Suppenheide

Suppenheide
Stadt Solingen
Koordinaten:51° 10′ N, 7° 0′ O
Höhe:etwa 116 m ü. NHN
Postleitzahl:42697
Vorwahl:0212
Suppenheide (Solingen)
Suppenheide (Solingen)

Lage von Suppenheide in Solingen

Fachwerkhaus an der Suppenheide
Fachwerkhaus an der Suppenheide

Suppenheide ist ein aus einer Hofschaft hervorgegangener Wohnplatz in der bergischen Großstadt Solingen. An der Suppenheide befand sich ab dem Jahre 1892 das Ohligser Gaswerk, das bis 1930 bestand. Aus dem 2009 stillgelegten Kugelgasbehälter an der Tunnelstraße entstand zwischen 2016 und 2019 das Galilieum Solingen.

Lage und Beschreibung

Als Suppenheide wird das östlich des Solinger Hauptbahnhofs im Stadtteil Ohligs gelegene Stadtviertel bezeichnet, das im Süden etwa durch die Hochstraße, im Osten durch Wahnenkamp und die Mittelstraße, im Norden durch die Tunnelstraße und das Ufer zum Lochbach sowie im Westen durch den Bahnhof und die Bahnstrecke zwischen Köln und Wuppertal begrenzt wird. Das Gelände fällt von der Sauerbreystraße zum Lochbach hin um einige Höhenmeter ab. Der Kern der einstigen Hofschaft befand sich an der kleinen Stichstraße, die von der Mozartstraße abzweigt und den Namen des Hofes trägt. Dort befinden sich, versteckt in zweiter Reihe hinter der geschlossen gründerzeitlichen Bebauung der Mozartstraße noch einzelne Fachwerkhäuser des Bergischen Stils. Die Suppenheider Straße verbindet den Ort mit dem ehemaligen Hallenbad Ohligs an der Sauerbreystraße im Süden.

Benachbarte Orte sind bzw. waren (von Nord nach West): Rennpatt, Kullen, Poschheider Mühle, Poschheide, Wahnenkamp, Scharrenbergerheide, Hüttenhaus, Bockstiege, Piepers sowie die einstige Hofschaft Ohligs.

Etymologie

Brangs vermutet hinter dem Präfix Suppe- den altdeutschen Familiennamen Subbe. Das Suffix -heide kommt vielfach in Solingen vor, darunter in Heide, Heidufer oder Heider Hof. Es beschreibt eine Gegend, die von Heidekräutern bewachsen war.[1]

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnungs der Suppenheide erfolgte vermutlich um 1700, als von einem Peter Broch auf den Sebbenheiden die Rede ist.[1] Im Jahre 1715 ist der Ort in der Karte Topographia Ducatus Montani, Blatt Amt Solingen, von Erich Philipp Ploennies mit einer Hofstelle verzeichnet und als Cauſenheit benannt. Der Ort gehörte zur Honschaft Merscheid innerhalb des Amtes Solingen. Die Topographische Aufnahme der Rheinlande von 1824 verzeichnet den Ort als Suppenheid, die Preußische Uraufnahme von 1844 verzeichnet ihn als Suppenheide. In der Topographischen Karte des Regierungsbezirks Düsseldorf von 1871 ist der Ort ebenfalls als Suppenheide verzeichnet.[2]

Nach Gründung der Mairien und späteren Bürgermeistereien Anfang des 19. Jahrhunderts gehörte Suppenheide zur Bürgermeisterei Merscheid, die 1856 zur Stadt erhoben und im Jahre 1891 in Ohligs umbenannt wurde.

1815/16 lebten 52, im Jahr 1830 69 Menschen im als Weiler bezeichneten Wohnplatz.[3][4] Dort lag er in der Flur VI. Poschheide. Der nach der Statistik und Topographie des Regierungsbezirks Düsseldorf als Hofstadt kategorisierte Ort besaß zu dieser Zeit acht Wohnhäuser und zehn landwirtschaftliche Gebäude. Zu dieser Zeit lebten 53 Einwohner im Ort, davon fünf katholischen und 48 evangelischen Bekenntnisses.[3] Die Gemeinde- und Gutbezirksstatistik der Rheinprovinz führt den Ort 1871 mit elf Wohnhäuser und 74 Einwohnern auf.[5] Im Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland von 1888 werden 13 Wohnhäuser mit 95 Einwohnern angegeben.[6] 1895 besitzt der Ortsteil 13 Wohnhäuser mit 87 Einwohnern.[7]

Gründerzeitarchitektur an der Suppenheide

Die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft (BME) trassierte zwischen 1864 und 1867 die Bahnstrecke Gruiten–Köln-Deutz in Nord-Süd-Richtung von Caspersbroich bis Landwehr quer durch das heutige Solinger Stadtgebiet und teilte dabei das Stadtgebiet der Gemeinde Merscheid in zwei Hälften. Die Trassierung der Bahnstrecke erfolgte im Osten unweit der Hofschaft Suppenheide; bei der Hofschaft Hüttenhaus legte man den Bahnhof Ohligs-Wald an, den späteren Solinger Hauptbahnhof.[8] Die Errichtung des Bahnhofes beeinflusste die Entwicklung der ab 1891 Ohligs genannten Stadt stark positiv und die Flächen rund um den Bahnhof wurden für Wohnen und Industrie immer beliebter. An der Suppenheide entstand so ab der Wende zum 19. Jahrhundert ein gründerzeitliches Wohnquartier an den folgenden neu angelegten Straßen: Mozartstraße, Richard-Wagner-Straße (heute Händelstraße), Bachstraße (heute Wahnenkamp) sowie Beethovenstraße (nicht mehr vorhanden), die alle die Namen deutscher Komponisten erhielten.[1] Viele zu dem Hof gehörenden Gebäude wurden für die Baumaßnahmen abgerissen.

Nördlich der Suppenheide, an der Tunnelstraße, entstand 1891/1892 die erste Gasanstalt der Stadt Ohligs. Andere Städte des oberen Kreises Solingen, wie z. B. Solingen oder Wald, hatten bereits rund 30 Jahre zuvor eigene Gaswerke in Betrieb genommen. Zunächst wurde die Straßenbeleuchtung von Öl auf Gas umgestellt, später folgten industrielle Anwendungsbereiche und die Nutzung als Heizenergie. Das Ohligser Gaswerk wurde in den Folgejahren mehrfach erweitert, um- und ausgebaut. In den 1920er Jahren erreichte es dennoch seine Belastungsgrenze.

Vor dem Hintergrund der 1929 erfolgten Städtevereinigung zu Groß-Solingen, bei der auch die Suppenheide nach Solingen eingemeindet wurde, schien ein Neubau des inzwischen veralteten Gaswerks nicht mehr sinnvoll. Zudem war man an den Liefervertrag der Stadt Solingen mit den RWE bzw. der Ruhrgas AG gebunden. Im Juli 1930 erhielt das Ohilgser Gasnetz Anschluss an das Ferngasnetz, so dass das örtliche Gaswerk schließlich Ende Juli 1930 stillgelegt wurde.[9] Um die Speicherkapazitäten aufgrund des gestiegenen Verbrauches zu erhöhen, entstand 1956/1957 auf dem Gelände des Gaswerks ein Kugelgasbehälter mit einem Fassungsvermögen von 64.000 Kubikmetern.[9] Im Jahre 2009 wurde der Gasbehälter stillgelegt, da die Gasbeschaffung fortan über den Großhandel erfolgte und eine Zwischenspeicherung nicht mehr erforderlich war. Aus dem Kugelgasbehälter und einem angrenzenden Neubau entstand ab 2016 das am 5. Juli 2019 eröffnete Galileum Solingen, das erste Planetarium in einem ehemaligen Gasbehälter.[10] Das Umfeld des künftigen Planetariums wurde bereits ab Anfang der 2010er Jahre umgestaltet, nachdem es zuvor zu einer wilden Müllkippe verkommen war.[11] Zwischen Hauptbahnhof und Galileum, an der Suppenheide vorbei, eröffnete im Sommer 2017 der sogenannte Plantenweg, ein Spiel- und Bewegungspfad für Kinder.[12]

Commons: Solingen-Suppenheide – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. a b c Hans Brangs: Erklärungen und Erläuterungen zu den Flur-, Orts-, Hof- und Straßennamen in der Stadt Solingen. Solingen 1936
  2. Topographische Karte des Regierungsbezirks Düsseldorf. Entworfen und ausgeführt nach den Katastral-Aufnahmen und den denselben zum Grunde liegenden und sonstigen trigonometrischen Arbeiten durch den kgl. Regierungssekretär W. Werner. Hrsg. von dem kgl. Regierungssekretär F. W. Grube. 4. rev. Auflage / Verlag von A. Bagel in Wesel, 1859 / Ddf., 17. Dez. 1870. J. Emmerich, Landbaumeister. - Nach den ministeriellen Abänderungen berichtigt. Ddf. d. 1. Sept. 1871. Bruns.
  3. a b Johann Georg von Viebahn: Statistik und Topographie des Regierungsbezirks Düsseldorf, 1836
  4. Friedrich von RestorffTopographisch-statistische Beschreibung der Königlich Preußischen Rheinprovinz, Nicolai, Berlin und Stettin 1830
  5. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. 1873, ZDB-ID 1046038-X.
  6. Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. 1887, ZDB-ID 1046036-6.
  7. Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1895 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. 1897, ZDB-ID 1046036-6.
  8. Manfred Kohl: Zeitsprünge Solingen-Ohligs, Suttonverlag, Erfurt: 2007, S. 51f.
  9. a b Stadtwerke Solingen GmbH: 150 Jahre Gasversorgung Solingen 1859-2009. (PDF) S. 12, 22, abgerufen am 9. Dezember 2020.
  10. Planetarium ⋆ Galileum Solingen. In: Galileum Solingen. Abgerufen am 9. Dezember 2020 (deutsch).
  11. RP ONLINE: Solingen: Neues Kleinod Suppenheide. 18. Mai 2011, abgerufen am 9. Dezember 2020.
  12. Hannah Blazejewski: Der grüne Weg zu den Sternen. In: IHK Bergische Wirtschaft. Abgerufen am 9. Dezember 2020.

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Stadtbezirke von Solingen
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"Das Ohligser Stadtwappen zeigt im linken Feld einen senkrecht stehenden gespaltenen gotischen Schild mit sieben Silbersternen auf blauem Grund und rechts ein schwarzes Flügelrad auf goldenem Grund. Der obere Rand trägt eine dreitürmige Mauerkrone mit einem Tor in der Mitte, die Ohligs als Kleinstadt ausweist.“ Die Silbersterne repräsentieren die Vielzahl der Höfe, aus denen die Stadt hervorgegangen ist. Das Flügelrad symbolisiert Eisenbahn und Geschäftsverkehr.
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Mittelstraße in Solingen-Ohligs, aufgenommen im Sommer 2015
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Der Kugelgasbehälter im Jahre 1956 im Bau
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Fachwerkhaus an der Suppenheide, aufgenommen im Winter 2020/21
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Galileum in Solingen-Ohligs