Susi Singer

Susi Singer, Susanne Singer, auch Selma Singer, Ehename Susi Schinnerl (* 27. Oktober 1891 als Selma Rosa Singer in Wien;[1]24. Jänner 1955 in Los Angeles[2]) war eine österreichisch-US-amerikanische Keramikerin.

Leben und Werk

Susi Singer studierte an der Kunstschule für Frauen und Mädchen unter Tina Blau, Michael Powolny, Adolf Böhm und Otto Friedrich. Danach wurde sie Mitarbeiterin der Wiener Werkstätte (1917–1925). Die Kunstschau Wien 1908 zeigte ihre Exponate, dann noch einmal im Jahr 1920. Im Jahr 1922 veröffentlichte die Fachzeitschrift Deutsche Kunst und Dekoration Skulpturen von Singer. 1925 erhielt sie eine Goldene Medaille bei der Pariser Kunstgewerbeausstellung (Exposition internationale des Arts Décoratifs et industriels modernes) für ihre einen Meter hohe Originalkeramik. Ebenfalls 1925 stellte sie in „Deutsche Frauenkunst“ im Künstlerhaus Wien aus. Im selben Jahr gründete sie eine eigene Keramikwerkstatt in Grünbach am Schneeberg. 1928 stellte sie auf der International exhibition of ceramics, ausgerichtet von der American Federation of Arts, AFA, in den USA an verschiedenen Orten aus, unter anderem im MoMA. Sie gewann in London 1934 und auf der Weltausstellung Brüssel 1935 Kunstpreise.

Singer war Mitglied in den Verbänden „Vereinigung Wiener Frauenkunst“ (seit 1926)[3] und Österreichischer Werkbund; bei der „Frauenkunst“ stellte sie von 1927 bis 1933 aus, beim Werkbund 1930. In den Jahren 1920–1925 war sie korrespondierendes Mitglied, ab 1926 assoziiertes Mitglied im Hagenbund.

Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft[4] emigrierte sie 1938 nach dem in einem Bergwerk erfolgten Unfalltod ihres Mannes Josef Schinnerl, den sie 1924 geheiratet hatte, nach Los Angeles in den USA. Sie erhielt 1946 ein Stipendium einer Stiftung am Scripps College, danach lehrte sie dort für kurze Zeit Bildhauerei. Seit Ende der 1940er Jahre war sie auf einen Rollstuhl angewiesen, da ihr Skelett infolge Mangelernährung nach dem Ersten Weltkrieg in Teilen fehlgebildet war. Sie starb 1955 in Kalifornien.[5]

Bildnachweise

  • Scripps Annual, repräsentativer Katalog von Werken der Mitarbeiter im Scripps; Susi Singer: Jahrgänge von 1947 bis 1952
  • 6000 Years of art in clay, Los Angeles 1952 (Sammelausstellung)
  • Women’s „Werk“: The Dignity of Craft. American Museum of Ceramic Art, Pomona 2005, Ausstellung, zus. mit Marguerite Wildenhain[6]

Siehe auch

Archivgut

Literatur

Einzelnachweise

  1. Geburtenbuch IKG Wien, Band N, Nr. 2000; Singer-Schinnerl Susi (Selma), geb. Singer. In: Ilse Korotin (Hrsg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3: P–Z. Böhlau, Wien 2016, ISBN 978-3-205-79590-2, S. 3082 f. (fwf.ac.at). Die Literatur nennt auch andere Geburtsdaten: Beim US-Census von 1940 hat sie 1902 als ihr ungefähres Geburtsjahr angegeben und ihren Sohn Peter Schinnerl als zweijährig bezeichnet, sein Geburtsdatum ist 17. September 1937; als Wohnort Pasadena (Kalifornien); bei einer Bewerbung um die Einbürgerung in die USA gab sie „Selma Rosa Schinnerl“ und Geburtsjahr 1891 an; im späteren Einbürgerungsregister (22. Juni 1945) wird „Suzanne Schinnerl“ notiert
  2. Susi Singer, Wheel Chair Sculptor, Dies. In: The Los Angeles Times. 30. Januar 1955, S. 7 (Teil IV). Abweichend häufig 1965.
  3. Diese war seit 1926 eine Abspaltung von der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs
  4. Sie war bereits 1924 aus der IKG ausgetreten, Geburtenbuch IKG Wien, Band N, Nr. 2000. Ihr Vermögen (als Selma Schinnerl), ein Grundstück in Grünbach, wurde nach 1938 vom NS-Staat „eingezogen“, also arisiert, vgl. Niederösterreichisches Landesarchiv, S. 15, Nr. 449 Quelle
  5. Waltraud Neuwirth: Wiener Keramik. Klinkhardt und Biermann, Braunschweig 1974, ISBN 3-7814-0163-4.
  6. Women’s „Werk“: The Dignity of Craft. Feb 12 – April 2, 2005 (Memento vom 5. November 2016 im Internet Archive). Beschreibung der Ausstellung (englisch).
  7. bei dieser Stiftung weitere Materialien, u. a. Briefe von / an S. S.; die Stiftung veranstaltet bisweilen Ausstellungen und Tagungen zu ihren (früheren) Mitarbeitern, zu Singer z. B. zuletzt am 19. März 2010.
  8. Laura Weißmüller: „Die Frauen der Wiener Werkstätte.“ Ausstellung in Wien. Rezension. Abgerufen am 22. Januar 2022.