Susanne Dagen

Susanne Dagen (2020)

Susanne Dagen (* 1972 in Dresden[1]) ist eine deutsche Buchhändlerin, Verlegerin und Kommunalpolitikerin der Freien Wähler in Dresden.

Buchhandel

Kulturhaus Loschwitz

Dagen betreibt seit 1995 mit ihrem Lebenspartner Michael Bormann das BuchHaus Loschwitz, eine Buchhandlung in Dresden-Loschwitz,[2] die neben dem Buchverkauf auch Veranstaltungen im KulturHaus Loschwitz bietet. Dagen gibt eine edition buchhaus loschwitz Reihe EXIL, jährlich den Kalender Literarisches Dresden und Lyrik-Publikationen für poet in residence heraus; für Letzteres sitzt sie seit 2013 in der Jury zur Vergabe des Lyrik-Stipendiums.[3] Ab Mai 2018 wurde die Lesereihe Aufgeblättert. Zugeschlagen – Mit Rechten lesen auf dem Youtube-Kanal BuchHaus Loschwitz hochgeladen, die Dagen gemeinsam mit Ellen Kositza vom neurechten Verlag Antaios moderierte.[4][5]

Das BuchHaus Loschwitz gewann 2015 und 2016 den Deutschen Buchhandlungspreis in der Kategorie Besonders herausragende Buchhandlungen.[1][6] Es wurde im Oktober 2020 in den Medien bekannt, nachdem sich der S. Fischer Verlag von der Schriftstellerin Monika Maron getrennt hatte. Maron hatte seit Jahren ihre Bücher in der Buchhandlung vorgestellt, ihr letzter Titel „Krumme Gestalten, vom Wind gebissen“ war dann in der Edition BuchHaus Loschwitz erschienen. In der Begründung des S. Fischer Verlages habe diese Entscheidung eine zentrale Rolle gespielt, so die Fischer-Verlegerin Siv Bublitz in einem Brief an die Autoren des Verlags.[7]

Anschlag

Im April 2021 wurde auf das Buchhaus Loschwitz ein Angriff mit Buttersäure und Pyrotechnik verübt. Die Tat wurde von Dresdner Politikern verurteilt. „Gewalt ist kein Mittel der politischen Auseinandersetzung und es ist dabei völlig egal, ob diese Gewalt von Rechts- oder Linksextremisten ausgeht“, sagte Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). Auch die Dresdner Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Die Linke) verurteilte den Anschlag.[8][9][10] Der Staatsschutz hat Ermittlungen aufgenommen.[11]

Politischer Aktivismus

Artikel des Magazins Der Spiegel im Mai 2016[12] und in der Wochenzeitung Die Zeit vom März 2017 bezeichneten Dagen als „pegida-nah“.[1] Dagen unterstützt die Forderungen von Pegida und vertritt selbst islamkritische Positionen.[13][14] Als Reaktion auf Störaktionen am Stand des Antaios-Verlages auf der Frankfurter Buchmesse initiierte sie im Oktober 2017 die „Charta 2017“, in der sie dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels vorwarf, einen „Gesinnungskorridor“ vorzugeben, und kritisierte, dass „unsere Gesellschaft nicht mehr weit von einer Gesinnungsdiktatur entfernt“ sei. Diese Charta wurde unter anderem von den Schriftstellern Cora Stephan und Uwe Tellkamp sowie den Publizisten Vera Lengsfeld und Matthias Matussek unterzeichnet.[15][16]

Im März 2018 wurde Dagen in das Kuratorium der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung berufen,[17] dem sie bis zu ihrer Stadtratskandidatur für die Freien Wähler angehörte. Im September 2018 wurde Dagen von der Teilnahme an einem Workshop zum Thema „Echokammern und Filterblasen: Vernetzung über Social Media“ im Rahmen der Tagung „Die neue Mitte? Rechte Ideologien und Bewegungen in Europa“ im Deutschen Hygiene-Museum Dresden ausgeschlossen.[18][19] Auf Dagens Klage hin urteilte das Landgericht Dresden, der Ausschluss sei rechtswidrig gewesen.[20]

Im Juli 2020 war der österreichische Rechtsextreme und führende Vertreter der Identitären Bewegung in Österreich Martin Sellner unter dem Pseudonym „Robert Wagner“ zu Gast auf dem Youtube-Kanal Aufgeblättert. Zugeschlagen – Mit Rechten lesen.[7][21]

Stadtpolitisches Engagement

Seit September 2019 sitzt Dagen für die Freien Wähler im Dresdner Stadtrat und im Stadtbezirksbeirat von Dresden-Loschwitz.

Persönliches

Dagens Mutter war Kunstwissenschaftlerin an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und als Galeristin im Staatlichen Kunsthandel tätig, ihr Vater ein aus Kroatien stammender Chemiker.[13] Dagen hat zwei Töchter[1] und lebt in Dresden.

Literarische Rezeption

Handlungsstränge in Ingo Schulzes 2020 erschienenem Roman Die rechtschaffenen Mörder wurden als Anspielungen auf Dagens Werdegang gedeutet.[22][23] Das 2021 am Dresdner Societaetstheater uraufgeführte Theaterstück Die Buchhändlerin basiert auf Aussagen von Dagen.[24][25]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Maria Timtschenko: Susanne Dagen – Wut im Buch. In: Zeit Online, 23. März 2017, abgerufen am 17. September 2019
  2. Buchhändlerin Susanne Dagen über das Leben am Elbhang, sachsen-fernsehen.de, 13. August 2015, abgerufen am 18. September 2019
  3. Susanne Dagen bei Kulturhaus Loschwitz
  4. Tomas Gärtner: Lingnerpodium: Meinungsgräben müssen kein Unglück sein. In: Dresdner Neueste Nachrichten (online), 22. Februar 2019.
  5. Alexa Hennings: Süße Krankheit Elbhang. Innenansichten einer Dresdner Spezies. Deutschlandfunk Kultur, Sendung Das Feature, 20. August 2019.
  6. Preis 2015
  7. a b Christian Schröder und Hannes Soltau: Monika Maron, Susanne Dagen und die Antidemokraten: Die rechte Liebe zur Literatur, in: Tagesspiegel 26. Oktober 2020, online auf: tagesspiegel.de/...
  8. Anschlag mit Buttersäure auf Buchhandlung in Dresden, Spiegel online, 19. April 2021.
  9. Politiker aus Dresden verurteilen Anschlag auf Buchhaus Loschwitz, 19. April 2021.
  10. Oliver Reinhard: Ist Gewalt gegen "Missliebige" weniger verdammenswert? Sächsische Zeitung, 22. April 2021, abgerufen am 25. April 2021.
  11. Andreas Weller und Luisa Zenker: Dresdner Politiker verurteilen Buttersäure-Anschlag. Sächsische Zeitung, 19. April 2021, abgerufen am 25. April 2021.
  12. Herr Preuß schreibt Geschichte spiegel.de, 14. Mai 2016, abgerufen am 19. September 2018
  13. a b Chronik einer Denunziation, Interview mit Gunter Neumann, Johanna Kelch, wahlzone.mdr.de, abgerufen am 17. September 2019
  14. Bernhard Honnigfort: Geschichten von missverstandenen Menschen. In: Frankfurter Rundschau (online), 3. April 2017.
  15. Susanne Dagen reagiert mit einer „Charta 2017“ auf die Buchmesse-Vorfälle – „Nicht mehr weit von einer Gesinnungsdiktatur entfernt“. In: Börsenblatt, 17. Oktober 2017.
  16. Cornelius Pollmer: Neue Rechte – „Charta 2017“. In: Süddeutsche Zeitung (online), 18. Oktober 2017.
  17. Moritz Lehmann: Buchhändlerin Dagen in AfD-naher Stiftung. In: Badische Zeitung, 22. März 2018, abgerufen am 18. September 2019
  18. Michael Kunze: Ausschluss aus „geschütztem Raum“. In: Sächsische.de, 19. September 2018.
  19. Stellungnahme: Warum die Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen nicht zu einem Workshop der Tagung „Die neue Mitte? Rechte Ideologien und Bewegungen in Europa“ zugelassen worden ist. Deutsches Hygiene-Museum Dresden, 2. Oktober 2018.
  20. Rauswurf der Buchhändlerin Dagen aus Seminar im Hygiene-Museum war rechtswidrig. In: Dresdner Neueste Nachrichten, 28. Juni 2019.
  21. Identitären-Kopf in Dresden. Abgerufen am 21. Oktober 2020.
  22. Julia Encke: Neuer Roman von Ingo Schulze: Die Rechten und die Rechtschaffenen. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 20. Mai 2022]).
  23. Von Sascha Seiler: Im Antiquariat der Vergangenheit - Ingo Schulze versucht in seinem Roman „Die rechtschaffenen Mörder“ aufzuzeigen, warum es so schwer ist, Antworten auf den Rechtsruck im Osten Deutschlands zu finden : literaturkritik.de. Abgerufen am 20. Mai 2022 (deutsch).
  24. Ein Theaterstück über Susanne Dagen? Nein, es ist mehr. Abgerufen am 20. Mai 2022.
  25. Societaetstheater Dresden: Veranstaltung. Abgerufen am 20. Mai 2022.

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Denkmalgeschütztes Seitengebäude eines kleinen Bauernhofes in der Friedrich-Wieck-Straße 6 (links) und denkmalgeschütztes Wohnhaus in der Dammstraße 14 (rechts) in Dresden-Loschwitz
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  1. staDDrat - Mitschnitte
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Susanne Dagen im Dresdner Stadtrat