Sunita Lyn Williams

Sunita Williams
Sunita Williams
LandVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
OrganisationNational Aeronautics and Space Administration NASA
ausgewählt4. Juni 1998
(17. NASA-Gruppe)
Einsätze2 Raumflüge
Start des
ersten Raumflugs
10. Dezember 2006
Landung des
letzten Raumflugs
19. November 2012
Zeit im Weltraum321d 17h 15min
EVA-Einsätze7
EVA-Gesamtdauer50h 40min
Raumflüge

Sunita Lyn „Suni“ Williams (* 19. September 1965 als Sunita Lyn Pandya in Euclid, Ohio, USA) ist eine US-amerikanische Astronautin.

Ausbildung

Williams wurde in der direkt am Eriesee gelegenen Mittelstadt Euclid geboren, wuchs aber mit ihren Geschwistern und den Eltern in der Ortschaft Needham im ostwärts gelegenen Massachusetts auf. Ihr Vater ist Arzt (inzwischen im Ruhestand), stammt aus Indien und wanderte Anfang der 1960er Jahre in die USA aus. Ihre Mutter ist geborene US-Amerikanerin mit slowenischen Wurzeln.

Williams ging in Needham auf die High School, schloss diese im Jahr 1983 ab und begann dann ein Studium. Sie besuchte die United States Naval Academy (USNA) in Maryland und erhielt im Mai 1987 einen Bachelor in Physik.

Mit Absolvierung der Needham High School hatte sich Williams für die United States Navy verpflichtet und nach ihrer USNA-Zeit ihren aktiven Dienst aufgenommen. Zunächst wurde sie ein halbes Jahr zur Marinetaucherin geschult und kam dann nach Florida. Dort erhielt sie 18 Monate lang Flugunterricht, bevor sie einen Aufbaukurs zur Hubschrauberpilotin absolvierte. Eigentlich hatte sie Jets fliegen wollen, die Navy konnte jedoch nicht genug Plätze für Frauen bereitstellen. Deshalb musste Williams auf die Drehflügler ausweichen.

Anschließend wurde Williams nach Virginia zum 8. Helikoptergeschwader versetzt, das seinen Heimatstützpunkt auf der Naval Air Station Norfolk hat. Mit den „Dragon Whales“, wie sich die Soldaten der Einheit nennen, unternahm sie Einsätze im Mittel- und im Roten Meer und schließlich im Persischen Golf. Von dort unterstützte sie vom Versorger „USS Sylvania“ aus mit Hubschraubern vom Typ CH-46 Sea Knight die „Operation Desert Shield“. Danach war sie bis zum Juni 1992 an der humanitären US-Aktion „Operation Provide Comfort“ beteiligt, die im April 1991 eingerichtet wurde, um kurdischen Flüchtlingen zu helfen. Im September 1992 kommandierte sie eine CH-46-Einheit, als die „USS Sylvania“ vor die Küste von Miami beordert wurde, um den Opfern von Hurrikan Andrew zu helfen, der kurz zuvor Florida verwüstet hatte.

Für Williams folgte eine einjährige Schulung zur Testpilotin an der United States Naval Test Pilot School (USNTPS) in Patuxent River (Maryland). Im Anschluss daran arbeitete sie ab Dezember 1993 in der Navy-Erprobungsabteilung für Hubschrauber, die sich ebenfalls auf der Naval Air Station Patuxent River befindet.

Neben ihrer militärischen Tätigkeit als Testpilotin und Sicherheitsoffizier nahm Williams ein weiteres Studium auf. Das Florida Institute of Technology in Melbourne verlieh ihr 1995 einen Master im Fach Wirtschaftsingenieurwesen. Bevor sie auf der „USS Saipan“ die gesamte Flugabwicklung leitete, war sie Ausbilderin für angehende Helikopterpiloten an der USNTPS.

Williams absolvierte mehr als 3000 Flugstunden mit mehr als 30 Luftfahrzeugtypen.[1]

Astronautentätigkeit

Beeinflusst durch ihren Vater, den Mediziner Deepak Pandya, und die Tatsache, dass sie mit Tieren aufwuchs, hatte Williams in ihrer Kindheit Tierärztin werden wollen. Mit der Zeit änderte sich ihr Berufswunsch in Richtung Lehrerin. Das Berufsbild des Raumfahrers kam erst dazu, als sie 1993 den Testpilotenlehrgang an der USNTPS absolvierte. Eines Tages besuchte die Klasse das Lyndon B. Johnson Space Center in Houston (Texas), und die Raumfahrtlegende John Young hielt eine Unterrichtsstunde ab. Das war für sie der Auslöser, sich bei der NASA zu bewerben. Ihr erster Antrag für die 15. Gruppe wurde abgelehnt, beim zweiten Versuch wurde sie schließlich angenommen.

Williams wurde von der NASA als eine von 17 Missionsspezialisten im Juni 1998 vorgestellt. Aus insgesamt 2618 Bewerbern, die den formalen Auswahlkriterien entsprachen, waren 101 Finalisten hervorgegangen. Diese wurden im Herbst 1997 ins JSC zu Tests, Gesprächen und medizinischen Untersuchungen eingeladen.

Im Herbst 2000 hatten Williams und die anderen „Pinguine“ (so bezeichneten sich die Auszubildenden der 17. Astronautengruppe selbst) die zweijährige Grundausbildung beendet. Gleich danach schickte die NASA Williams für ein Jahr nach Russland, um am „Sternenstädtchen“ die Vorbereitungen und den Flug der ersten Langzeitbesatzung zur Internationalen Raumstation (ISS) zu betreuen.

Nach ihrer Rückkehr aus Moskau erlernte sie in Kanada zunächst den Umgang mit dem ISS-Roboterarm, nahm im Mai 2002 an einer anderthalbwöchigen Unterwasser-Weltraumsimulation vor der Küste Floridas teil, bis sie ein halbes Jahr später ihre erste konkrete Aufgabe als Astronautin erhielt: Für kurze Zeit trainierte sie als Bordingenieurin in der Reservecrew für den Flug der ISS-Expedition 10 zusammen mit ihrem Namensvetter Jeff Williams und dem Russen Konstantin Kosejew. Mit der Umstellung der Besatzungen nach dem Columbia-Absturz wurde die Besatzung im Frühjahr 2003 aufgelöst.

Anfang Mai 2006 gab die NASA bekannt, dass Williams ab Ende des Jahres für rund sechs Monate als Bordingenieurin auf der ISS arbeiten wird. Im Dezember 2006 startete sie mit dem Shuttle-Flug STS-116, löste dort den Deutschen Thomas Reiter ab und verstärkte zunächst die ISS-Langzeitbesatzung Expedition 14 (Michael López-Alegría und Michail Tjurin), die drei Monate zuvor auf der Station eintraf. Im April 2007 übergaben López-Alegría und Tjurin die Stationsaufsicht planmäßig an die Expedition 15. Bis zu ihrer Rückkehr mit STS-117 am 22. Juni 2007 arbeitete Williams mit Fjodor Jurtschichin und Oleg Kotow zusammen.

Während ihres ersten Raumflugs stellte Williams gleich mehrere Rekorde auf: Mit 194 Tagen und 18 Stunden war sie länger als jede andere Frau während eines Flugs im All. Den bisherigen Rekord hatte ihre Kollegin Shannon Lucid elf Jahre zuvor aufgestellt, als sie 1996 auf der russischen Raumstation Mir 188 Tage arbeitete. Zudem hielt sie die Rekorde für die größte Anzahl von Außenbordeinsätzen einer Frau (sieben) und mit über 50 Stunden die längste Gesamtzeit, die sich eine Frau außerhalb eines Raumfahrzeugs aufhielt.

Williams war in der Ersatzmannschaft für die ISS-Expeditionen 30 und 31 eingeteilt und diente dann als Bordingenieurin der ISS-Expedition 32. Der Start mit dem Raumschiff Sojus TMA-05M erfolgte am 15. Juli 2012, der Umstieg in die ISS am 17. Juli. Während der Expedition 33 war sie von September bis November 2012 Kommandantin der ISS.[2]

Am 9. Juli 2015 stellte die NASA Sunita Williams als eine der vier Testpiloten für künftige kommerzielle Raumschiffe vor. Zusammen mit Robert Behnken, Eric Boe und Douglas Hurley wurde sie mit den Raumschiffen CST-100 von Boeing und Dragon V2 von SpaceX vertraut gemacht. Williams war dann für den Flug Starliner-1 vorgesehen.[3] Im Juni 2022 teilte die NASA mit, dass sie stattdessen am Boeing Crew Flight Test als Pilotin teilnehmen wird.[4]

Zusammenfassung

Nr.MissionFunktionFlugdatumFlugdauer
1STS-116/STS-117Bordingenieurin2006/2007194d 18h 02m
2Sojus TMA-05MBordingenieurin / ISS-Kommandantin2012126d 23h 13m

Privates

(c) Biswarup Ganguly, CC BY 3.0
Sunita Lyn Williams anlässlich einer Pressekonferenz im April 2013, Science City, Kolkata

Die Astronautin ist mit Michael Williams verheiratet. Beide hatten sich auf der USNA kennengelernt, als sie Physik studierten. Derzeit führen sie eine Fernehe, denn während Sunita Williams in Houston wohnt, arbeitet ihr Mann als Polizist in Oregon. Das Paar hat keine Kinder.

Williams hält regen Kontakt mit Slowenien. Zuletzt besuchte sie dieses Land für eine Woche im Mai 2013 und hielt dort Vorträge. Unter anderem besuchte sie auch das neue Kulturzentrum für europäische Raumfahrttechnologie KSEVT in Vitanje.[5]

Sunita Williams ist Funkamateurin mit dem Rufzeichen KD5PLB.[6]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Sunita Williams – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sunita Lyn Williams in der Encyclopedia Astronautica, abgerufen am 7. Februar 2020 (englisch).
  2. Future Missions. NASA, abgerufen am 21. Januar 2012 (englisch).
  3. Jeff Foust: NASA reshuffles commercial crew astronaut assignments because of Starliner delays. Space News, 7. Oktober 2021, abgerufen am 5. Januar 2022 (englisch).
  4. NASA: NASA Updates Astronaut Assignments for Boeing Starliner Test Flight. 16. Juni 2022, abgerufen am 23. September 2022.
  5. Marjana Hanc: Vse je mogoče, omejitve si postavljamo sami (deutsch: „Alles ist möglich, Begrenzungen setzen wir uns selbst“) in der slowenischen Tageszeitung Delo, 20. Mai 2013, S. 32
  6. Radio Contacts with the ISS. ARISS, abgerufen am 31. August 2014 (englisch).

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Das Expedition-33-Emblem stellt die Internationale Raumstation (ISS) dar, wie sie die Erde in Richtung Zukunft umkreist. Die Nationalflaggen Japans, Russlands und der Vereinigten Staaten von Amerika repräsentieren die Crew der Expedition 33, welche aus sechs Astronauten und Kosmonauten aus Japan, Russland und den Vereinigten Staaten besteht. Die fünf weißen Sterne repräsentieren die Partner im ISS-Programm – Kanada, die europäischen Länder, Japan, Russland und die Vereinigten Staaten. Die Expedition 33 wird die Arbeit der vorhergehenden 32 Expeditionsmannschaften an Bord des multinationalen Laboratoriums fortsetzen z. B. in Bereichen der Biologie und Biotechnologie, der Geowissenschaften und der Weltraumforschung, der Bildung, der menschlichen Forschung, der Natur- und Materialwissenschaften und der Technologieentwicklung und -vorführung.
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This emblem embodies the past, present, and future of human space exploration. The Roman numeral XIV suspended above the Earth against the black background of space symbolizes the fourteenth expeditionary mission to the International Space Station (ISS), or Международная Космическая Станция. Elements of this symbol merge into a unified trajectory destined for the moon, Mars, and beyond, much as science and operations aboard the ISS today will pave the way for future missions to our celestial neighbors. The five stars honor the astronauts and cosmonauts of missions Apollo 1, Soyuz 1, Soyuz 11, Challenger, and Columbia, who gave their lives in the pursuit of knowledge and discovery.
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The operational teamwork between human space flight controllers and the on-orbit crew take center stage in this emblem. Against a backdrop familiar to all flight controllers, past and present, independent of any nationality, the fifteenth expedition to the ISS is represented in Roman numeral form as part of the ground track traces emblazoned on the Mercator projection of the home planet Earth. The ISS, shown in its fully operational, assembly complete configuration, unfurls and then reunites the flags of this Russian and American crew in a show of our continuing international cooperation. Golden spheres placed strategically on the ground track near the flight control centers of the United States and Russia serve to symbolize both the joint efforts from each nation's team of flight controllers and the shuttle and Soyuz crew vehicles in their chase orbit as they rendezvous with the ISS. A rising sun provides a classic touch to the emblem signifying the perpetual nature of manned space flight operations and their origin in these two space-faring nations.
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Insignia for NASA's STS-116 mission.
Sunita Lyn Williams - Kolkata 2013-04-02 7427.JPG
(c) Biswarup Ganguly, CC BY 3.0
Sunita Lyn Williams at the Science City, Kolkata.
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Dieses Emblem repräsentiert die 32. Expedition zur Internationalen Raumstation (ISS) und die Bedeutung der Wissenschaft, die dort für gegenwärtige und zukünftige Generationen führend ist. Die Torbogengestalt des Emblems symbolisiert den „Eingang“ in zukünftige Weltraumforschungsmöglichkeiten. Die ISS, ein kreisendes Laboratorium über der Erde, bietet eine einzigartige Perspektive für Erdbeobachtung und -überwachung. Die Flamme beschreibt das Streben nach Wissen und unterstreicht die Bedeutung von Bildung als den Schlüssel zu zukünftiger menschlicher Raumfahrt. Das Astronautensymbol umkreist die Erde, die Arbeit aller Astronauten der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft würdigend. Die Namen von jedem Crewmitglied auf dem Rand des Emblems sind zu Ehren der verschiedenartigen Kulturen und Sprachen bei der Mission geschrieben. Die drei Flaggen stellen auch die Heimatländer der Expedition 32 Crewmitglieder dar und kennzeichnen die mitwirkende ISS-Partnerschaft von 15 Ländern als eins.