Swiss Express (Zuggattung)

Swiss Express war eine Zugskategorie der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), wurde am 22. Mai 1975 zusammen mit der Eröffnung der Heitersberglinie eingeführt und existierte bis 1982. Die Kategorie ersetzte die früheren Städteschnellzüge. Der Swiss Express war der Paradezug der SBB, er bediente die wichtigste Verkehrsachse der SBB, die Strecke GenfLausanneBernZürichSt. Gallen(–Rorschach).

Komposition

Re 4/4II Swiss Express bei Winterthur
Re 4/4II Swiss Express bei Oron VD

Die festen Zugkompositionen bestanden aus 14 klimatisierten Einheitswagen III. Eine Besonderheit des Swiss Express war, dass die Züge nicht nur jedes Mal gleich zusammengesetzt waren, sondern dass auch die Fahrzeuge immer in der gleichen Richtung eingeordnet waren.

Bespannt wurden die Kompositionen mit den acht dafür hergerichteten Re 4/4II mit nur einem Stromabnehmer. Unter diesen waren auch zwei der sechs Prototypen, 11103 und 11106, und sechs weitere Lokomotiven aus dem nachfolgenden Baulos (11108, 11109, 11112, 11113, 11133, 11141). Um bei allfälliger Doppeltraktion (die in der Praxis selten war) zu verhindern, dass die Stromabnehmer der beiden Lokomotiven zu nahe beieinander waren, wurden die Lokomotiven immer so abgedreht, dass der Stromabnehmer auf der Seite Zürich war. Da die Erstklasswagen ebenfalls immer auf der Seite Zürich liefen, ergibt sich folgende Komposition:

In Fahrtrichtung Zürich: Lok Re 4/4" – AD – 5 A – WR – 7 B. Die Wagen trugen die Nummern 1 bis 14, in Fahrtrichtung Genf beziehungsweise St. Gallen entsprechend umgekehrt. Die Ausrichtung des Speisewagens (der Stromabnehmer zeigte immer nach Zürich) war so gewählt worden, dass die Reisenden der ersten Klasse auf dem Weg zum Speiseraum nicht den schmalen Seitengang neben der Küche durchqueren mussten. Fünf Kompositionen wurden für den Fahrplanbetrieb benötigt, die sechste Komposition und einige zusätzliche Wagen dienten als Reserve. Bei Hochbetrieb wurde der folgende B-Wagen mit Tischen ausgerüstet und als WR-Abteil bedient.

Wagen und Lokomotiven waren in den Farben Orange und Steingrau lackiert und mit automatischen UIC-Mittelpufferkupplungen ausgerüstet. Auf die Kupplung stützt sich der druckdichte Durchgang von Wagen zu Wagen ab. Die Aluminiumkasten der Wagen sind leicht schräg, weil ursprünglich ein Neigemechanismus vorgesehen war, welcher sich dann nicht bewährte. Die Züge fahren nach der Zugreihe R (höhere Geschwindigkeit in Bogen), auch heutzutage auf dem BLS-Netz. Die AD-Wagen mit Seitengang sind eine für die SBB unübliche Bauart. Sie hatten ursprünglich sechs Abteile. Da damit für damalige Verhältnisse das Gepäckabteil viel zu klein ausgefallen war, wurden drei A-Abteile zum Gepäckabteil umgebaut, ein weiteres wurde zum Büro für das Zugspersonal.

Geschichte

Mit der Einführung des Taktfahrplanes 1982 wurde die Bezeichnung Swiss Express aufgegeben und durch den InterCity ersetzt. Anschliessend wurden die Re 4/4II-Lokomotiven mit konventionellen Schraubenkupplungen ausgestattet. Ebenso erhielten die sechs Endwagen AD (erste Klasse mit Gepäckabteil) am Ende ohne Übergang eine Schraubkupplung, ein weiterer A wurde in den siebenten AD umgebaut. Sieben Zweitklass-Wagen wurden zu Steuerwagen mit der Vielfachsteuerung Vst IIId umgebaut, am Führerstandsende erhielten sie ebenfalls eine Schraubenkupplung. Die Speisewagen erhielten beidseits Schraubenkupplungen, normale Gummiwulstübergänge und einen rot/steingrauen Anstrich. Bis Dezember 2003 wurden sie zusammen mit Einheitswagen IV in Intercity-Zügen eingesetzt, anschliessend wurden die WR III abgebrochen.

Mit dem Einsatz von Pendelzügen fällt der aufwändige Lokwechsel an Endstationen und in Kopfbahnhöfen wie Zürich HB weg. Die ehemaligen Swiss Express ersetzten die bisher tannengrünen Schnellzüge zwischen Luzern und Zürich-Flughafen, die zuvor mit Steuerwagen DZt und RBe 4/4-Triebwagen geführt worden waren. Ebenfalls wurden Züge Genf–Lausanne–Bern–Luzern geführt.

Für diese Züge mussten nicht mehr spezielle Lokomotiven vorgehalten werden, die orange/steingrauen Züge verkehrten nur noch selten mit farblich passenden Lokomotiven, grüne und später rote Re 4/4II wurden eingesetzt. Einige der acht Re 4/4II wurden anlässlich von Revisionen mit dem bei den SBB üblichen Verkehrs- oder Feuerrot lackiert.

2004 wurden die orangefarbenen Zugkompositionen samt einigen grünen Re 4/4II-Lokomotiven an die BLS Lötschbergbahn verkauft. Dort erhielten sie unter der Bezeichnung «EW III»[1] die neuen Hausfarben der BLS (Lindengrün / Blau / Grau). Auch die Lokomotiven erhielten die Farben der BLS und werden als Re 420.5 bezeichnet. Die Garnituren verkehrten bis Ende 2016 als Regio-Express-Züge der BLS von Bern nach Langnau i. E. und Luzern[2]. Seither wurden sie von Bern aus nach Neuchâtel und als Verstärkungszüge über Kandersteg nach Brig eingesetzt, dabei wurden neben den zugekauften Re 420 die BLS-Re 465 eingesetzt.

Ende 2021 wurden die Zugskompositionen bei der BLS ausgemustert. Eine Komposition wurde zwecks Aufarbeitung als historisches Erbe der Stiftung SBB Historic zugeführt, die restlichen Zukskompositionen wurden abgebrochen.[3]

Auf der ursprünglichen Stammstrecke des Swiss-Express fahren heute IC2000- und InterCity-Neigezüge.

Der Ausdruck Swiss Express ist immer noch geläufig, das macht sich die Schweizer Post zunutze, die seit circa 2001 ihre Eilsendungen unter dem Namen Swiss Express anbietet. Zudem trägt auch der neue Fernverkehrszug der SBB diesen Zusatz im Namen.

Bilder

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. www.reisezuege.ch und www.bls.ch
  2. Neue öV-Angebote Fahrplanwechsel 2016 auf www.öv-tag.ch
  3. BLS: EWIII Pendelzug mit Lokomotive - Fast 50 Jahre im Einsatz - Flotte. 4. März 2022, abgerufen am 3. Juni 2022.

Weblinks

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Swissexpress and Re 4/4 II
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Hier endet zum Aufnahmezeitpunkt der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke Bern–Neuenburg, der Weiterbau des zweiten Gleises ist jedoch schon vorbereitet.
Einer der Swiss Express-Züge, die bei der BLS zu Wendezügen erweitert wurden, indem B-Einheitswagen IV zu Steuerwagen umgebaut wurden, als Regionalexpress zwischen Bern und Neuenburg.
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Swissexpress towed by Re 4/4 II
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SBB Re 420 109-1 in abgenutzte Swiss-Express-Lackierung mit dem IC nach Singen im Zürcher Hauptbahnhof. Der IC verbindet eigentlich Zürich mit Stuttgart, wegen Bauarbeiten verkehren jedoch zwischen Singen und Engen Bahnersatzbusse.
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Swissexpress towed by Re 4/4 II