Sturlunga saga

Sturlunga saga oder in verkürzter Form Sturlunga ist der Name einer Kompilation isländischer Sagas. Die Sturlungasaga wird zu den samtíðasögur (dt. „zeitgenössische Sagas“) gerechnet. Samtíðasögur heben sich von anderen Sagagattungen vor allem dadurch ab, dass ihre Inhalte weltlich sind, und die zeitliche Differenz zwischen Handlung und Abfassung gering ist.

Inhalt

Sie handelt vom Machtkampf einiger der bekanntesten isländischen Geschlechter des Mittelalters, vor allem aber der Familie des Poeten und Politikers Snorri Sturluson. Die Beziehungen zum norwegischen König und die Rolle der Kirche werden ebenso beschrieben wie das Ende der isländischen Freistaatszeit und die Eingliederung in das Königreich Norwegen. Die beschriebenen Ereignisse decken die Epoche von 1117 bis 1264 ab.

Titel

Der Titel rührt vom Geschlecht der Sturlungar her, den Nachkommen des Sturla Þórðarson (1116–1183) vom Landnahmehof Hvammur í Dölum.

Autoren

Die Frage nach dem Kompilator ist der Sturlungasaga ist bislang nicht eindeutig geklärt. Als wahrscheinlich gelten Sturla Þórðarson (1214–1284) und Þórðr Narfason.

Bedeutung

Die Saga wird als wichtige Quelle bzgl. der Geschichte des mittelalterlichen Island gewertet und bietet Einblicke in die Denk- und Lebensweisen der Isländer im 13. Jahrhundert.

Wie einige der wichtigsten Isländersagas wurde sie zu dieser Zeit niedergeschrieben. Andererseits aber sind die in der Sturlunga geschilderten Vorkommnisse aus dem 12. und 13. Jahrhundert sehr viel zeitnaher für die Autoren als die in den Isländersagas geschilderten Vorkommnisse, die sich meist auf die Zeit der Besiedelung oder kurz danach, d. h. auf Ereignisse im 9. und 10. Jahrhundert beziehen, die noch dazu sehr wahrscheinlich erst mündlich überliefert und nachweislich stark mit Erfundenem wie etwa Volkssagenelementen (vgl. z. B. Saga von Grettir dem Starken) ausgeschmückt wurden.

In den meisten Quellen der Sekundärliteratur wird die Darstellung der Ereignisse als sehr sachlich beschrieben, allerdings sehen einige Autoren auch eine Parteinahme zugunsten der aktuellen Machtkonstellation zur Zeit der Niederlegung, nämlich zugunsten des (norwegischen) Königs und der Kirche und damit gegen die Oligarchie der Goden[1].

Entstehung der Kompilation

Es handelt sich hier um eine Kompilation, die aus Versatzstücken verschiedener, zum Teil nicht mehr überlieferter Sagas zusammengesetzt wurde. Sie ist in verschiedenen Handschriften überliefert.

In dieser Form war die Sturlunga Saga aber nicht von Anfang an vorhanden.

Hingegen wurden im 13. Jahrhundert einzelne Sagas geschrieben, die um 1300 zu einer zusammenhängenden Geschichte zusammengefasst wurden. In der Sekundärliteratur wird Þórður Narfason (gest. 1308), Rechtsgelehrter aus Skarð á Skarðsströnd, als Herausgeber genannt. Er wollte mit der Zusammensetzung des Werkes offensichtlich belegen, wie es zum Anschluss Islands an das Norwegische Königreich im Jahre 1262 gekommen war.[2]

Einzelsagas

Die wichtigsten enthaltenen Sagas sind: Die „Íslendinga saga“, verfasst von Sturla Þórðarson, die Saga von Þorgil und Hafliði, die Prestssaga des Guðmundar Arasonar, Þórður kakali, Þorgils skarði und die Svínfellinga saga. Außerdem sind die Sturla saga, Geirmundur heljarskinn, Guðmundar saga dýra und die Saga von Hrafn Sveinbjarnarson zu nennen.

Die einzelnen Sagas des Bandes unterscheiden sich deutlich im Stil. Teilweise wurden sie auch einzeln herausgegeben, etwa 1946.

Handschriften

Die wichtigsten erhaltenen Handschriften der Sturlunga Saga sind Króksfjarðarbók und Reykjafjarðarbók, beide aus dem 14. Jahrhundert.[3]

Siehe auch

Literatur

  • Úlfar Bragason: Sagas of Contemporary History (Sturlunga saga): Texts and Research. In: Rory McTurk: A Companion to Old Norse Icelandic literature an culture. Malden MA: Blackwell, 2005, S. 427–446.
  • Guðrún Nordal: The contemporary sagas and their social context. In: Margaret Clunies Ross: Old Icelandic literature and society. Cambridge: University Press, 2000, S. 221–241.
  • Baetke, Walter (Übers.) und Felix Niedner (Hrsg.): Geschichten vom Sturlungengeschlecht. Düsseldorf/Köln: Diederichs, 1967 (= Sammlung Thule; 24).

Einzelnachweise

  1. Atli Harðarson – Sturlunga, goðaveldið og sverðin tvö. (Memento des Originals vom 9. November 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/this.is – Atli Harðarson: Sturlunga, goðaveldið og sverðin tvö, abgerufen am 20. Juli 2010 (PDF-Datei; 279 kB)
  2. Guðrún Nordal: Íslensk bókmenntasaga. Reykjavík, Mál og menning, 1992, S. 313
  3. Guðrún Nordal: To Dream or Not to Dream: A Question of Method. To Dream or Not to Dream: A Question of Method – Guðrún Nordal (Memento vom 15. August 2011 im Internet Archive)

Weblinks