacja kolejowa)
  • Fichtkaten (Ciemnik)
  • Molkerei Zitzewitz (seit 1908)
  • Mühle
  • Sophienkaten
  • Vorwerk Grenzhof (Miedzno)
  • Zitzewitz

Hauptwohnort war Zitzewitz.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Dorf am 7. März 1945 vor der herannahenden Roten Armee geräumt; einige Bewohner flüchteten nach Peest (Pieszcz). Nach der Besetzung des Dorfs richteten sowjetische Soldaten Massaker an. Bürgermeister Wilhelm Witt mit seiner Familie – 4 Erwachsene und 4 Kinder, alle in einer Reihe – wurde aufgehängt. Andere wurden erschossen. Graf Wilhelm von Zitzewitz hatte als letzter das Gut verlassen und sich in Zezenow (Cecenowo) mit seiner Familie wiedergetroffen. Am 19. März 1945 wurde er von den Russen verschleppt, nach Stolp gebracht und von dort ins Lubjanka-Gefängnis in Moskau. Seither ist er vermisst. Nach Kriegsende wurde Zitzewitz zusammen mit ganz Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt. Die Molkerei wurde abgerissen und das Schloss stark beschädigt. Die Dorfbewohner wurden von den Polen in der Folgezeit größtenteils über die Oder nach Westen vertrieben.[3] Für Kinder deutscher Familien aus Zitzewitz und Umgebung, die nicht vertrieben worden waren, gab es nach 1952 wieder Unterricht in deutscher Sprache. Zitzewitz wurde in Sycewice umbenannt.

Später wurden in der BRD 329 und in der DDR 94 aus Zitzewitz vertriebene Dorfbewohner ermittelt.[3]

Das Dorf gehört heute zur Gmina Kobylnica im Powiat Słupski der Woiwodschaft Pommern (bis 1998 Woiwodschaft Stolp). Im Jahr 2006 lebten hier 1089 Einwohner.

Kirche

Die Bewohner von Zitzewitz waren vor 1945 alle evangelisch. Das Dorf gehörte zum Kirchspiel Symbow (Zębowo), in das auch die Nachbarorte Birkow (Bierkowo), Gatz (Gać), Reblin (Reblino) und Reddentin (Redęcin) eingepfarrt waren. Es lag im Kirchenkreis Stolp-Stadt in der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. Das Kirchenpatronat für Zitzewitz oblag der Rittergutsfamilie. Letzter deutscher Geistlicher war Pfarrer Oskar Klopsch. Heute werden die evangelischen Kirchenglieder vom Pfarramt der Kirche Św. Krzyża (Heilig-Kreuz-Kirche) in Słupsk in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen betreut.

Seit 1945 ist die Mehrheit der Bewohner von Sycewice römisch-katholisch. Am 1. Juni 1951 wurde die Parafia św. Jana Bosko (Pfarrei des Hl. Johannes Bosco) in Sycewice errichtet, die zum Dekanat Słupsk Zachód (Stolp-West) im Bistum Köslin-Kolberg der Katholischen Kirche in Polen gehört. Die Pfarrei, zu der noch die Filialkirchen Pałowo (Alt Paalow) und Zębowo (Symbow) gehören, zählt 2300 Gemeindeglieder.

Die Kirche in Sycewice (Zitzwitz) aus dem Jahre 1992

Im Jahre 1992 konnte die Pfarrkirche Św. Jana Bosko fertiggestellt und geweiht werden.

Als Pfarrer waren in Sycewice tätig:

  1. Leon Brochulski, 1974–1978
  2. Stanisław Smuniewski, 1978–1986
  3. Wiesław Dąbrowski, 1986–1991
  4. Roman Dąbrowski, 1991–1994
  5. Jan Terlikowski, 1994–1998
  6. Wojciech Ebel, 1998–2005
  7. Zbigniew Dudojć, seit 2005

Schule

Eine Schule gab es in Zitzewitz bereits 1798. 1818/19 wurde ein neues Schulgebäude erstellt. Im Baujahr zählte die Schule 16 Kinder, deren Zahl allerdings bis 1867 auf 67 stieg. 1860/61 wurde ein Neubau errichtet, der mitten im Dorf lag. 1932 war die Schule einstufig und hatte drei Klassen, zwei Lehrer und 79 Schulkinder.

Schulleiter waren zuletzt:

  • Eduard Selke, 1904–1928
  • Richard Neubüser, 1928–1930
  • Otto Bansemer, 1930–1945

Für Kinder von in Sycewice nach 1945 zurückgebliebener deutscher Familien – unter ihnen auch viele Flüchtlinge aus anderen Orten – wurde nach 1952 wieder Unterricht in der deutschen Sprache erteilt.

Persönlichkeiten: Söhne und Töchter des Ortes

  • Wilhelm von Zitzewitz (1838–1925), deutscher Gutsbesitzer und Politiker, bewirtschaftete ab 1862 Zitzewitz

Literatur

Weblinks

Commons: Sycewice – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Daten zu Sycewice auf der Seite citypopulation.de
  2. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil 2, Band 2, Stettin 1784, S. 1023–1024, Nr. 171.
  3. a b Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 1064–1986 (Online; PDF).

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(c) Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de
Positionskarte von Polen
Stolp1794.jpg
Landkarte der hinterpommerschen Ostseeküste zwischen Stolpmünde und Lebasee
POL SYCEWICE 001nn (38).jpg
Autor/Urheber: Maria Golinski, Lizenz: CC BY 2.5
Sycewice, ul. Słupska 11 - rzymskokatolicki kościół parafialny pw. św. Jana Bosko, 1992.