Sudbury Neutrino Observatory
Das Sudbury Neutrino Observatory (SNO) ist ein Neutrino-Observatorium in einer alten Nickelmine in der Nähe von Sudbury, Ontario, Kanada, das im Mai 1999 in Betrieb ging. Der Detektor wurde am 28. Oktober 2006 abgeschaltet, die gewonnenen Daten wurden danach über einen längeren Zeitraum analysiert.
Der Leiter des Experiments, Art McDonald, wurde 2015 mit dem Nobelpreis für Physik für den Beitrag des Experiments zur Entdeckung der Neutrinooszillationen ausgezeichnet.[1]
2014 wurde das unterirdische Labor zu einer permanenten Einrichtung ausgebaut und führt seitdem mehrere Experimente als SNOLAB durch. Die SNO-Ausrüstung selbst wurde derzeit renoviert und fand als SNO plus (SNO+, SNOplus) seine weitere Nutzung.[2]
Aufbau und Ziel
Kernstück des SNO ist der Detektor, der sich mehr als 2000 m unterhalb der Erdoberfläche befindet und 1000 t schweres Wasser (D2O) in einem kugelförmigen Tank aus Acrylglas enthält. Der Tank ist zur Abschirmung und zur mechanischen Stabilisierung vollständig in ein Becken mit normalem, hochreinem Wasser eingetaucht. Da sich der Detektor so tief unter der Erdoberfläche befindet, ist er sehr gut gegen kosmische Strahlung abgeschirmt.
Aufgrund der schwachen Wechselwirkung von Neutrinos mit Materie erreichen sie als einzige Teilchen nahezu ungehindert den Detektor. Elektronneutrinos reagieren mit den Neutronen des Deuteriums in den Molekülen des schweren Wassers zu einem Proton und einem Elektron (neutrinoinduzierter Betazerfall). Beim Durchgang der Elektronen durch das Wasser entsteht Tscherenkow-Strahlung, die von ca. 9600 um den Tank angeordneten Photomultipliern detektiert wird.
Myon- und Tauneutrinos können vorgenannte Reaktion nicht auslösen, können aber durch Reaktionen der elastischen Neutrinostreuung an Elektronen oder durch Disintegration von Deuterium in Proton und Neutron im Detektor nachgewiesen werden. Dadurch wird eine Unterscheidung von Elektronneutrinos und den übrigen Neutrinos ermöglicht. Erst hierdurch konnte das solare Neutrinoproblem (zu geringe Messraten für Elektron-Neutrinos) auch experimentell mit der Theorie der Neutrinooszillation erklärt werden, da die fehlenden Elektronneutrinos als Myon- oder Tauneutrinos detektiert werden konnten. Neuere Messungen haben gezeigt, dass der Gesamtneutrinofluss (Elektron-, Myon- und Tauneutrinos) sehr gut mit der Erwartung aus dem Standardsonnenmodell übereinstimmt. Hiermit sind zweifelsfrei Neutrinooszillationen nachgewiesen worden.
Am 18. Juni 2001 wurden die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse von SNO veröffentlicht,[3] die den ersten eindeutigen Beweis dafür liefern, dass Neutrinos schwingen (dh sich ineinander verwandeln können), wenn sie sich in der Sonne bewegen. Diese Schwingung impliziert wiederum, dass Neutrinos Massen ungleich Null haben. Der von SNO gemessene Gesamtfluss aller Neutrino-Aromen stimmt gut mit der theoretischen Vorhersage überein. Weitere von SNO durchgeführte Messungen haben seitdem die Genauigkeit des ursprünglichen Ergebnisses bestätigt und verbessert.
Auszeichnungen
- Asteroid 14724 SNO ist zu Ehren von SNO benannt.
- 2006 wurde das gesamte SNO-Team mit dem ersten John C. Polanyi Award für „einen kürzlich in Kanada durchgeführten herausragenden Fortschritt in allen Bereichen der Naturwissenschaften oder Ingenieurwissenschaften“ ausgezeichnet.
- 2015 Nobelpreis für Physik an Arthur B. McDonald für die Entdeckung der Neutrinooszillation
- 2016 Fundamental Physics Prize für SNO zusammen mit 4 weiteren Neutrinoexperimenten
Weblinks
- The Sudbury Neutrino Observatory von Arthur Bruce McDonald
- Sudbury Neutrino Observatory
- Deep Sphere: Das einzigartige strukturelle Design des in der Erde vergrabenen Sudbury Neutrinos Observatory
- Das Sudbury Neutrino Observatory - Kanadas Blick auf das Universum
Einzelnachweise
- ↑ Nobelpreis für Physik 2015: Der Kanadier Arthur B. McDonald gewinnt mit dem Japaner Takaaki Kajita bei cbc.ca
- ↑ SNO plus Pages
- ↑ Erste Ergebnisse des Sudbury Neutrino Observatory erklären die fehlenden solaren Neutrinos und enthüllen neue Neutrino-Eigenschaften (Memento des Originals vom 2. April 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bei falcon.phy
Koordinaten: 46° 29′ 26″ N, 80° 59′ 39″ W