Swisscoy

Super Puma der Schweizer Luftwaffe im Kosovo (2011)

Die Swisscoy (gekürzt aus Swiss Company) ist der Verband der Schweizer Armee im Kosovo. Er wird im Rahmen der friedensfördernden Militärmission KFOR gemäss der vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen im Juni 1999 beschlossenen Resolution 1244 im Kosovo mit einem Kontingent von maximal 195 Personen von der Schweiz zur Verfügung gestellt und finanziert.[1] Die Truppen rückten im Oktober 1999[2] im Kosovo ein und sind dort mindestens bis Ende 2026 tätig.[3]

Politische Grundlagen

Der Friedensförderungsdienst im internationalen Rahmen ist eine von drei Aufgaben der Schweizer Armee. Dieser Auftrag ist in der Schweizer Bundesverfassung und dem Schweizer Militärgesetz verankert. Nebst der Friedensförderung gehören Verteidigung und subsidiäre Unterstützung der zivilen Behörden zu den drei Aufgaben der Schweizer Armee.

Der Einsatz der Swisscoy geht auf einen Bundesratsentscheid vom 23. Juni 1999 zurück, sich militärisch – basierend auf der UNO-Resolution 1244 – an der KFOR zu beteiligen. Das Mandat der SWISSCOY dauert jeweils drei Jahre. Im Sommer 2020 hat das Parlament einer erneuten Verlängerung des Mandats bis Ende 2023 zugestimmt und den Maximalbestand des Kontingentes auf 195 Armeeangehörige erhöht.[4] Die Entscheidungskompetenz, über die jeweils nächsten drei Jahre bzw. eine Fortführung des Schweizer Einsatzes zu befinden, liegt beim Parlament.

Der Einsatz der Swisscoy ist mit der Neutralität vereinbar: Erstens basiert der KFOR-Einsatz auf dem Einverständnis beider Konfliktparteien, zweitens engagiert sich die Schweiz ausnahmslos für die Friedensförderung, das heisst, die Teilnahme an Kampfhandlungen zur Friedenserzwingung bleiben ausgeschlossen.

Ablösung

Das Schweizer Kontingent wird im Halbjahresrhythmus abgelöst.

Gliederung und Aufgabenbereich

Veränderte Anforderungen

Die positive Entwicklung der Sicherheitslage im Kosovo führte zu Veränderungen in den Strukturen der KFOR und zu einem schrittweisen Abbau der Anzahl Sicherungselemente. Stand zu Anfang der Mission noch Nothilfe und Wiederaufbau nach dem Krieg im Mittelpunkt, geht es heute um die Überwachung der Entwicklung des Landes. Um den veränderten Anforderungen gerecht zu werden, übernimmt die Swisscoy heute andere Aufgaben als am Anfang des Einsatzes. Zu Beginn der KFOR-Mission war die Swisscoy unter anderem mit Infanterieeinheiten im Kosovo. Dies ist heute nicht mehr der Fall. Heute liegen die Stärken der Swisscoy vor allem in den Bereichen Transportleistung, Pionierhandwerk, EOD (Kampfmittelbeseitigung), Lufttransport und den LMT (Liaison and Monitoring Teams).

LMT

Seit April 2010 sind die LMT (Liaison and Monitoring Teams) Teile der SWISSCOY. Die LMT sind die Augen und Ohren der KFOR. Im tagtäglichen Austausch mit der Lokalbevölkerung erfahren die Soldaten, was die Menschen vor Ort beschäftigt. Die Aufgabe der LMT besteht darin, durch Gespräche mit der Bevölkerung und Schlüsselpersonen (beispielsweise Ansprechpartnern aus der Politik) Informationen zu sammeln und via JRD dem Kommandanten der KFOR weiterzuleiten, welcher diese Meldungen unter anderem für die Beurteilung der Lage und als Basis für operationelle Entscheide nutzt. Ein lokaler Übersetzer begleitet stets die LMT. Die Schweiz stellt der KFOR insgesamt vier LMT in unterschiedlichen Regionen zur Verfügung. Weiter arbeiten Armeeangehörige als Sub-Team im italienischen LMT Glogovac.

Übersicht

Die Swisscoy erfüllt gemäss Mandat multinationale und nationale Aufgaben. Der grössere Teil der Swisscoy erbringt mit den unten aufgelisteten Elementen Leistungen im multinationalen Rahmen und ist dafür zur operationellen Zusammenarbeit anderen KFOR-Organisationseinheiten zugewiesen:

  • Stabsoffiziere auf Stufe HQ (Hauptquartier) KFOR und in den Regional Commands East und West,
  • Liaison and Monitoring Teams (LMT) an vier Standorten,
  • Pionier- und Transportzug zugunsten des Freedom of Movement Detachments (FoMD),
  • Medical Team,
  • Internationale Militärpolizei (IMP),
  • Explosive Ordnance Disposal Team (EOD),
  • Lufttransport-Detachement, das über Helikopter vom Typ Superpuma verfügt.

Der Transportzug bildet zusammen mit einem österreichischen Transportzug eine gemeinsame Transportkompanie, die sogenannte Transportcoy. Die Transportcoy sowie der Pionierzug sind der Joint Logistic Support Group (JLSG) der KFOR unterstellt.

Der andere Teil der Swisscoy erfüllt sowohl rein nationale wie auch binationale Aufträge in Zusammenarbeit mit Partnernationen. Darunter fallen der Stab NCC (Standort Pristina) und in Camp Novo Selo (zwischen Mitrovica und Pristina) das National Support Element (NSE). Ein funktionierendes NSE ist erforderlich, um die Leistungen der operationellen Swisscoy-Elemente zu ermöglichen. Dazu gehören unter anderem die Instandhaltung, die darum besorgt ist, dass die Swisscoy stets mobil bleibt. Auch das Warehouse, das für die vielfältigen logistischen Belange verantwortlich zeichnet, gehört zum Betrieb der Swisscoy. Schlussendlich gibt es eine Verpflegungseinrichtungen (das Swiss House im Swiss Compound des Camps Film City in Pristina) Bestandteil der Swisscoy, die Angehörigen aller KFOR-Nationen offenstehen.

Stationierung und Standorte

Seit der Aufhebung des gemeinsam mit den Österreichern geführten und betriebenen Camps Casablanca in Suva Reka[5] ist die SWISSCOY dezentral verteilt im Kosovo.

Die SWISSCOY-Angehörigen sind abhängig von ihrer jeweiligen Funktion in verschiedenen Camps stationiert. Der Stab NCC (National Contingent Commander), die Militärpolizei, das EOD-Team sowie Teile der Führungsunterstützung und das Medical Team befinden sich im Hauptquartier der KFOR in Pristina. Das Nationale Support Element, Teile der Führungsunterstützung und das LMT Zubin Potok sind im Camp in Novo Selo südlich von Mitrovica stationiert. Die Stabsoffiziere des RC-East und des RC-West sind im Camp Bondsteel respektive im Camp Villaggio Italia einquartiert. Das Lufttransport-Detachement ist dem KFOR-Hauptquartier zugewiesen und ist auf der militärischen Seite des Flughafens Slatina in Pristina stationiert, welcher von der KFOR geführt wird.

Ausbildung und Einsatzvorbereitung

Die Personalgewinnung sowie die einsatzbezogene Ausbildung und die Ausrüstung der Schweizer Auslandtruppen wird durch das Kompetenzzentrum SWISSINT der Schweizer Armee mit Sitz in Stans-Oberdorf sichergestellt.[6] Dem Kompetenzzentrum in Stans ist das Ausbildungszentrum (AZ) unterstellt. Das ebenfalls auf dem Waffenplatz Wil bei Stans angesiedelte AZ ist für die einsatzbezogene Ausbildung (EBA) verantwortlich. Alle Kurse werden entsprechend den Anforderungen und Lehren aus den Einsätzen aufgebaut und laufend angepasst. Das Kursangebot ist breitgefächert und richtet sich an nationale und internationale, wie auch an zivile und militärische Interessenten. Die NATO hat das AZ Swissint als Partnership for Peace Training and Education Center zertifiziert. Es bietet verschiedene nationale und internationale Kurse für zivile und militärische Teilnehmer an. Ebenfalls ist der Militärbeobachterkurs (SUNMOC) von der UNOI zertifiziert. Als Infrastruktur dienen unter anderem der Waffenplatz in Stans-Oberdorf sowie das Camp Swissint, das in rund 200 Containern Platz für 180 Personen bietet.

Bewaffnung

Die Angehörigen der SWISSCOY sind im Einsatzraum Kosovo zum Selbstschutz mit Pistole und Sturmgewehr und Reizstoffsprühgerät (RSG) bewaffnet.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. KFOR SWISSCOY im Kosovo. In: Militärische Friedensförderung › Missionen. Schweizer Armee. Auf VTG.admin.ch, abgerufen am 8. Januar 2022.
  2. KFOR SWISSCOY. Schweizer Armee, abgerufen am 10. September 2022.
  3. sda/rea: Ständerat will Swisscoy-Einsatz um drei Jahre verlängern. In: Jungfrau Zeitung. 2. März 2023, abgerufen am 10. September 2022.
  4. Was machen bewaffnete Schweizer Soldaten konkret im Kosovo? In: 20 Minuten, 20min.ch. TX Group AG, 28. Dezember 2022, abgerufen am 4. Oktober 2023.
  5. SWISSCOY: Das Camp Casablanca ist Geschichte Medienmitteilung des Bundesrates vom 30. August 2012, abgerufen am 29. Januar 2017
  6. https://www.vtg.admin.ch/de/aktuell/einsaetze-und-operationen/militaerische-friedensfoerderung.html

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A Swiss Air Force loadmaster connects one of the sling load lines to the AS-332 Super Puma.