Suburbikarisches Bistum
Die suburbikarischen Bistümer sind einige der ältesten Bistümer der lateinischen Kirche im Umkreis von Rom, deren Vorsteher dem Papst bei der Leitung der Gesamtkirche zur Seite standen.
Der suburbikarisch leitets sich vom lateinischen suburbicarius ab. „Sub“ heißt „unter“ und „urbs“, was „die Stadt“ bedeutet und wie bei Urbi et orbi Rom bezeichnet.
Geschichte und Funktion
Aus diesen Bischöfen entwickelte sich im Laufe der Kirchengeschichte die Klasse der Kardinalbischöfe. Die suburbikarischen Bistümer waren alle Suffraganbistümer der Kirchenprovinz Rom. Die Bischöfe der suburbikarischen Bistümer unterstanden damit dem Bischof von Rom (Papst) in seiner Eigenschaft als Metropolit dieser Kirchenprovinz. Die Anzahl und die Namen dieser Bistümer unterlagen geringfügigen historischen Schwankungen. So wurde beispielsweise das Bistum Ostia-Velletri durch das Motu proprio Edita a Nobis von Papst Pius X. vom 5. Mai 1914 geteilt.[1]
Den höchsten Rang unter ihnen nimmt seit alters her der Kardinalbischof von Ostia ein (ex officio auch Kardinaldekan), welchem in dem seltenen Fall, dass der päpstliche Elekt noch nicht die Bischofsweihe erhalten hat, das Vorrecht zukommt, ihm als Hauptkonsekrator die Bischofsweihe zu spenden.
Mit dem Motu proprio Suburbicariis sedibus vom 11. April 1962 trennte Papst Johannes XXIII. die Leitung der suburbikarischen Diözesen institutionell von den Kardinalbischöfen und legte fest, dass den suburbikarischen Bistümern künftig eigene Diözesanbischöfe mit voller Jurisdiktion vorstehen sollen.[2] Obwohl es formell bestehen blieb, wurde das Bistum Ostia seitdem jedoch nie mit einem Diözesanbischof besetzt, sondern der Kardinalvikar in Personalunion zum Apostolischen Administrator bestellt und die übrige Leitung des Bistums durch das Vicariatus Urbis übernommen.[3]
Die Kardinalbischöfe nehmen allerdings immer noch in aller Form Besitz von ihrem jeweiligen Bistum, sind jedoch an der Verwaltung der Diözese nicht mehr beteiligt.
Gemäß Artikel 3 des Villa-Madama-Abkommens (Konkordat von 1984) sind die Suburbikarischen Bistümer neben der Diözese Rom die einzigen italienischen Diözesen, die einen Bischof und Pfarrer haben können, die keine italienischen Staatsbürger sind. Der letzte ausländische Bischof, der tatsächlich die pastorale Leitung einer suburbikarischen Diözese innehatte, war Kardinal Eugène Tisserant, bis zum 6. August 1966 Bischof der Diözesen Ostia und Porto und Santa Rufina.
Liste
Zurzeit gibt es sieben suburbikarische Bistümer:
Name | Gründung | Kardinalbischof | Nationalität | seit | Kathedrale |
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Ostia | 3. Jahrhundert | Giovanni Battista Re | Italien | 18. Januar 2020 | Sant’Aurea |
Albano | 4. Jahrhundert | vakant | Italien | 27. Mai 2022 | San Pancrazio Martire |
Frascati | 3. Jahrhundert | Tarcisio Bertone SDB | Italien | 30. April 2008 | San Pietro Apostolo in Frascati |
Palestrina | 4. Jahrhundert | José Saraiva Martins CMF | Portugal | 24. Februar 2009 | Sant’Agapito Martire in Palestrina |
Porto-Santa Rufina | 3. Jahrhundert | Beniamino Stella | Italien | 1. Mai 2020 | Sacri Cuori di Gesù e Maria |
Sabina-Poggio Mirteto | 6. Jahrhundert | Giovanni Battista Re | Italien | 1. Oktober 2002 | Santa Maria Assunta |
Velletri-Segni | 5. Jahrhundert | Francis Arinze | Nigeria | 25. April 2005 | San Clemente in Velletri |
Die sechs nicht-orientalischen Kardinalbischöfe der römisch-katholischen Kirche haben über diese Diözesen nach dem Kirchenrecht die Schirmherrschaft, aber keine Leitungsgewalt (can. 357 § 1 CIC). Sie werden daher häufig als ihre Titularbischöfe bezeichnet, da sie nach dem Kirchenrecht den Titel der jeweiligen Diözese innehaben (can. 352 § 2 CIC).
Einzelnachweise
- ↑ Pius X: Motu Prop. Edita a Nobis, AAS 6 (1914), n. 7, p. 219s.
- ↑ Ioannes XXIII: Motu Prop. Suburbicariis sedibus, AAS 54 (1962), n. 5, p. 253ss.
- ↑ Vgl. Annuario Pontificio per l’anno 2009, Città del Vaticano 2009, S. 539.